Fahrbericht Alfa Romeo 4C: Ein Traum, der keiner bleiben muss

Alfa Romeo will mit dem neuen 4C beweisen, dass man große Träume für vergleichsweise kleines Geld verwirklichen kann. So kostet das kleine Coupé, das ab Oktober ausgeliefert wird, in der Basisversion gerade einmal 50 500 Euro.

 Ein Traum in Rot: Alfa Romeo präsentiert den neuen 4C. Damit melden sich die Italiener als Sportwagen-Hersteller zurück.

Ein Traum in Rot: Alfa Romeo präsentiert den neuen 4C. Damit melden sich die Italiener als Sportwagen-Hersteller zurück.

Foto: Alfa Romeo

Um jedes Kilo gekämpft

Trotzdem kann es der 4C auf einer kurvigen Landstraße mit den meisten Leistungsträgern aus der Vollgasfraktion aufnehmen. Der kompromisslose Leichtbau macht es möglich. Auf der einen Seite haben die Italiener auf allen Zierrat verzichtet und das Format auf ein Minimum beschnitten. Auf der anderen Seite haben sie das gerade einmal vier Meter lange und nicht einmal hüfthohe Auto vor allem aus Karbon, Aluminium und Kunststoff konstruiert.

So drücken sie das so genannte Trockengewicht auf rekordverdächtige 895 Kilogramm und kommen mit einem entsprechend kleinen Motor aus. Weil das ganz nebenbei auch den Verbrauch senkt, ist der 4C mit einem Normwert von 6,8 Litern und einem CO2-Ausstoß von 157 g/km obendrein einer der sparsamsten Sportwagen überhaupt.

Auf dem Papier eher schmalbrüstig

Er klingt zwar laut und aggressiv wie ein ganz großer und am Steuer versteht man nach dem Starten kaum mehr sein eigenes Wort. Doch was da so stimmgewaltig tönt, ist ein vergleichsweise mickriger Vierzylinder mit nicht einmal 1,8 Litern Hubraum. Selbst wenn ihm ein Turbo ordentlich Druck macht, kommt er nur auf magere 176 kW/240 PS, mit denen man auf dem Papier nun wirklich keinen Sportwagenfan begeistern kann.

Aber in der Praxis. Denn so ein Fliegengewicht braucht keinen V6 oder V8, damit es in Fahrt kommt. Wenn auf ein PS nicht einmal mehr vier Kilo kommen, dann wird die Trägheit der Masse zum Trugschluss und das italienische Roadmovie kennt nur noch den schnellen Vorlauf. Schon die Sprintzeit von 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist beeindruckend. Aber sie drückt nicht im geringsten das aberwitzige Gefühl aus, das sich beim Ampelspurt einstellt, beim Überholen auf der Landstraße oder wenn man am Ende einer Kurve wieder aufs Gas steigt und auf die nächste Gerade schießt. Mamma mia, dieses Auto macht süchtig.

Ewige Gier nach Kurven

Man nimmt gerne in Kauf, dass der 4C auf der Autobahn die meisten Sportwagen irgendwann ziehen lassen muss - das Vergnügen ist bei 258 km/h vorbei. Denn auf die langen, breiten Geraden verirrt man sich mit diesem Auto ohnehin nur selten. Der 4C giert nach Kurven und wer auch nur ein bisschen Benzin im Blut hat, der sollte sie ihm geben. Je gewundener die Landstraße, je enger der Alpenpass, desto größer ist der Spaß.

Festgeschnallt in dünnen Sitzschalen und gefangen hinter einem kleinen Cockpit wird man eins mit seinem Auto und steuert den Wagen mit derart traumwandlerischer Sicherheit über den Kurs, dass ESP und Co. selbst in den schärfsten Kehren nicht eingreifen. Dafür allerdings hat der Fahrer gut zu tun. Auf die Servolenkung zum Beispiel haben die Italiener kurzerhand verzichtet. Und wer die Fuhre aus Tempo 100 tatsächlich in 35 Metern zum Stehen bringen will, der muss schon kräftig zutreten.

Handarbeit limitiert Produktion

Natürlich ist der 4C kein echtes Schnäppchen. Mit ein paar Extras ist man schnell bei 60 000 Euro. Zudem sieht man dem lieblos möblierten Innenraum dann immer noch den Kampf um Kilos und Kosten an. Und für fast das gleiche Geld gibt es auch einen Porsche Cayman. Doch der hat nicht nur die konventionellere Konstruktion, ist langweiliger gezeichnet und von einem viel nüchterneren Wesen, er ist auch nicht so exklusiv und exotisch.

Weil der 4C weitgehend von Hand gebaut wird und die Fertigung pro Fahrzeug 125 Stunden dauert, wird es pro Jahr nicht mehr als 3500 Autos geben - und nicht einmal ein Drittel bleiben in Europa. Nicht der Preis, sondern die Produktion könnte passionierten Schnellfahrern deshalb bei der Umsetzung ihrer Auto-Träume einen Strich durch die Rechnung machen.

Fazit: Es muss nicht immer Ferrari sein

Tiefrot und traumhaft schön, rasend schnell und auch noch ziemlich selten mit dem 4C stürmt Alfa Romeo zurück auf die Überholspur und bringt sich bei der Vollgasfraktion endlich wieder in Erinnerung. Nachdem die Italiener zuletzt nur vergleichsweise langweilige Massenware produziert haben, knüpfen sie damit an ihre Tradition als legendärer Sportwagenhersteller an und verkünden aller Welt nur eine Botschaft: Es muss nicht immer Ferrari sein.

Technische Daten

Alfa Romeo 4C: Zweitüriges Sportcoupé

Länge/Breite/Höhe/Radstand: 3,98/1,86/1,18/2,38 Meter

Kofferraumvolumen: 110 l

Leergewicht: 895 kg

Motor: 1,7-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer

Kraftübertragung: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe

Leistung: 177 kW/240 PS bei 6 000 U/min

max. Drehmoment: 350 Nm bei 2200 bis 4250 U/min

Beschleunigung: 0 - 100 km/h in 4,6 Sek.

Höchstgeschwindigkeit: 258 km/h

Verbrauch: 6,8 l/ 100 km

CO2-Emission: 157 g/km

Preis: ab 50 500 Euro

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