Ende eines politischen Dramas US-Pastor verlässt die Türkei Richtung Deutschland

Istanbul · Zwei Jahre hielt die Türkei ihn wegen Terror-Vorwürfen fest. Nach Sanktionen, Strafzöllen und Drohungen kommt US-Pastor Andrew Brunson nun frei. Das entspannt die Beziehungen zu den USA. Brunson selbst sitzt am Abend im Flugzeug und verlässt die Türkei.

US-Pastor Andrew Brunson (3.v.r) und seine Frau Norine Brunson kommen am Flughafen Izmir-Adnan Menderes an. Nach seiner Freilassung durch ein türkisches Gericht hat der amerikanische Pastor Brunson die Türkei verlassen.

US-Pastor Andrew Brunson (3.v.r) und seine Frau Norine Brunson kommen am Flughafen Izmir-Adnan Menderes an. Nach seiner Freilassung durch ein türkisches Gericht hat der amerikanische Pastor Brunson die Türkei verlassen.

Foto: Emre Tazegul/AP

Nach einem schweren Zerwürfnis mit den USA ist der seit rund zwei Jahren in der Türkei festgehaltene US-Pastor Andrew Brunson frei. Ein Gericht im westtürkischen Izmir ordnete die Aufhebung des Hausarrests an.

Auch die Ausreisesperre wurde aufgehoben. Brunson verließ die Türkei am Abend und flog zusammen mit seiner Frau Norine in Richtung Deutschland. US-Präsident Donald Trump begrüßte die Freilassung und die Nachricht vom Abflug Brunsons. Dies seien "gute Nachrichten", sagte er auf dem Weg zu einer Wahlkampfveranstaltung in Cincinati. "Wir sind sehr geehrt, dass er wieder bei uns ist. Er hat sehr gelitten."

Das Weiße Haus bestätigte am Abend, dass die Maschine bereits den türkischen Luftraum verlassen habe. Nach einem Zwischenstopp in Deutschland werde Brunson am Samstagmittag (Ortszeit) am Militärflughafen Andrews erwartet, sagte Sprecher Judd Deere. Zuvor hatte schon der Sender CNN berichtet, Brunson werde im US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland gründlich ärztlich untersucht werden.

Das Gericht in Izmir hatte am Freitag zudem eine Haftstrafe von drei Jahren, einem Monat und 15 Tagen gegen Brunson verhängt, die er jedoch nicht antreten muss. Außerdem wird nach türkischen Medienberichten die bereits in Haft verbrachte Zeit angerechnet. Brunsons Anwalt Ismail Cem Halavurt sagte der dpa, er werde trotzdem gegen das Urteil vorgehen.

Brunson wirkte während der Verhandlung sichtlich mitgenommen, wie eine dpa-Reporterin im Gerichtssaal berichtete. Kurz vor der Urteilsverkündung wischte er sich die Augen mit einem Taschentuch, legte die Stirn auf die Schulter seiner Frau Norine und umarmte sie minutenlang.

Für die Türkei ist die Entscheidung eine weitgehend gesichtswahrende Lösung für einen Konflikt, der das Land in eine schwere Währungskrise gestürzt hatte. Die Entscheidung dürfte das durch den Streit schwer erschütterte Vertrauen der internationalen Märkte zumindest teilweise wieder herstellen und der angeschlagenen türkischen Wirtschaft ein Stück weit wieder auf die Beine helfen.

Der Fall Brunson hatte ein schweres Zerwürfnis zwischen Washington und Ankara ausgelöst. Die Türkei warf Brunson unter anderem Spionage und die Unterstützung der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vor. Um die Freilassung des Pastors zu erreichen, verhängte US-Präsident Donald Trump im August Sanktionen und Strafzölle. Die türkische Lira brach daraufhin stark ein. Die Währungskrise dauert auch Wochen später noch an und wirkt sich zusammen mit der massiven Inflation auf die gesamte Wirtschaft aus. Auf die Entscheidung des Gerichts reagierte die Lira sofort mit einem Ausschlag nach oben.

Der 50-jährige Brunson hat mehr als 20 Jahren lang in der Türkei gelebt. Er war Pastor an einer evangelikalen Kirche in der Küstenmetropole Izmir, als er wenige Monate nach dem Putschversuch vom Juli 2016 in der Türkei festgenommen und dann im Dezember desselben Jahres in Untersuchungshaft genommen wurde. Ende Juli wurde er wegen Gesundheitsproblemen in den Hausarrest entlassen. Mit seiner Freilassung endet nun ein politisches und persönliches Drama.

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