BMW X 6: Vollhybride Elektro-Power

Kraftpaket hat allerdings seinen Preis

BMW X 6: Vollhybride Elektro-Power
Foto: Werksfoto

Der erste Vollhybrid aus deutscher Produktion und für den deutschen Markt ist fertig. BMW liefert den leistungsstärksten Hybriden der Welt im coupéartigen SUV X 6 ab April auch in Deutschland aus.

Weil der X 6 unter günstigen Umständen bis zu zweieinhalb Kilometer weit rein elektrisch fährt, spricht man von Vollhybrid. Den Anfang bei der vollwertigen Verknüpfung von Verbrennungs- und Elektromotor machte der Mercedes ML Hybrid, der aber fast ausschließlich in den USA verkauft wird.

Der BMW Active Hybrid X 6 rollt lautlos durch die Innenstadt. Zwei Elektromotoren mit 86 PS und 91 PS, die im Two-Mode-Automatikgetriebe untergebracht sind, sorgen für den Antrieb. Der eine treibt den SUV beim Anfahren und bei langsamer Fahrt bis etwa Tempo 60 allein an, der andere unterstützt die Leistung des turbo-geladenen 4,4-Liter-V8 beim rasanten Beschleunigen und immer dann, wenn volle Leistung abgerufen wird.

An Leistung fehlt es dem X 6 Active Hybrid nie. Er schüttelt die Kraft aus dem Ärmel wie kaum ein anderer SUV. Die viel beschworene Effizienz bleibt dabei allerdings auf der Strecke. Unter der Fronthaube, die wegen der Motorabmessung extra mittels eines sogenannten Powerdomes erhöht werden musste, arbeiten stolze 357 kW/485 PS und bärenstarke 780 Newtonmeter Drehmoment. Bei Bedarf lässt sich das 2,5 Tonnen schwere Gefährt in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen, die Spitze wird mit 238 km/h angegeben.

Der Biturbo läuft so leise, dass Fahrer und Insassen kaum spüren, ob der große V8-Benziner gerade läuft oder nicht. Oft hilft nur ein Blick auf die Armaturen mit der speziellen Anzeige für die Arbeitsabläufe des Hybrid. Die 100 Kilo wiegenden Batterien liegen platzsparend unter dem Kofferraumboden, das Stauvolumen bleibt gleich.

Die Basistechnik mit konventionellen Nickelmetall-Batterien wurde im übrigen mit General Motors (GM) und Daimler-Chrysler zusammen entwickelt. Erst der ebenfalls im April zusammen mit dem X 6 startende BMW 7er-Hybrid wird moderne Li-Ionen-Akkus bekommen. Statt 200 Kilogramm für die Hybridkomponenten bringt er nur 100 kg auf die Waage.

In Amerika hat der Hybrid besonders in großen Ballungsgebieten und in Kalifornien viele Anhänger. Mit dem Besitz eines Hybridautos wie dem sparsamen Toyota Prius dokumentiert man Umweltbewusstsein, hat ein ökologisch reines Gewissen - und das gilt als chic. Der ebenfalls sehr genügsame Diesel hat gegen diese Einstellung kaum eine Chance, offenbar muss es ein Hybrid kombiniert mit einem Benziner sein.

Der neue X 6 zielt in diese Lücke und verspricht 9,9 Liter Super auf 100 Kilometer im Euro-Mix. Das sind gegenüber dem normalen X 6 50i zwanzig Prozent weniger.

So niedrige Verbrauchsziele werden allerdings im Alltag nicht erreicht. Der BMW-Hybrid konsumierte in der Stadt knapp 13 Liter pro 100 Kilometer. Ähnliche Erfahrungen mit deutlichem Mehrverbrauch, vor allem auf der Autobahn, gibt es zum Beispiel auch mit dem Hybrid-SUV RX 400 von Lexus.

In Europa dürften diese Modelle wenig Chancen gegen den übermächtigen Diesel haben. BMW, die Marke mit dem sportlichen Image, zeigt sich jedoch selbstbewusst. "Der X 6 wird die Sichtweise auf Hybridfahrzeuge verändern", meint Projektleiter Peter Tünnermann. Der Kunde muss aber bereit sein, einen hohen Preis zu zahlen: Der X 6 Active Hybrid kostet 102 900 Euro, damit ist er fast 26 000 Euro teurer als der X 6 50i xDrive.

Vom vernünftigen Diesel trennen ihn noch weitere 20 000 Euro. In den USA sieht die Rechnung anders aus. Dort wird der Luxusgeländewagen von BMW, der im US-amerikanischen Spartanburg produziert wird, für 89 900 Dollar verkauft, das sind gerade einmal 60 000 Euro.

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