Das Beste aus einem Jahrhundert Was in die Tüte kommt

Wie das Beste aus einem Jahrhundert Haribo mit nur zwei Wochen Vorlauf zu einem Jubiläums-Mix wurde. Was macht sie aus, die Essenz eines Unternehmens, das mit seinen Produkten seit drei Generationen Kinder und Erwachsene froh macht?

 Haribo feiert 100 Jahre Jubiläum mit einer ganz besonderen Tüte.

Haribo feiert 100 Jahre Jubiläum mit einer ganz besonderen Tüte.

Foto: HARIBO

„Vor dieser Frage haben wir gehörigen Respekt gehabt“, sagt Nina Schmidt. Als Leiterin Brand-Management sollte die 38-Jährige ein eigenes Logo und eine Jubiläumsmischung zum 100. Firmengeburtstag entwickeln – aus Haribo-Leckereien versteht sich. Eine Idee, in Team-Arbeit geboren und pragmatisch-praktisch umgesetzt. „Das  war ein bisschen wie ein Kindergeburtstag“, erinnert sich die zweifache Mutter an das entscheidende Meeting, bei dem tellerweise Süßes und Saures zum Verkosten und Vorsortieren auf den Tisch kam. „Der Goldbär war natürlich gesetzt“, verrät Schmidt. In Erdbeerrot ersetzt er das E in „100 Jahre“. Die Doppelkirsche formt ein R, das Lakritz-Konfekt aus der Color-Rado-Packung ein H, und die Himbeere mit Zuckerperlen ein A.

Für die 100 wagten sich Nina Schmidt und ihr Team in experimentellere Gefilde. Statt der klassischen Lakritz Schnecke kommt eine gelbe Brauseschnecke aus den letzten Jahren zum Einsatz und für die zweite Null eine verknotete himmelblaue Balla-Stixx-Konfektstange mit Himbeer- und Brombeergeschmack. Aus über 1000 aktuellen Produkten und Mischungen Klassiker und moderne Innovationen so auszusuchen, dass sie nicht nur bunt aussehen, sondern auch geschmacklich eine runde Sache abgeben, ist eine echte Herausforderung. Manche Aromen passen schließlich einfach nicht zusammen. Gleich mehrere Test-Esser mit feinen Geruchs- und Geschmackssinnen griffen dazu im firmeneigenen Labor unter kontrollierten Bedingungen zur Probierschale. Die Brauseschnecke soll ihren Geschmack nicht aufs Lakritz oder die anderen Fruchtgummis übertragen. Im Beutel darf auch möglichst nichts zusammenkleben, austrocknen oder zu feucht werden. All das galt es auszuschließen.

Und dann ist da natürlich die Fertigung an sich. Während das Konfekt aus der Color-Rado-Mischung nur im Bonner Stammwerk hergestellt wird, werden die Goldbären inzwischen in der Grafschaft gegossen. Die Schnecken, Schlümpfe und fruchtigen Konfektstangen werden wiederum in Solingen produziert. Ein solches standortübergreifendes Projekt erfordert genaue Absprachen und eine ineinandergreifende Logistik. Auch wenn Haribo an verschiedenen Standorten produziert, sind die Wege im Unternehmen gefühlt trotzdem nie wirklich weit. In diesem Fall konnte Nina Schmidt sogar auf Familienbande setzen – in Gestalt von Stefan und Thomas Kruger. Stefan Kruger leitet die Produktion in Bonn und sein Bruder Thomas ist stellvertretender Produktionsleiter in Solingen. „Gerade etwas, das aus dem Rahmen fällt, macht doch Spaß“, freut sich Thomas Kruger, der gerade eine frisch überholte Maschine überprüft. Pragmatismus gefällt dem 50-Jährigen aus Sinzig deshalb als Unternehmenswert besonders gut. „Gerade die kuriosesten Ideen haben bei uns immer eine Chance“, verspricht er.

   Haribo feiert 100. Geburtstag und startet im Jubiläumsjahr mit dem Bau eines Werkes in den USA.

Haribo feiert 100. Geburtstag und startet im Jubiläumsjahr mit dem Bau eines Werkes in den USA.

Foto: HARIBO/cecil arp

So war es auch mit dem Jahrhundert-Mix. In einer eilig anberaumten Web-Konferenz wurde das Produkt mitten in der Corona-Krise gewissermaßen eingetütet. Eigentlich war in Bonn gar keine Produktionskapazität für zusätzliche Konfekt-Chargen vorhanden. Aber Stefan Kruger, der schon ein Vierteljahrhundert für Haribo im Einsatz ist, hatte im Handumdrehen genügend Freiwillige für eine Extraschicht beisammen. In Solingen waren die Himbeeren knapp. Auch dafür fand sich eine Lösung. „Herausgekommen ist eine einmalige Mischung, die nicht nur bunt aussieht und schmeckt“, betont Thomas Kruger, der vor fünf Jahren ins Unternehmen kam. Der Mix vereine auch viele Produktinnovationen des Unternehmens aus 100 Jahren – vom Goldbären und der gerollten Schnecke über die von Zuckerperlen umhüllte Himbeere bis zu den vegetarischen Schlümpfen.

Damit das alles klappte, machten sich an einem Samstagmorgen im Sommer in aller Frühe Lastwagen mit Konfekt und Goldbären beladen aus Bonn und Grafschaft auf den Weg nach Solingen. In abgedeckten Aromaboxen mit 15 und 20 Kilogramm Inhalt brachten sie ihre Ware aufs Werksgelände zum Qualitätscheck. Kaum zwei Stunden später wurden die Boxen schon nach der Mischanleitung aus der Produktentwicklung in eine riesige Schütte entleert. Mit den Solinger Produkten gut vermengt, raschelte der Mix gleich darauf in die eigenen Jahrhundert-Mix-Tüten mit ihrem Silberglanz. Dann noch verschweißen und ab ging’s an den Handel und ins Lager. „Frischer geht’s nicht“, freut sich Thomas Kruger. „Und das schmeckt man“, ergänzt Nina Schmidt. Auch Qualität wird bei Haribo schließlich großgeschrieben.

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