Autotest Dacia Sandero: Was der kleine Billige zu bieten hat

Berlin · Mit kleinen Preisen ist Dacia zum großen Gewinner auf dem deutschen Automarkt geworden. Doch weil auch Low-Budget-Kunden nicht auf Komfort und Sicherheit verzichten wollen, legt die rumänische Renault-Tochter jetzt nach.

 Nicht nur von außen hat der Dacia Sandero viel Charme hinzugewonnen. Auch bei Ausstattung und Ambiente wurde deutlich nachgebessert. Foto: Dacia/dpa-mag

Nicht nur von außen hat der Dacia Sandero viel Charme hinzugewonnen. Auch bei Ausstattung und Ambiente wurde deutlich nachgebessert. Foto: Dacia/dpa-mag

Foto: Dacia

Dacia putzt den Sandero raus: Zwar bleibt der Kleinwagen der rumänischen Renault-Tochter bei einem Grundpreis von 8490 Euro eines der billigsten Autos in Deutschland. Doch mit der dritten Generation wird aus dem einstmals ziemlich altbackenen Ost-Modell ein schmuckes Stadtauto, das sich bei Ausstattung und Ambiente nicht mehr verstecken muss.

Im Gegenteil: Wer auf das entsprechende Grundmodell noch einmal 1000 Euro drauflegt und ab 11.390 Euro für die Stepway-Variante bezahlt, reitet mit erhöhter Bodenfreiheit und rustikalen Planken am Blech sogar auf der SUV-Welle.

Mehr Konturen und Charakter

Musste der Sandero früher abgelegte Renault-Technik nutzen, wechselt er jetzt auf die aktuellste Plattform im Konzern und wird so zu einem ebenbürtigen Vetter des Clio. Am Format ändert sich dabei mit einer Länge von 4,09 Metern, einer Breite von 1,85 Metern und einem Radstand von 2,60 Metern nur wenig: Aber weil der Sandero schon bislang einer der geräumigsten Kleinwagen war, hatten die Ingenieure hier auch nur wenig Handlungsbedarf. Und am Kofferraum von nun 328 bis 1108 Litern gibt es ebenfalls nichts auszusetzen. Hinzukommen ein paar pfiffige Details: Im Fußraum des Beifahrers hält nun ein spezieller Haken die Handtasche und die Dachreling des Stepway wird mit zwei Handgriffen zum Gepäckträger. Auch das Design zeugt von Evolution, wenngleich sich die Rumänen für die neue Generation ein bisschen mehr Zierrat erlauben. Doch die zusätzlichen Konturen im Blech geben dem Sandero wiederum mehr Charakter.

Geklotzt haben die Autobauer auch bei Ausstattung und Ambiente. Die Zeiten, in denen ein Dacia nicht mehr Charme hatte als ein Kehrfahrzeug, sind mit dem Generationswechsel endgültig vorbei: Die Kunststoffe wirken etwas hochwertiger, es gibt schmucke Zierkonsolen mit Stoffbezug, und neben dem Multifunktionslenkrad prangt ein großer Touchscreen mit Smartphone-Integration und zeitgemäßem Infotainment-System samt Rückfahrkamera und aktiven Hilfslinien beim Rangieren.

Selbst die Klimaautomatik meldet sich mit digitalen Anzeigen, was man sonst eher von den Nobelmarken kennt. Auf Wunsch strahlt der Sandero mit LED-Leuchten, es gibt eine Notbremsautomatik und eine elektrische Handbremse, und zum ersten Mal überhaupt bauen die Rumänen auf Wunsch sogar ein Schiebedach ein. Erst auf den zweiten oder dritten Blick entdeckt man die billige Stoffverkleidung der Sitzgestelle oder das blanke Blech im Kofferraum - wenn das der Preis ist für die günstigen Tarife, dann bezahlt man den gerne. Schließlich kostet ein technisch weitgehend identischer Clio gleich mal ein Drittel mehr.

Kein Hightech unter der Haube

So sehr sich Dacia beim Komfort um Fortschritt bemüht, so konventionell ist der Antrieb des Sandero. Zwar nutzt der Kleinwagen einen der modernsten Dreizylinder-Benziner im Konzern, doch von Elektrifizierung will Dacia noch nichts wissen - weder von einem elektrischen Startergenerator, noch von einer echten Hybrid-Variante. Stattdessen gibt es den Ein-Liter-Motor aus Clio und Co als Sauger mit 49 kW/67 PS oder als Turbo mit 67 kW/91 PS. Zur Auswahl steht auch eine Flüssiggas-Antriebsvariante, mit der die Leistung auf 74 KW/100 PS steigt, während der CO2-Ausstoß um knapp zehn Prozent zurückgeht.

Wer besondere Fahrqualitäten erwartet, der ist im Sandero eher fehl am Platz. Denn die Rumänen setzen bei Antrieb und Abstimmung in erster Linie auf Vernunft. Das typische Schnattern der Dreizylinder hört man deshalb vielleicht ein wenig lauter, und weder Fahrwerk noch Lenkung sind sonderlich präzise. Doch auch mit dem Sandero kommt man entspannt ans Ziel - und für seine Gattung ist er ebenso schnell wie sparsam. Denn weder an den maximal 183 km/h noch an den bestenfalls 4,8 Litern (CO2-Ausstoß 110 g/km) gibt es wirklich etwas auszusetzen.

Fazit: Moderner Kleinwagen für wenig Geld

Natürlich kann man mit einem Dacia wenig Eindruck schinden. Doch wer seinen Wagen mit einem Sinn fürs Praktische wählt, der bekommt mit dem neuen Sandero mehr Auto fürs Geld als bei jeder anderen Marke. Und mit Blick auf Platzangebot, Antrieb und Ausstattung erfüllt der billige Bruder vom Clio alle Anforderungen an einen modernen Kleinwagen. Mehr Auto braucht eigentlich kein Mensch.

Datenblatt: Dacia Sandero TCe 90


 Motor und Antrieb Dreizylindeer-Turbobenziner
 Hubraum: 999 ccm
 Max. Leistung: 67 kW/91 PS bei 4600 - 5000 U/min
 Max. Drehmoment: 160 Nm bei 2100 - 3750 U/min
 Antrieb: Frontantrieb
 Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe


 Maße und Gewichte 
 Länge: 4088 mm
 Breite: 1848 mm
 Höhe: 1499 mm
 Radstand: 2604 mm
 Leergewicht: 1147 kg
 Zuladung: 415 kg
 Kofferraumvolumen: 328-1108 Liter


 Fahrdaten: 
 Höchstgeschwindigkeit: 178 km/h
 Beschleunigung 0-100 km/h: 11,7 s
 Durchschnittsverbrauch: 4,8 Liter/100 km
 Reichweite: 1040 km
 CO2-Emission: 110 g/km
 Kraftstoff: Super
 Schadstoffklasse: Eu6D
 Energieeffizienzklasse: B


 Kosten: 
 Basispreis des Dacia Sandero (SCe 65): 8490 Euro
 Grundpreis des Dacia Sandero TCe 90: 10.390 Euro
 Typklassen: k.A.
 Kfz-Steuer: 50 Euro/Jahr


 Wichtige Serienausstattung: 
 Sicherheit: Sechs Airbags, LED-Scheinwerfer, Notbremsassistent
 Komfort: Tempomat, Bordcomputer, Zentralverriegelung
 Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

© dpa-infocom, dpa:201230-99-850051/14

(dpa)
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