Liebhaber-Auto Star der Swinging Sixties: 60 Jahre Jaguar E-Type

Gaydon/Genf · Er gehört zu den Swinging Sixties wie die Beatles und der Mini-Rock: Und genau wie Musik und Mode jener Zeit ist auch der Jaguar E-Type nicht nur legendär, sondern noch immer präsent - nach 60 Jahren.

 Mehr „Roarrr“ als „Miau“: Das kurvige Design des potenten E-Types begeistert nun schon seit 60 Jahren. Foto: Jaguar Deutschland/dpa-tmn

Mehr „Roarrr“ als „Miau“: Das kurvige Design des potenten E-Types begeistert nun schon seit 60 Jahren. Foto: Jaguar Deutschland/dpa-tmn

Foto: Jaguar Deutschland

Es ist kühl an diesem Frühlingsmorgen im Genfer Parc des Eaux-Vives. Doch zumindest ums Gemüt ist den meisten schnell warm. Über Nacht in einem Husarenritt auf eigener Achse aus England in die Schweiz gefahren, präsentiert Jaguar hier am 15. März 1961 zum Auftakt des Automobilsalons mit noch knisterndem Motor und glühendem Auspuff den E-Type.

Ein Auto, das die Herzen der High Society im Sturm erobert. Die ungewöhnliche Premiere ist jetzt zwar fast genau 60 Jahre her, doch hallt sie bis heute nach.

„Denn der E-Type ist eine wahre Ikone, heute noch genauso herausragend wie bei der Enthüllung 1961“, sagt Dan Pink, der die Classic Abteilung bei Jaguar in Gaydon leitet. „Design und Technik waren ihrer Zeit voraus und begeistern bis heute.“ Vom damaligen Designchef Malcolm Sayer mit endlos langer Haube, knapper Kabine und keckem Heck gezeichnet, wird der E-Type als Nachfolger des angestaubten XK zum Star des Salons. Er übertrifft alle Erwartungen: Hatten die Briten anfangs auf den Verkauf von höchstens 1000 Exemplaren gehofft, werden sie von Bestellungen nur so überrannt. Sie produzieren schnell fünfmal so viele Autos - und zwar pro Jahr.

Stars und Sporterfolge mehren den Ruhm

Zu den Kunden zählen nach Angaben der Presseabteilung Stars wie Steve McQueen, Brigitte Bardot, Frank Sinatra, George Harrison, Tony Curtis oder Britt Ekland. Sie alle mehren den Ruhm, den der E-Type auch als Rennwagen einfährt. So wird er zum sportlichen Star der Swinging Sixties und nicht minder berühmt als die Beatles oder der Mini-Rock.

Selbst die Konkurrenz ist beeindruckt: Vom „schönsten Auto der Welt“, schwärmt Enzo Ferrari und teilt diese Einschätzung offenbar mit den Kuratoren des Museum Of Modern Art in New York. Sie loben die die perfekten Proportionen des E-Type, seine klare Linienführung und seinen Einfluss auf kommende Generationen von Sportwagen: Als damals erst drittem Auto gewähren sie ihm deshalb 1996 einen Dauerplatz in ihrer Design Collection, berichtet Classic-Manager Dan Pink.

Damals wie heute steckt im Bug ein 3,8 Liter großer Sechszylinder, der 198 kW/269 PS leistet und den Wagen auf bis zu 240 km/h beschleunigt. In den Sixties war das genug für fünf Siege in Le Mans und den Ehrentitel als schnellstes Serienauto der Welt.

Für Experten einer der wichtigsten Oldies aller Zeiten

Immer wieder aktualisiert und zuletzt sogar mit einem 5,3 Liter großen V12-Motor und bis zu 232 kW/315 PS angeboten, hält sich der E-Type bis zur einsetzenden Ölkrise. Er wird erst 1974 eingestellt - nach 14 Jahren und 72 529 Exemplaren. Das macht den E-Type zum ersten Sportwagen aus der Großserie, rühmt ihn die Classic-Abteilung der Briten in der Rückschau. Und zu einem attraktiven Auto für Sammler und Schrauber, ergänzt Frank Wilke.

Der Oldtimer-Spezialist von Classic Analytics in Bochum zählt den E-Type zu den zehn wichtigsten Oldtimern aller Zeiten: „Der Jaguar war über alle Marken hinweg akzeptiert und als Ikone anerkannt, nicht einmal der schlechte Ruf englischer Technik konnte an seinem Ruhm kratzen.“ Und er sei nie in den Strudel des normalen Gebrauchtwagengeschäfts geraten. Aber er ist auch nie zum Spekulationsobjekt oder zum Star bei Auktionen geworden.

So gibt es Coupés aus den ersten Jahren laut Classic Analytics noch immer für rund 100.000 Euro und Roadster für etwa 25 Prozent mehr: „Gemessen an seiner Bedeutung, ist das eigentlich zu billig“, so das Urteil des Experten.

© dpa-infocom, dpa:210412-99-175670/2

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