Fahrbericht Giulietta und Mito: Mehr Komfort für zwei Alfa-Modelle

Mangelndes Selbstbewusstsein kann man Alfa Romeo trotz aller wirtschaftlichen Probleme nicht vorwerfen. Das Design ihrer Autos hält die italienische Traditionsmarke schlichtweg für zeitlos und schön. Entsprechend dezent fiel das Facelift für die beiden Modelle Mito und Giulietta aus.

 Im Alfa Romeo Mito arbeitet zum ersten Mal auch die 77 kW/105 PS starke Version des kleinen Zweizylinder-Turbo-Benziners.

Im Alfa Romeo Mito arbeitet zum ersten Mal auch die 77 kW/105 PS starke Version des kleinen Zweizylinder-Turbo-Benziners.

Foto: Hersteller

Nur der Experte erkennt den feinen Unterschied. Eine geänderte Grillspange hier, ein neuer Scheinwerferrahmen dort plus ein wenig Kosmetik im Innenraum. Ob das reicht, die erodierenden Verkaufszahlen zu stoppen, bleibt abzuwarten.

Gut geht es Alfa derzeit nicht. Darüber kann auch der knackige Sportwagen 4C nicht hinwegtäuschen. Das Geld verdienen müssen die verbleibenden Modelle Giulietta und Mito. Beide fahren in Europas wichtigsten Volumensegmenten, in der Golf- und Polo-Klasse. Akzeptabel mausert sich hier die Giulietta, die seit ihrem Debüt 2010 immerhin rund 224 000 Käufer fand.

Um auch weiterhin gegen die etablierte Konkurrenz zu bestehen, legten Alfas Entwickler den Fokus gezielt auf einige Kritikpunkte, darunter die Themen Komfort und Haptik. Umfangreiche Änderungen in Sachen Geräuschdämmung zeigten bei einer ersten Testfahrt ihre Wirkung.

Die Giulietta rollt deutlich leiser ab, federt komfortabler und wirkt insgesamt ruhiger und souveräner. Dazu mag sicher auch der überarbeitete Dieselmotor beitragen, der mit einer Leistung von 110 kW/150 PS zwar nicht zur Spitze im Selbstzünder-Segment gehört, wohl aber beim Drehmoment. "380 Newtonmeter sind Klassenbestwert", sagt Alberto Cavaggioni, Marketingchef von Alfa Romeo.

Von null auf 100 km/h in 8,8 Sekunden

Zu spüren ist das bei jedem Beschleunigungsvorgang. Es ist fast egal, mit welcher Drehzahl der Fahrer gerade unterwegs ist. Das laufruhige Zweiliter-Aggregat zieht schon kurz über Leerlauf munter los. Wer es darauf angelegt, schafft den Sprint von null auf 100 km/h in 8,8 Sekunden. In der Spitze läuft der 2.0 JTDM 16V immerhin 210 km/h. Und der Fahrspaß muss nicht mit übermäßigem Durst erkauft werden. Als Normverbrauch gibt Alfa 4,2 Liter Diesel an. Im Alltag dürften es aber eher sechs Liter sein. Preislich startet dieses Modell in der Ausstattung "Veloce" bei 25 900 Euro. Sehr großzügig hat der Hersteller die Wartungsintervalle bemessen. Nur alle 35 000 Kilometer muss die Diesel-Giulietta zum Ölwechsel.

Auch im Innenraum gab man sich redlich Mühe, um den gestiegenen Kundenanforderungen zu genügen. Ein im Styling geändertes Lenkrad, neue Sitze sowie hochwertigere Materialien im Cockpit sollen die Giulietta gegenüber dem Wettbewerb nicht abfallen lassen. Nicht unwichtig - vor allem für die avisierte jüngere Käuferschicht - ist dabei ein modernes Infotainmentsystem (optional). Es nennt sich "Uconnect" und verfügt über 3D-Navi, Sprachbedienung und Sieben-Zoll-Touchscreen.

MiTo macht ein Drittel des Verkaufs aus

In einer etwas kleineren Ausführung (fünf Zoll) arbeitet "Uconnect" im MiTo. Alfas Mini ist seit 2008 im Markt und macht etwa ein Drittel beim Verkauf aus. Sieben Motoren sind wählbar - fünf Benziner und zwei Diesel. Mit der Modellpflege hält zum ersten Mal auch die 77 kW/105 PS starke Version des nur 0,9 Liter kleinen Zweizylinder-Turbo-Benziners Einzug. Der sogenannte TwinAir-Motor hat gute Chancen, zu den am meisten gewählten Aggregaten beim 16 450 Euro kostenden MiTo zu werden.

Seine Vorteile liegen auf der Hand: genügend Leistung, geringes Gewicht, relativ gutes Ansprechverhalten und niedriger Verbrauch. Letzteres allerdings nur bei wirklich zartem Gasfuß. Das zeigte sich schon beim Fiat 500 und der Familienvariante 500 L.

Wer es etwas sportlicher angehen lässt, entfernt sich massiv vom Normverbrauch, den Alfa für den Mito mit 4,2 Litern pro 100 Kilometer angibt. Gewöhnungsbedürftig ist auch der etwas knurrige Sound des kleinen Zweizylinders, vor allem beim Beschleunigen. Dafür läuft aber das Downsizing-Motörchen überraschend leise auf der Autobahn.

Technische Daten

Alfa Romeo Giulietta 2.0 JTDM 16V: Viertürige, fünfsitzige Limousine mit Hecklappe;
Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,35/1,80/1,47/2,63 Meter;
Kofferraumvolumen: 350 bis 1045 l;
Leergewicht: 1320 kg
Motor: 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder-Diesel, manuelles Sechsgangschaltgetriebe;
Leistung: 110 kW/150 PS bei 3750/min;
max. Drehmoment: 380 Nm bei 1 750/min;
Beschleunigung: 0-100 km/h in 7,5 Sek.;
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h;
Verbrauch: 4,2 l Diesel auf 100 km;
CO2-Emission: 110 g/km;
Preis: 25 900 Euro.

Alfa Romeo Mito 0,9 8V TwinAir: Viertürige, fünfsitzige Limousine mit Hecklappe;
Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,06/1,72/1,45/2,51 Meter;
Kofferraumvolumen: 270 bis 950 l;
Leergewicht: 1130 kg;
Motor: 0,9-Liter-Turbo-Zweizylinder-Benziner, manuelles Sechsgangschaltgetriebe;
Leistung: 77 kW/105 PS bei 5500/min;
max. Drehmoment: 145 Nm bei 2000/min;
Beschleunigung: 0-100 km/h in 11,4 Sek.;
Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h;
Verbrauch: 4,2 l Super auf 100 km;
CO2-Emission: 99 g/km;
Preis: 16 450 Euro.

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