Mangelhafte Ladeinfrastruktur Rechnungshof: EU-Roadtrip im Elektroauto in weiter Ferne

Luxemburg · Das E-Auto gilt als Verkehrsmittel der Zukunft. Doch damit sich der Stromer in Europa gegen den Verbrenner durchsetzt, braucht es genügend Ladestationen. Der EU-Rechnungshof sieht hier großen Handlungsbedarf.

 Der EU-Rechnungshof sieht noch viele Hindernisse bei der Ladeinfrastruktur in Europa und fordert etwa gemeinsame Mindeststandards und einheitliche Bezahlsysteme. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Der EU-Rechnungshof sieht noch viele Hindernisse bei der Ladeinfrastruktur in Europa und fordert etwa gemeinsame Mindeststandards und einheitliche Bezahlsysteme. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Foto: Jan Woitas

Der Bau von Ladesäulen in der Europäischen Union ist aus Sicht des EU-Rechnungshofs zu langsam, zu ungleichmäßig und zu planlos, um Elektroautos zum Durchbruch zu verhelfen.

Das Ziel von einer Million öffentlicher Ladesäulen bis 2025 sei in Gefahr, monierten die Rechnungsprüfer. Es fehlten eine umfassende Lückenanalyse, gezielte finanzielle Förderung, Mindeststandards und einheitliche Bezahlsysteme. Immerhin habe die EU aber einen gemeinsamen Stecker-Standard gefördert.

„Das politische Ziel besteht letztendlich darin, eine Autoreise mit dem Elektrofahrzeug quer durch Europa unternehmen zu können, bei der das Aufladen des Elektrofahrzeugs ebenso problemlos vonstattengeht wie ein konventioneller Tankvorgang“, schreibt der Rechnungshof in einem Sonderbericht. Davor sehen die Prüfer aber weiter Hindernisse.

So sei zwar die Zahl der Ladesäulen in der EU von 34.000 im Jahr 2014 auf 250.000 im September 2020 gewachsen. Gehe es aber im selben Tempo weiter, könnte das Ziel von einer Million öffentlicher Säulen 2025 verfehlt werden. Dafür müssten jetzt jährlich 150.000 Säulen aufgebaut werden - jede Woche 3000 neue Ladepunkte.

Auch stehen laut Rechnungshof 7 von 10 Ladesäulen in 3 der 27 EU-Staaten - nämlich in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Die geringste Dichte haben die Länder Mittel- und Osteuropas. „Fahrten mit dem Elektrofahrzeug innerhalb der EU werden durch diese ungleichmäßige Verteilung der Ladeinfrastruktur nicht begünstigt“, stellen die Rechnungsprüfer fest.

Sie mahnen dringend Änderungen an. So solle die EU-Kommission unter anderem einen strategischen und integrierten EU-Plan für Elektromobilität ausarbeiten. Nötig seien Mindestanforderungen an die Ladeinfrastruktur im gesamten transeuropäischen Verkehrsnetz sowie Analysen der Infrastruktur- und Finanzierungslücke, um die Projektauswahl zu verbessern.

Umfrage: Schwindende Begeisterung für Elektroautos

Elektroautos haben einer Umfrage zufolge trotz gestiegener Verkaufszahlen in Deutschland während der Corona-Krise wieder an Beliebtheit eingebüßt. In einer alljährlichen internationalen Untersuchung der Unternehmensberatung Deloitte zu den Wünschen von Autofahrern sagten nur noch 41 Prozent der 1050 befragten deutschen Autobesitzer, dass ihr nächster Wagen einen alternativen Antrieb haben soll. 2019 war es bei der Vorgängerumfrage noch mehr als die Hälfte der in Deutschland Befragten gewesen, wie Deloitte am Mittwoch in München mitteilte.

Die Ergebnisse sind nicht mehr ganz neu; gefragt wurde im Herbst 2020, weltweit nahmen über 24.000 Menschen teil. Die deutschen Autofahrer stehen in Sachen E-Auto nicht allein da: Auch in den USA, China und Japan gab es vergleichbar kräftige Rückgänge bei der Beliebtheit von E-Autos. Ein Erklärungsversuch: In Krisenzeiten vertrauten die Verbraucher womöglich eher auf bewährte Technologien, schreiben die Autofachleute der Unternehmensberatung.

In Deutschland verkaufen sich Elektroautos derzeit dennoch gut: Im März waren nach den Daten des Kraftfahrzeug-Bundesamts gut 30.000 reine Elektroautos und über 81.000 Hybridfahrzeuge neu zugelassen worden, im Vergleich zum Vorjahr jeweils fast eine Verdreifachung. Deloitte führt das auf die Subventionen für den Kauf eines E-Autos zurück.

© dpa-infocom, dpa:210414-99-199629/2

(dpa)
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