Porsche 911 GT 2: steht auf der Pole Position

Seit 40 Jahren tragen besonders sportliche und schnelle Porsche-Modelle den Namen GT. Das jüngste Mitglied der 911-er-Familie heißt GT 2 und ist mit 340 kW/462 PS schlicht das stärkste und mit 339 000 Mark das teuerste deutsche Serienauto.

  Rekordverdächtig:  Der neue Porsche 911.

Rekordverdächtig: Der neue Porsche 911.

Foto: Werksfoto

Ohne viel Pathos in der Stimme versprechen die Zuffenhausener "weniger Gewicht bei mehr Leistung". Wüsste man nicht, dass es um den GT 2 geht, würde man glauben, auf der Pressekonferenz für ein "Brot-und-Butter-Auto" zu sein. Doch der jetzt vorgestellte Supersportwagen nimmt überlegen die Pole-Position ein. In 12,9 Sekunden hat die Tachonadel die 100-er-Marke längst hinter sich gelassen und überschreitet lässig die 200 km/h-Markierung.

Den Sprint auf Tempo 100 erledigt der einzigartige Leistungssportler in 4,1 Sekunden. Nur über die Hinterräder angetrieben und bei 1 440 Kilogramm Leergewicht rund 100 Kilogramm leichter als der 911 Turbo, wischt er selbst in höheren Gängen und bei geradliniger Beschleunigung mit dem Heck ein wenig weg. Gleichzeitig schießt er mit ungeheuer viel Dampf nach vorn. Kein Wunder, denn der GT 2 schickt in Sachen Drehmoment enorme 620 Newtonmeter schon bei 3 500 Umdrehungen über ein Sechsganggetriebe an die Hinterräder.

Basierend auf dem 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxer des Porsche 911 Turbo bringt der GT 2 noch Ëmal ein Leistungs-Plus von zehn Prozent. Die beiden Turbolader wurden für einen höheren Luftdurchsatz ausgelegt, der Ladedruck bei Volllast auf zwei bar angehoben. Wirkungsvollere Ladeluftkühler halten trotz der höheren Verdichtung die Temperatur niedrig. Ein Wert, der für den Käufer dieser Spezies vermutlich wenig Bedeutung hat, sei hier nur am Rande erwähnt: Der Verbrauch im Euro-Mix liegt bei 12,9 Litern auf moderat gefahrenen 100 Kilometern.

An der Front verraten weit nach außen gerückte Lufteinlassöffnungen den höheren Kühlbedarf des GT 2. Hinzu kommt eine Luftaustrittsspalte direkt vor der Fronthaube. Optisch wäre die Leistungskur noch weniger auffällig ausgefallen, wenn die Ingenieure auf den wuchtigen Heckflügel hätten verzichten können. Aus aerodynamischen Gründen ist er höher und weiter nach hinten positioniert als beim 911 Turbo. Das verbessert die Abtriebskräfte bei hohen Geschwindigkeiten, was für einen 315 km/h schnellen Sportwagen unerlässlich ist. Zusätzlich versorgt der Spoiler den Motor über Kanäle in den Flügelspitzen mit Frischluft. Ausgefeilte Aerodynamik und Thermodynamik sehen die Porsche-Konstrukteure bei ihrem Extrem-Sportler als ein Kernziel.

Genauso ist es mit den Bremsen: Der GT 2 ist als erster Porsche serienmäßig mit den revolutionären Keramik-Bremsscheiben ausgerüstet. Sie wiegen rund 50 Prozent weniger als Metallscheiben und verringern die ungefederten Massen um knapp 17 Kilogramm. Zu den weiteren Vorteilen zählen das schnelle und gut dosierbare Ansprechen, die hervorragenden Fading-Eigenschaften und die hohe Lebensdauer. Wer schnell unterwegs ist, kann sich auf die Bremsen genauso verlassen wie auf die ausgezeichnete Fahrwerksabstimmung.

Auf norditalienischen Bergstraßen konnte der GT 2 beweisen, was in ihm steckt. Außergewöhnlich dynamisch und agil "turnt" der Leichtathlet um jede Art von Kurven. Selbst Lastwechsel oder hohe Querbeschleunigungen bringen ihn da nicht aus dem Gleichgewicht. Die recht straffe Federung wird nicht als Nachteil empfunden. Die Schalensitze sind für etwas gesetztere Damen und Herren zwar schwieriger einzunehmen als die bekannten 911-er-Sitze, geben aber famosen Seitenhalt und tragen zum Sicherheitsgefühl bei.

Der Kunde kann wählen zwischen der Normalversion mit lederbezogenen Sitzen, Klimaanlage und Airbags rundum sowie einer Clubsport-Variante mit feuerfesten Sitzbezügen und verschraubtem Überrollkäfig. Porsche verlangt freilich einen viel höheren Preis als beim GT 3, aber darüber nachzudenken, ist müßig. In der im Dezember ausgelaufenen Serie des GT 3 sind 1 800 Einheiten verkauft worden. Der neue GT 2 geht laut Porsche-Planung zu 20 Prozent in den deutschen Markt; 15 Prozent entfallen auf die USA, gefolgt von Anteilen für Japan und die Schweiz.

Bei Porsche boomt es. "Die Produktion des GT 2 ist nicht limitiert", meint Porsche-Chef Wendelin Wiedeking lapidar. 250 Einheiten sollen es noch in diesem (bei Porsche jeweils bis Juli reichenden) Modell- und Wirtschaftsjahr sein, in den nächsten vollen Produktionsjahren sind rund 500 Einheiten geplant. Die Skala bleibt nach oben offen. Es könnten auch einige 100 mehr werden. Die Auftragslage ist auch beim neuesten Modell ausgezeichnet, für dieses Jahr ist der GT 2 ausverkauft.

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