ANZEIGE Klima-Check Klima-Check für Konzerte

Klassik-Branche entwickelt Bewusstsein für Klimawandel – mehr als 200 Orchester und Künstler*innen beteiligen sich an weltweitem Projekt

 Auch das „No Borders Orchestra“ setzt sich für klimaneutrale Musik ein

Auch das „No Borders Orchestra“ setzt sich für klimaneutrale Musik ein

Foto: No Borders Orchestra

Die klassische Musik habe sich zu lange zum Klimawandel ausgeschwiegen. So sieht es ein Konzertveranstalter aus Deutschland. Er will, dass sich das schnell ändert. Sein Ziel: eine klimaneutrale Konzerterfahrung, die Umwelt und Menschen gleichermaßen zugutekommt. Er ist Teil einer jungen Bewegung, die weltweit Künstler*innen, Publikum und Klimaschutz zusammenbringt. „Das Musik-Business kann sich nicht einfach wegducken, als ob es das Problem nicht gäbe“, erklärt Leander Hotaki. Deshalb sorgt er dafür, dass seine Konzerte nur einen minimalen Einfluss auf die Umwelt haben.

Zu lange habe die Klassik-Industrie geschwiegen, sagt Hotaki, während die Kollegen vom Pop den Einfluss der Klimabewegung erkannt haben und entsprechende Konzerte organisiert haben, etwa die Live Earth Concerts mit Shakira und anderen großen Stars. Umso erfreuter war Hotaki, als er vom Beethoven Pastoral Project erfuhr, mit dem die Beethoven Jubiläums GmbH gemeinsam mit dem UN-Weltklimasekretariat und weiteren Partnern Künstler*innen auf der ganzen Welt zu konkreten Projekten für den Klimaschutz aufruft. In seiner sechsten Sinfonie, der „Pastorale“, stellte Beethoven im frühen 19. Jahrhundert das Verhältnis Mensch und Natur dar. „Menschen weltweit beschäftigt die Frage, wie wir das Zusammenleben von bald neun Milliarden Menschen auf diesem Globus sicherstellen können“, sagt Malte Boecker, der künstlerische Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums GmbH, „und das hat soziale und ökologische Folgen.“

Eine Einsicht, die allmählich auch in der Welt Beethovens, Brahms und Bachs angekommen zu sein scheint. Künstler*innen wie die Geigerin Patricia Kopatchinskaja oder der Pianist Igor Levit setzen sich schon seit Längerem für ein stärkeres Bewusstsein bei ihrem Publikum ein. Nun springen auch die ersten großen Konzertveranstalter mit auf. „In den letzten 12 Monaten hat alleine unsere Agentur 38 internationale Konzerttouren in mehr als 200 Länder organisiert“, erklärte kürzlich der britische Künstleragent Jasper Parrot. Seine etwa 190 Musiker*innen spielten bis zu 100 Konzerte im Jahr und fliegen dabei um die ganze Welt – ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Beschleunigung des Klimawandels.

„Als ich im November 2018 begann, Klima-bewusste Konzerte zu organisieren, war das Thema in den öffentlichen Diskussionen nicht so dringend“, sagt Hotaki. Er fordert, dass jedes Konzert sich einem Klima-Check zu unterziehen habe. Dafür berechnet Hotaki die Emissionen seiner Konzerte anhand von drei Faktoren: Publikum, Veranstaltungsort und Künstler*innen.

„Der Veranstaltungsort ist immer am leichtesten. Hier können wir nicht viel ändern.“ Denn ob das Konzerthaus einen Ökostromvertrag hat oder stromsparende LED-Beleuchtung verwendet, liegt nicht in Hotakis Hand. Da stehen die Betreiber der Konzerthäuser in der Pflicht. Aber auch hier bewegt sich etwas: In einem weiteren Beitrag zum Beethoven Pastoral Project hat sich das Kammerorchester Moosburg mit einem örtlichen Hersteller von Solarzellen zusammengetan. In einem gemeinsamen Konzert Anfang März haben Orchester und Firma das Publikum für Klimaschutz sensibilisiert. Das langfristige Ziel ist es, Warmwasser und Heizung in der Moosheimer Stadthalle durch Sonnenenergie zu gewinnen. Ein echter Klima-Gewinn für Moosburg.

„Indem wir die Tourneen so planen, dass Flugreisen unnötig werden, können wir schon jede Menge Emissionen einsparen.“ Was sich nicht vermeiden lässt, gleicht Hotaki bei Offset-Projekten auf der ganzen Welt entsprechend aus. Und das, so Hotaki, ist gar nicht mal so teuer: „Wenn unser Engagement für die Natur dazu führt, dass ein 76 Euro teures Ticket auf einmal 77 Euro kostet, dann akzeptieren die Leute das gerne.“

Derzeit gleicht Hotaki seine Emissionen noch in einem Forst-Projekt in Panama und Windkraft in Indien aus. „Aber wir sehen die Notwendigkeit, die Bemühungen näher an das Publikum vor Ort zu bringen“, sagt Hotaki. Deshalb erweitert er die Projekte gerade um Initiativen vor Ort, wie den Erhalt von Sumpfgebieten in der Nähe von Freiburg.

Nach Hotakis Erfahrung steht das Publikum seinem Projekt und dem Ziel wohlwollend gegenüber: „Unternehmen und Einzelpersonen übernehmen Verantwortung, indem sie unsere Klimabemühungen sponsern. Bei klassischen Konzerten haben wir auch viele Entscheidungsträger im Publikum, die wiederum unsere Bemühungen in ihre Sphären tragen. Eine große Chance, unseren Auftrag zur Verbreitung des Klimabewusstseins rund um die klassische Musik in die Mitte der Gesellschaft zu tragen und eine größere öffentliche Diskussion über unsere Verantwortung gegenüber der Natur zu entfachen.“

Mittlerweile nehmen mehr als 200 Künstler*innen und Orchester am Beethoven Pastoral Project teil. Und die Projekte sind so vielfältig wie die Herkunft der Teilnehmenden. Das Oxford Philharmonic Orchestra in Großbritannien lädt einen Klima-Forscher zu ihren Konzerten ein, das Istanbul Musik Festival vergibt Kompositionsaufträge zum Thema Mensch und Umwelt. In Brasilien beteiligt sich das Sinfonieorchester von São Paulo mit einem Konzert zum Schutz des leidenden Amazonas-Walds, in Australien kämpft das Melbourne Symphony gegen die Folgen der Buschbrände aus dem Frühjahr. „Die Welt braucht mehr Ehrgeiz, mehr Phantasie und Entschlossenheit und ein größeres Gefühl der Dringlichkeit, wenn die Menschheit eine nachhaltige Zukunft für die kommenden Generationen sichern soll. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

Auch wenn durch das Corona-Virus viele Veranstaltungen abgesagt werden mussten, zeigt die Vielfalt an den daraufhin entstanden innovativen Konzert-Formaten im Internet, dass auch beim Klimaschutz noch viel möglich ist. Die Idee des Beethoven Pastoral Project wird auch über das Jubiläum hinaus Bestand haben.

General-Anzeiger Bonn ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.