Verkehr in Bonn Umstrittenes Pilotprojekt mit Tempo 30 auf vier Hauptstraßen

BONN · Auf gleich vier Bonner Hauptverkehrsstraßen soll laut einem Vorschlag der Verwaltung Tempo 30 eingeführt werden - zunächst einmal für eine einjährige Testphase. Ziel ist es, den Lärm auf den stark belasteten Straßen um mehr als zwei Dezibel zu verringern.

Das umstrittene Pilotprojekt könnte laut Presseamt der Stadt bereits im Mai oder Juni dieses Jahres starten - vorausgesetzt die Politik stimmt zu. Doch bislang herrscht in der schwarz-grünen Koalition im Rat keine Einigkeit.

Auf Initiative der Politik hin, die sich schon 2012 nicht über das Thema einig wurde, beauftragte die Verwaltung das Aachener Planungsbüro Richter-Richard mit einem Gutachten. In einem Ausschlussverfahren ermittelten die Gutachter, auf welchen Straßen das Pilotprojekt sinnvollerweise durchgeführt werden könnte.

Übrig blieben vier Straßenabschnitte, darunter zwei zusätzliche, die vorher nicht Teil der Planung waren. Auch Auf dem Hügel in Endenich, zwischen Hermann-Wandersleb-Ring und Am Propsthof, und An der Josefshöhe in Auerberg, zwischen Kölnstraße und Herseler Straße, soll laut Vorlage während der einjährigen Testphase der Verkehr gebremst werden. Ein Erfahrungsbericht soll dann Grundlage für weitere Entscheidungen sein.

Weiterhin Gegenstand der Planung ist die Servatius- und Bernkasteler Straße in Friesdorf und die Königswinterer Straße in Beuel. Allerdings sieht der Vorschlag vor, einen größeren Abschnitt als bislang geplant einzubeziehen. Die Tempo-30-Zone soll in Friesdorf vom Schwalbengarten bis zur Friesdorfer Straße, und nicht, wie zuvor angedacht, nur bis zur Hochkreuzallee gehen.

In Beuel war zunächst angedacht, das Tempo auf der Königswinterer Straße zwischen Maarstraße und Landgrabenweg zu drosseln. Die rot-grüne Koalition in der Beueler Bezirksvertretung hatte sich Anfang des vergangenen Jahres jedoch dafür ausgesprochen, den Abschnitt auf den Bereich zwischen Dornkreuzstraße und Rastenweg zu beschränken. Der aktuelle Vorschlag beschreitet einen Mittelweg: Tempo 30 ist zwischen Auf dem Grendt und Rastenweg vorgesehen. Die Verwaltung begründet das mit der Gleichbehandlung der dortigen Anwohner.

Hartwig Lohmeyer (Grüne) begrüßte gegenüber dem GA den Vorschlag der Verwaltung. Schließlich ginge das gesamte Projekt auf eine Initiative der Grünen zurück. Ein flächendeckendes Tempolimit auf 30 Stundenkilometer im Stadtgebiet wäre Lohmeyer allerdings am liebsten. Auch Werner Esser, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, steht dem Vorhaben generell positiv gegenüber. "Grundsätzlich halte ich es für eine gute Idee, an innerstädtischen Straßen das Tempo zu reduzieren."

Ob die jetzt ausgewählten Abschnitte dafür geeignet seien, vor allem auf den neu hinzugekommenen beiden Straßen, müsse aber erst geklärt werden. Skepsis herrscht allerdings beim Koalitionspartner CDU vor. Zwar sei innerhalb der Ratsfraktion die Haltung zum Vorschlag der Verwaltung noch nicht abgestimmt, sagte deren verkehrspolitischer Sprecher Arno Hospes. "Ich persönlich halte das Projekt aber für totalen Unsinn." Auch die FDP hat bisher gegen das Pilotprojekt gestimmt.

"Wir halten das für eine unnötige, überflüssige Verlangsamung des Verkehrs", sagte der verkehrspolitische Sprecher Frank Thomas. Zudem stehe zu befürchten, dass Autofahrer dann Schleichwege mitten durch Wohngebiete nehmen würden. Auch verwies er noch einmal auf die Befürchtung der Stadtwerke Bonn, wegen der reduzierten Geschwindigkeit mehr Busse auf den betroffenen Linien einsetzen zu müssen.

Einwände, die Lohmeyer nicht für schlüssig hält: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass bei gedrosseltem Tempo der Verkehr sogar flüssiger läuft." Auch würden die Busse bei geringen Abständen zwischen den Haltestellen ein höheres Tempo als 30 erreichen. Aufschluss darüber könnten die Fahrtenschreiber der Linienbusse geben, die im Rahmen des Pilotprojekts ausgewertet werden sollen.

Er glaubt, dass auch der Koalitionspartner sich noch überzeugen lässt. Die Grünen seien diesbezüglich guter Dinge. Das Tempo-30-Pilotprojekt behandeln die Bezirksvertretungen Bonn, Beuel und Bad Godesberg am 21. und 22. Januar. Am 18. Februar berät der Planungsausschuss über die Vorlage, bevor sie am 20. März zur Entscheidung in den Hauptausschuss geht.

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