Opel Meriva: VIP-Van fürs Volk

Wer schon immer wissen wollte, wie sich Majestäten, Filmstars und Staatsoberhäupter beim Ein- und Aussteigen fühlen, sollte ab 12. Juni beim Opel-Händler vorbeischauen. Der wird zwar keinen roten Teppich ausrollen, dafür aber zu Preisen ab 15 900 Euro den neuen Meriva präsentieren.

Opel Meriva: VIP-Van fürs Volk
Foto: Werksfoto

Wer schon immer wissen wollte, wie sich Majestäten, Filmstars und Staatsoberhäupter beim Ein- und Aussteigen fühlen, sollte ab 12. Juni beim Opel-Händler vorbeischauen. Der wird zwar keinen roten Teppich ausrollen, dafür aber zu Preisen ab 15 900 Euro den neuen Meriva präsentieren. Die zweite Generation des variablen Mini-Vans ist nicht nur deutlich größer und praktischer geworden, mit hinten angeschlagenen Hecktüren im Stil eines Rolls-Royce wird der Fünfsitzer zudem zum VIP-Van fürs Volk.

Die Idee der gegenläufig öffnenden Türen ist nicht neu in Rüsselsheim. Schon in den 30-er und 50-er Jahren fuhren Opel Kadett, Admiral und Kapitän mit den so genannten Portaltüren, bis sie aus Sicherheitsgründen verboten wurden. Deshalb haben die Opel-Ingenieure für den Meriva elektrische Schlösser entwickelt, die ab vier km/h automatisch verriegeln.

Damit sollen die so genannten "Flex Doors" nun ebenso sicher sein wie herkömmliche Türen, nur eben viel praktischer. Durch die fast rechtwinklig geöffneten Türen steigt man nicht nur besser ein, dank Platz für den ersten Schritt und Haltegriff am Mittelpfosten geht's auch bequemer und eleganter raus, gerade in engen Parklücken. Das wird nicht nur Senioren begeistern.

Opel rechnet vor allem mit "Baby-Boomern und Baby-Makern", wie Opel Marketing- und Vertriebsdirektor Michael Klaus formuliert. Zu Recht: Nie war der Nachwuchs einfacher anzuschnallen, denn die hinten angeschlagene Tür behindert den Zugang zum Fond kaum.

Die gleichzeitig öffnenden Vorder- und Hintertüren im neuen Meriva bilden zudem eine Art Schutzzone, in der Eltern und Kinder sich immer im Blick haben und Kindersitz wie Kinder bequem und rückenschonend untergebracht werden können. Und nicht weniger leicht lassen sich Kekse und Krümel von den Polster saugen, wenn die Rasselbande wieder draußen ist.

Punkten kann der Meriva außerdem mit seinem Sitzkonzept.

Der schnelle Wechsel vom fünfsitzigen Kinderwagen zum viersitzigen Taxi und weiter in einen zweisitzigen Transporter gelang bereits beim Vorgänger schnell und problemlos. Nach wie vor können dabei die Rücksitze längs und seitlich verschoben, geklappt und jetzt auch mit einfachem Schlaufenzug von vorn oder vom Heck aus ohne Ausbau versenkt werden. So lässt sich der 400 Liter große Kofferraum nun auf einen 1 500 Liter großen Frachtraum ausbauen.

Weiteres praktisches Detail ist der auch aus anderen Opel-Modellen bekannte "FlexFix"-Fahrradträger für 590 Euro Aufpreis; er kann einfach aus dem Heckstoßfänger des Meriva gezogen werden.

Optisch folgt der Meriva der mit Insignia und Astra neu gesetzten Designlinie. Der um gute 20 Zentimeter auf 4,29 Meter gestreckte Mini-Van trägt dieselbe pfeilförmige Front mit den dreidimensional gestalteten Scheinwerfern und den Sichelmotiv-Linien in Karosserie und Lichtgrafiken. Auch das Interieur scheint eins zu eins von den großen Brüdern übernommen.

Ins Auge fällt sofort das Armaturenbrett, das sich im großen Bogen von Tür zu Tür schwingt. Materialien und Oberflächen fühlen sich gut an, das Cockpit ist gewohnt übersichtlich, die Bedienung stimmig. Allein die Mittelkonsole scheint auf den ersten Blick mit nicht weniger als 38 Tasten etwas verwirrend.

So üppig und raumgreifend die neuen Maße und Proportionen sind - unter der Haube folgt Opel dem Downsizing-Trend. Der Meriva startet mit dem im Astra eingeführten 1,4-Liter-VierzylinderBenziner in drei Leistungsstufen. Die Einstiegsversion kommt ohne Aufladung, aber mit variabler Ventilsteuerung auf 74 kW/100 PS. Mit Turbobeatmung mobilisiert das gleiche Triebwerk 88 kW/120 PS.

Nicht ohne Grund erwartet Opel von dem Motor eine Einbaurate von 50 Prozent. Denn der zugkräftige Benziner ist ein überzeugender Kompromiss für Stadt und Land. Er beherrscht den schnellen Antritt beim Ampel-Hopping genauso wie die Zwischenspurts aus der Kolonne. Elfeinhalb Sekunden bis Tempo 100 sind durchaus flott für die 1 360 Kilogramm schwere Fuhre. Allerdings dauert es anschließend gefühlt dreimal so lang bis das Höchsttempo erreicht wird.

Dafür geht der Vierzylindermotor vergleichsweise sparsam mit den Ressourcen um. Auf dem Papier soll er mit 6,1 Litern Super auskommen, ein Liter mehr waren es beim ersten Praxistest. Wer es sportlicher will, kann den Top-Benziner mit 103 kW/140 Turbo-PS wählen. Das Fahrwerk ist in jedem Fall eine gekonnte Mischung aus wohl definiertem Handling, komfortablem Abrollen und direkter und zielgenauer Lenkung. Nichts außergewöhnliches, aber professionell gemacht.

Weil gut zwei Drittel der seit 2003 mehr als eine Million verkauften Vorgänger mit Benzinmotoren ausgeliefert wurden, rollt Opel den neuen Meriva vorerst nur mit einem 1,7-Liter-Turbo-Diesel mit 74 kW/100 PS und Sechsstufen-Automatik in den Schauraum.

Im Juli folgen eine stärkere Variante mit 130 PS sowie eine Sparversion mit 70 kW/95 PS, der sich mit lediglich 4,9 Liter Sprit begnügen soll. Im Herbst rundet eine 81 kW/110 PS starker Diesel das Programm ab. 2011 sollen Modelle mit Start-Stopp-System und Gasantrieb kommen.

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