Testergebnisse im Überblick Erstmals Gesamtnote „gut“ für einen Ganzjahresreifen im ADAC-Test
Region · Statt Winter- oder Sommerreifen im Keller oder beim Autohaus zu lagern, steigen viele Autofahrer auf Ganzjahresreifen um. Diese galten lange als fahler Kompromiss, doch jetzt hat ein Reifen im ADAC-Test erstmalig mit der Note „gut“ abgeschlossen. Allerdings gab es auch zwei mangelhafte Testergebnisse.
Wetterphänomene, die früher eher mit dem wankelmütigen April in Verbindung gebracht wurden, trifft man heutzutage in Bonn und der Region auch immer häufiger im Rest des Jahres an. So wechselt der Sommer zwischen trockener Hitze und sintflutartigen Gewittern mit rapidem Temperaturabfall. Für diese unterschiedlichen Anforderungen immer das optimale Reifenprofil unter dem Auto zu haben, ist keine leichte Aufgabe. Viele Autofahrer steigen deshalb von dem traditionellen Winter- und Sommerreifenprinzip auf Ganzjahresreifen um. Früher galten diese Reifen eher als dürftiger Kompromiss, doch durch die größere Nachfrage steigt auch die Qualität der Produkte.
Aber wie gut sind die einzelnen Reifen und welcher Anbieter eignet sich am besten für die Herausforderungen rund ums Jahr? Um dies herauszufinden, hat der ADAC 16 aktuelle Modelle der Reifendimension 205/55 R 16 getestet. Durchaus brisant: Zum ersten Mal schnitt bei diesem Test ein Ganzjahresreifen mit der Note „gut“ ab. Einzelne Reifenmodelle wurden aber auch als mangelhaft bewertet. So lief die Auswertung.
Diese Anforderungen gelten zu den verschiedenen Jahreszeiten
Für Sommer- und Winterreifen gelten unterschiedliche Anforderungen, die witterungsbedingt sind. Wie der ADAC erklärt, müssen Sommerreifen mit härterer Gummimischung und großen Profilblöcken selbst bei hohen Temperaturen einen sicheren Grip haben. Während Sommerreifen bei Schneefall und Eis auf der Fahrbahn ins Rutschen kommen, zeichnet sich ein Winterreifen in genau diesen Szenarien aus. Durch die weichere Mischung und Lamellen – feine Einschnitte im Profil des Reifens – können gute Winterreifen auch bei Schnee und Eis für ein sicheres Fahrerlebnis sorgen.
Die Testergebnisse im Überblick
Der ADAC hat 16 Reifen sowohl unter sommerlichen wie winterlichen Bedingungen und bei Nässe getestet. Dafür standen spezielle Prüfgelände zur Verfügung. Bezüglich des Geschwindigkeitsindex – also der maximal erlaubten Geschwindigkeit eines Fahrzeugs – und dem Lastindex wurden die typischen Anforderungen für viele moderne Pkw und leichte SUVs verwendet (240 Kilometer pro Stunde und 670 kg).
Erstmalig schnitt ein Ganzjahresreifen mit dem Testergebnis „gut“ ab, sechs Reifen waren performancetechnisch „befriedigend“, und immerhin sieben Exemplare konnten noch als „ausreichend“ bewertet werden. Nur zwei der gesichteten Reifenmodelle wurden sowohl im ADAC-Urteil als auch bei der Kategorie der Fahrsicherheit als mangelhaft bewertet.
Dieser Ganzjahresreifen schneidet am besten ab
Das beste Testergebnis mit der Gesamtnote 2,4 im ADAC-Urteil erhielt der „Goodyear Vector 4Seasons Gen-3“. Vor allem auf einer winterlichen Fahrbahn konnte der Reifen mit überdurchschnittlichen Messwerten punkten. Kurze Bremswege auf Schnee und Eis, sowie eine gute Traktion auf Schnee zeichnen dieses Modell ebenso aus, wie die durchgeführten Brems- und Aquaplaning-Versuche. Leichte Schwächen zeigte der Reifen demnach auf trockener Fahrbahn bei sommerlichen Temperaturen. Ein weiterer Kritikpunkt der Bewertung besteht darin, dass der Reifen „nicht exakt und präzise auf Lenkradbewegungen“ anspricht.
Bei der Umweltbilanz konnte der in Polen produzierte „Goodyear Vector 4Seasons Gen-3“ ebenfalls eine gute Benotung einfahren. „Er bietet eine hohe prognostizierte Laufleistung, geringen Abrieb sowie ein geringes Gewicht und schneidet auch im Kraftstoffverbrauch ordentlich ab“, heißt es in der Bewertung des ADAC.
Eine gute Wahl für Wenigfahrer
Ebenfalls empfehlenswert ist laut ADAC der „Pirelli Cinturato All Season SF2“. Im Rahmen der Fahrsicherheit schneidet der in Rumänien produzierte Reifen als einziger mit einer guten Note ab (2,3). Laut ADAC ist dieses gute Testergebnis darauf zurückzuführen, dass der Pirelli-Reifen „sowohl auf trockener, nasser als auch winterlicher Fahrbahn sichere und präzise Fahreigenschaften bietet.“ Auch bei den Bremswegmessungen aus 100 km/h schneide der Reifen demnach „klar überdurchschnittlich gut ab“.
Während der Cinturato All Season SF2 beim Nassbremsen die besten Noten des Tests einfährt, schneidet er beim Schneebremsen und der Traktion etwas unterdurchschnittlich ab. Bei der Umweltbilanz fällt das Fazit befriedigend aus. Mit einer prognostizierten Laufleistung von 33.000 Kilometern nutzt der Pirelli- sich im Vergleich zum erstplatzierten Goodyear-Reifen (60.700 Kilometern) auch doppelt so schnell ab.
Sieben Reifen sind im Test ausreichend, zwei nur mangelhaft
Die schlechtesten Testergebnisse erzielten der in China produzierte „Infinity Ecofour“ mit einer mangelhaften Benotung von 5,4 und der ebenfalls aus China stammende „Kenda Kenetica 4S“ mit einem Gesamtergebnis von 5,1. So zeige der „Infinity Ecofour“ etwa deutliche Schwächen beim Fahren auf winterlicher Fahrbahn, doch auch auf trockener Fahrbahn ist die Leistung laut ADAC schwach. Während er sich bei den Bremswegmessungen auf Schnee und Eis noch gute Noten sichern kann, performt der Reifen im Handling auf nasser Fahrbahn nur mangelhaft.
Der „Kenda Kenetica 4S“ punktet laut ADAC etwa beim Aquaplaning-Verhalten, zeigt beim Handling auf winterlicher Fahrbahn aber nur eine mangelhafte Leistung. „Der Reifen verliert früh Traktion, neigt früh zum Unter- und im weiteren Kurvenverlauf zum Übersteuern und weist kaum Reserven im Grenzbereich auf“, heißt es in der Bewertung. Bei der Umweltbilanz verpasst der Kenetica 4S eine gute Bewertung mit einer Note von 2,8 knapp.