ANZEIGE Interviewreihe: Gemeinsam für den Klimaschutz Malte Boecker im Interview

Das Beethoven Pastoral Project ist ein Gemeinschaftswerk, das von uns durch die Beteiligung seiner Partner lebt. Einig haben wir befragt, was ihnen dies Aktion bedeutet, was die sechste Sinfonie Beethovens mit dem Klimaschutz zu tun hat und wie sie sich selbst Tag für Tag für mehr Nachhaltigkeit einsetzen.

Interviewreihe: Gemeinsam für den Klimaschutz: Malte Boecker im Interview
Foto: BTHVN

Was sagt uns Beethovens „Pastorale“ über das Verhältnis zwischen Natur und Mensch?

Malte Boecker: Für Beethoven war die Natur ein Quell der Inspiration. Dies ist vielfach belegt und findet auch in seinen Werken ihren Niederschlag. Prominentestes Beispiel ist die Sechste Symphonie, die Pastorale. Mit ihr hat Beethoven das „Genre“ der Pastoral Musiken von Grund auf neu gedeutet. Andere Komponisten vor Beethoven sind eher illustrativ vorgegangen, haben die Natur musikalisch abgebildet. Die fünfsätzige Sinfonie „Le Portrait musical de la Nature“ des heute weitgehend vergessenen Komponisten Justin Heinrich Knecht ist so ein Beispiel. Beethoven geht komplett anders vor: "Mehr Ausdruck der Empfindung(en) als Malerei" – steht in der Handschrift. Ihm geht es also um das Empfinden des Individuums in der Natur. Doch was empfindet er konkret? Es ist meines Erachtens die Erkenntnis, dass sich alles wandelt. Panta rhei – alles fließt. Die Natur lebt von der schöpferischen Zerstörung dessen was ist, um immer wieder Neues hervorzubringen. Oder, um es in Beethovens eigenen Worten auszudrücken: "allein Freyheit, weiter gehn ist in der Kunstwelt, wie in der ganzen großen schöpfung, zweck“.

Was konnte das Beethoven Pastoral Project bisher bewirken?

Malte Boecker: Wir rufen gemeinsam mit dem Weltklimasekretariat der Vereinten Nationen dazu auf, sich von der Pastorale inspirieren zu lassen und das Thema Mensch und Natur künstlerisch aufzugreifen. Die große Resonanz auf diesen Aufruf mit über 250 Beteiligten aus sechs Kontinenten zeigt uns die Relevanz des Themas. In der einstündigen Dokumentation der Deutschen Welle, „The Sound of Nature“, die am 5. Juni 2020 u.a. auf der Projekt Homepage ihre Weltpremiere erlebt, ist spürbar, wie sehr Künstler auf die Bedrohungen des menschengemachten Klimawandels reagieren. Ferner ist aus dem Projekt heraus eine offene Petition entstanden, mit der sich die Unterzeichnenden gegen das Leugnen des menschengemachten Klimawandels positionieren und ihre Unterstützung anbieten für eine nachhaltige Entwicklung. Namhafte Persönlichkeiten aus der Kultur haben schon unterzeichnet. Viele sollen folgen!

Wie wird die „Pastorale“-Originalhandschrift im Beethoven-Haus geschützt?

Malte Boecker: Das Autograph der Pastorale, das sich seit 1910 im Beethoven-Haus befindet, ist wahrscheinlich das kostbarste, aber auch fragilste Stück unserer Sammlung. Die 140 Blätter umfassende Handschrift zeigen viele Abnutzungsspuren. Auf einer Seite hat Beethoven eine Stelle getilgt, indem er ein zweites Blatt mit der gültigen Variante auf das alte aufgenäht hat. Solche Ersetzungen kommen bei ihm oft vor, sie sind aber für die Handhabung der Quelle delikat, weil die provisorische Befestigung mit der Zeit brüchig wird. An anderen zahlreichen Stellen hat Beethoven zur Korrektur einen roten Fettstift verwendet, der bei unsachgemäßer Behandlung verwischt. Um das Manuskript so gut wie möglich zu bewahren, schützen wir es in erster Linie durch "Nichtbeachtung". Wir haben es in säurefreies Papier eingeschlagen, es liegt unter konservatorisch einwandfreien klimatischen Bedingungen im Tresor. Dort lassen wir es in Ruhe liegen, wir nehmen es normalerweise nicht heraus, wir bewegen es nicht und wir bringen es nicht ans Licht. Wir haben das Manuskript als Buchfaksimile veröffentlicht und es hochauflösend gescannt. Dadurch muss man es eigentlich nicht mehr im Original ansehen, die meisten wissenschaftlichen Fragen kann man anhand der Aufnahmen beantworten.

General-Anzeiger Bonn ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.