Größenangaben zum Kofferraum können täuschen

Berlin · Zahlen können Objektivität vortäuschen - das gilt für das Stauvolumen von Autos. Die Liter-Angaben der Hersteller sagen nicht, wie der Kofferraum geformt ist, wie gut er also beladen werden kann. Auch am Messverfahren gibt es Kritik.

 Alltäglicher Einkauf: Wie sich ein Kofferraum in der Praxis beladen lässt, darüber sagen die Volumenangaben nur bedingt etwas aus. Foto: Silvia Marks

Alltäglicher Einkauf: Wie sich ein Kofferraum in der Praxis beladen lässt, darüber sagen die Volumenangaben nur bedingt etwas aus. Foto: Silvia Marks

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420 Liter oder 500 Liter? Angaben zum Stauraumvolumen sind beim Autokauf oft das Zünglein an der Waage. Käufer sollten den Liter-Angaben der Hersteller jedoch skeptisch begegnen.

Die Angaben in den Modellprospekten sind erst einmal miteinander vergleichbar. Das Volumen eines Kofferraums wird durch ein standardisiertes Verfahren ermittelt. Es basiert auf DIN- und ISO-Vorgaben und wird in Deutschland umgangssprachlich VDA-Norm genannt, da die DIN-Norm auf einer Empfehlung des Verbandes der Automobilindustrie basiert. "Die Methode ist seit Jahrzehnten der Maßstab", sagt VDA-Sprecher Eckehart Rotter. Der Stauraum des Autos wird mit kleinen Quadern ausgemessen.

Die Methode klingt objektiv, ist aber nach Ansicht des ADAC nur bedingt praxistauglich. Der Automobilclub hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, mit Ein-Liter-Quadern in den DIN-Dimensionen bei eigenen Fahrzeugtests bessere Orientierungswerte zu ermitteln. "Nischen, die für Gepäckstücke nicht nutzbar sind, geben wir separat an", sagt ADAC-Ingenieur Martin Ruhdorfer. "Es ist für den Autofahrer besser, weniger, dafür aber wirklich nutzbares Stauvolumen anzugeben."

In den Prospekten der Autohersteller stünden oft interessant hohe Werte, hat Ruhdorfer beobachtet. Die Norm gibt zum Beispiel vor, das Normalvolumen bis zur Höhe der Rücksitzlehnen zu messen - diese können bei manchen Modellen aber geneigt werden. Und je steiler sie stehen, desto größere Volumina kommen dabei heraus.

Oft geben Hersteller Maximalwerte an, die zwar nach Norm ermittelt sind, beim Packen aber nur zur Verfügung stehen, wenn weniger Passagiere mitfahren - zum Beispiel, weil einzelne Rücksitze umgeklappt werden. Häufig wird auch das Volumen bis zum Dach angeben.

Martin Ruhdorfer vom ADAC räumt ein, dass auch die Liter-Angaben des ADAC täusche können. "Allein anhand der Volumenzahl eine Kaufentscheidung zu treffen, ist schwierig." Wichtig sei etwa, wie sich das Volumen verteile - wie hoch ein Kofferraum zum Beispiel sei.

Ein Ratschlag gilt deshalb immer: Vor dem Kauf des Wagens sollte auch der Kofferraum unter die Lupe genommen werden. Die Größe der Kofferraumöffnung sollten Kunden mit ihren Bedürfnissen abgleichen, empfiehlt Ruhdorfer. Vor allem bei Limousinen und manchen Coupés falle diese für sperrige Gepäckstücke oft zu klein aus.

Wem ein Kleinwagen mehr zusagt als eine Limousine mit größerem Stauraum, der kann zu einer Dachbox greifen, rät der TÜV Süd. Zwar verbrauche ein Wagen mit dem Aufbau einige Zehntel Liter mehr Kraftstoff pro 100 Kilometer. Doch nur für die jährliche Urlaubsfahrt ein großes Auto anzuschaffen, sei unter dem Strich die weit unwirtschaftlichere Alternative.

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