VW Polo 1.6 16V GTI: Peugeot 206 S 16: Viel Leistung fürs Geld

Wer erinnert sich nicht an die GTI-Welle. Vor mehr als zwanzig Jahren stellte der erste VW Golf die Welt der schnellen Reiselimousinen praktisch auf den Kopf: Der Golf GTI wurde zum Inbegriff des automobilen Wolfs im Schafspelz.

  Sportlicher Sound:  Der VW Polo.

Sportlicher Sound: Der VW Polo.

Foto: Werksfoto

Gleichzeitig wurde er zum Vorreiter einer ganzen Kompaktwagen-Generation mit schnellen Motoren unter der Haube und dezenten Veränderungen an den Blechkleidern aus der Großserie.

Vor allem hohe Kaskoprämien haben seinerzeit der GTI-Welle den Garaus bereitet. Die beiden Konkurrenten im stark geschrumpften GTI-Segment stammen beide von Unternehmen, die in den achtziger Jahren kräftig an der schnellen Welle verdienten: VW bekanntlich mit dem Golf GTI und Peugeot mit dem 205 GTI. Im Jahr 2000 ist alles schwieriger. Auch andere Fahrzeugklassen haben sich weiterentwickelt, haben sogar gelernt, trotz größerer Abmessungen im Fahreindruck handlich und agil aufzutreten. Dennoch kann derjenige, der die flotten Kleinen mit anderen Augen sieht, ihnen einiges abgewinnen.

Denn wie der Polo 1.6 16V GTI und der Peugeot 206 S 16 kurvenreiche Strecken meistern, könnte manchen Sportwagenfahrer in Verlegenheit bringen. Außerdem liegen in einem solchen Vergleich die Kosten der GTIs deutlich niedriger und praktischer sind sie auch. Wie dem auch sei, der Kunde erhält bei den kleinen Flitzern viel Leistung fürs Geld. VW kitzelt eigens für den Top-Polo 92 kW/125 PS aus dem 1,6-Liter-Vierzylinder. Das sorgt für eine Spitze von 205 km/h und für eine Sprintzeit von 9,1 Sekunden bis zur 100 km/h-Marke. Mit 99kW/125 PS aus zwei Liter Hubraum mobilisiert Peugeot noch mehr Leistung.

Das bringt den 206 S16 in nur 8,0 Sekunden aus dem Stand auf die 100 km/-Marke und auf 208 km/h Höchstgeschwindigkeit. Diese Unterschiede sind in der Praxis zu vernachlässigen, doch in der Elastizität zieht der flinke 206 dem Polo GTI davon: In 8,1 Sekunden beschleunigt der Peugeot im vierten Gang von 60 km/h auf 100 km/h, der VW braucht für diese Übung 1,2 Sekunden länger.

Zügige Gangart führt nicht zu eklatanten Verbrauchswerten; neun bis zehn Liter auf 100 Kilometer oder gar mehr werden es selten. Bewegt man die beiden GTI-Nachfolger in weniger scharfer Fahrweise, kommen sie auf gut acht Liter Super/100 Kilometer. Die Reichweite liegt angesichts des relativ geringen Tankvolumens bei kaum mehr als 500 Kilometer mit einer Füllung. Das jeweilige Leergewicht von rund 1 100 Kilogramm fordert seinen Tribut.

Vor allem der Peugeot-Motor dürfte ganz nach dem Herzen eingeschworener GTI-Fans sein. Er katapultiert den Fahrer geradezu nach vorn, weil er schon aus niedrigen Touren kraftvoll und spontan antritt. Keine Frage, der Polo ist da schon mehr auf höhere Drehzahlen angewiesen, die ihm dann aber zu beachtlicher Lebendigkeit verhelfen. Es macht Spaß, die beiden flott zu bewegen, wozu auch die gut geführten und abgestuften Fünfganggetriebe beitragen.

Während die Motorwertung also eher an den 206 S 16 geht, gelingt es dem Polo GTI bei den Fahreigenschaften und in der Komfortdisziplin durch ein recht harmonisches Gesamtbild zu überzeugen. Er gibt sich in vielen Punkten kultivierter, dazu zählt das Wegstecken von Unebenheiten und das Verhalten im Grenzbereich. Obwohl sich der 206 in Kurven weitgehend neutral verhält, wenig Seitenneigung aufbaut und durch eine präzise Lenkung frei von Antriebseinflüssen gefällt, fordert er doch bei hohen Kurvengeschwindigkeiten das Talent seines Fahrers. Bei provozierten Lastwechselreaktionen schwenkt das Heck aus und lässt sich nur durch beherztes Gegenlenken wieder einfangen. Solche Extrembereiche erreicht der Normalfahrer auf trockener Straße selten, wohl aber auf rutschiger Fahrbahn.

Dem Polo GTI sind solche Reaktionen weitgehend fremd. Außerdem geht VW beim Antrieb auf Nummer sicher und bietet serienmäßig das segensreiche ESP. Andererseits absolviert der Polo die Slalomstrecke nicht so schnell wie der 206 und packen seine Bremsen nicht so exakt zu. Der sportliche Sound dürfte bei beiden gewünscht sein und akzeptiert werden; die Dröhnfrequenzen der Motoren halten sich in Grenzen. Im Komforteindruck schneidet der Polo nach seiner Überarbeitung noch besser als zuvor ab; die Insassen fühlen sich nicht wie in einem Kleinwagen. Zur positiven Wertung tragen die vorzüglichen GTI-Sportsitze bei.

Die Preise der zwei GTI-Modelle driften nur wenig auseinander. Für den frechen 206 verlangen die Franzosen 33 400 Mark, den VW Polo 1.6 16V GTI gibt es für 34 450 Mark. Beim Peugeot sind über den Preisvorteil hinaus Klimaanlage, Radio mit Fernbedienung und Sidebags serienmäßig. Die Wolfsburger halten mit ESP, 195er-"Schlappen" und Xenon-Licht dagegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort