Aktion Weihnachtslicht 70 Jahre gelebte Nächstenliebe

Vor genau 70 Jahren wurde die Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers gegründet. Die Erfolgsgeschichte geht weiter.

Von 1952 bis heute: Seit 70 Jahren bereitet das GA-Weihnachtslicht bedürftigen Senioren in Bonn und der Region eine Freude zu Weihnachten und lässt sie für den Moment ihre Sorgen vergessen.

Von 1952 bis heute: Seit 70 Jahren bereitet das GA-Weihnachtslicht bedürftigen Senioren in Bonn und der Region eine Freude zu Weihnachten und lässt sie für den Moment ihre Sorgen vergessen.

Foto: privat/Privat

Es gibt keine größere Freude als die, die anderen gespendet wird.“ Diese Aussage war am 15. November 1952 im General-Anzeiger zu lesen. Sie steht quasi als Präambel über einer Aktion, die bis heute einmalig ist in der deutschen Zeitungs-Landschaft - und so aktuell ist wie vor genau 70 Jahren: die Aktion Weihnachtslicht, das Hilfswerk des General-Anzeigers. Die Gründungsmütter und -väter des gemeinnützigen Vereins hatten sich auf die Fahne geschrieben, vor allem jenen - vornehmlich älteren - Menschen in der Region Bonn zu helfen, die allzu oft im toten Winkel der Gesellschaft verschwinden.

Einer der Initiatoren unserer Aktion, der damalige Lokalchef Dr. Wilhelm Kümpel (ältere GA-Leserinnen und Leser kennen ihn wohl noch unter seinem Pseudonym Gottlieb Weise), schrieb seinerzeit: „Den armen Menschen muss geholfen werden. Zünden wir ihnen durch ein kleines Opfer, eine kleine Gabe, ein Weihnachtslicht an - ein Weihnachtslicht für alte Leute, damit sie am Fest der Liebe wieder einmal ihres Lebens froh werden!“ Und vor 70 Jahren wurde auch bereits festgelegt, dass auf Wunsch Spenden und Spender veröffentlicht werden. Das gilt heute noch.

Rückblick. „Gottlieb Weise“ richtete damals, sieben Jahre nach Kriegsende, seinen Appell an die Leserinnen und Leser, für die in Not geratenen Nachbarn zu spenden. Leser brachten warme Decken, Kleidung, Lebensmittel, Möbel – und, ja auch Kohlen, Briketts und Hausrat zum damals neuen GA-Verlagshaus zwischen Gerhard-von-Are-Straße und Wesselstraße – dort, wo heute ein Restaurant sein Domizil hat. Über die Jahre wurden die Sachspenden fürs „Weihnachtslicht“ seltener; stattdessen spenden die GA-Leserinnen und Leser Geld, das dann nach Kriterien, die mit den zuständigen Sozialämtern der Region festgelegt wurden, an die Bedürftigen weiter gegeben wird.

Ein Blick in die Spendenliste zeigt das große Spektrum unserer Unterstützerinnen und Unterstützern - von dem fünfjährigen Mädchen, das den Inhalt seiner Spardose für unsere Aktion „geopfert“ hat, bis zu Großspenden von Firmen, Sparkassen und Banken: Sie alle wissen, dass das Geld bei den „richtigen“ Leuten ankommt. Dafür steht das Weihnachtslicht-Team gerade.

Erwähnt sei auch unsere Stiftung - die Elvira-Efferz-Stiftung, benannt nach einer Godesbergerin, die dem Weihnachtslicht vor 21 Jahren ihr nicht unbeträchtliches Vermögen hinterließ. Die Erlöse aus dieser Stiftung sowie inzwischen erfolgter mehrerer Zustiftungen kommen zu 100 Prozent dem Verein Weihnachtslicht zugute. (Weitere Zustiftungen sind stets willkommen.)

Beeindruckend sind diese Zahlen: Mehr als 40 Millionen Euro (exakt 40. 237. 454,98 Euro) wurden seit 1956 (die genauen Zahlen von 1952 bis 1955 konnten nicht mehr festgestellt werden) für die Bedürftigen gespendet. Übrigens wurde bei der Sammlung 1992/1993 erstmals die Millionengrenze übersprungen – allerdings natürlich in D-Mark. 20 Jahre später registrierten wir erstmals die Millionen-Grenze – in Euro. Was für eine faszinierende Entwicklung – eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen!

Und die Spendenbereitschaft steigt von Jahr zu Jahr. Mehr noch: Über die „normalen“ Aktionen zur Weihnachtszeit hinaus wurden in den vergangenen Jahren einige Sonderaktionen durchgeführt - so für Menschen, die besonders stark von der Corona-Krise betroffen waren, wobei wir mit Institutionen wie Caritas, den Tafeln oder dem Verein für Gefährdetenhilfe kooperiert haben; aber auch Menschen, die Hals über Kopf ihre Heimat - also die Ukraine - verlassen mussten und in Bonn untergekommen sind, konnten wir, noch bevor staatliche Gelder flossen, Geld geben, damit sie sich rasch das Allernötigste kaufen konnten. Diese Unterstützung gewähren wir nach wie vor.

Geradezu überwältigend war die Spendenbereitschaft für unsere Sonderaktion „Hochwasser-Hilfe“! Dazu zwei beeindruckende Zahlen: Fast sieben Millionen Euro haben uns unsere Leserinnen und Leser überwiesen; schnell und unbürokratisch konnten wir somit gut 1.600 Anträge auf Hilfe bewilligen. Da sehr oft ganze Familien betroffen waren, kann man sagen: Weit mehr als 5.000 Frauen, Männern und Kindern konnten wir mit Spendengeldern helfen - und tun das auch heute noch. Denn nach wie vor erreichen uns Briefe von Betroffenen, die um Spenden bitten. In zahlreichen Schreiben, die uns immer wieder erreichen, kommt die große Dankbarkeit der Flutopfer zum Ausdruck; dieser Dank gilt unseren Spenderinnen und Spendern! Und eine bedrückende Zahl verdeutlicht das Ausmaß diese Katastrophe in unserer Region: 186 Menschen sind bei der Jahrhundertflut an der Ahr und in der Voreifel ums Leben gekommen.

Oft wird uns die Frage gestellt: Wie managt ihr die Aktion? Die Antwort ist ganz einfach: Wir sind ein sehr kleines Team – mit großem Engagement. Wobei ein Faktum elementar ist: Jeder gespendete Cent kommt den Bedürftigen zugute! Denn der GA-Verlag zahlt sämtliche Personal- und Verwaltungskosten, die bei der Abwicklung der Aktion anfallen. Und das seit 70 Jahren. Kontinuität gilt auch für den Vereinsvorsitz: Erst drei Redakteure – Wilhelm Kümpel, Hans-Dieter Weber und seit 2005 Bernd Leyendecker – hatten (und haben) diesen Posten inne.

Das Engagement des Verlags für die Aktion Weihnachtslicht bekräftigt GA-Geschäftsführer Kersten Köhler: „Die Spenden sollen zu 100 Prozent bei den Menschen ankommen, die die Hilfe benötigen. Daher übernimmt der Verlag die Organisation der Aktion, und er wirbt bei seinen Lesern im Internet und in der Zeitung für das Weihnachtslicht. Viele Regionalzeitungen sammeln zu Weihnachten für Bedürftige. Aber nirgendwo im ganzen Land sind die Leserinnen und Leser so großzügig wie beim Weihnachtslicht des General-Anzeigers.“

Zurück zur jetzt beginnenden Aktion 2022/2023: Wir gehen davon aus (und befürchten sogar), dass die Zahl der Anträge jener Seniorinnen und Senioren aus unserer Region, die bereits jetzt jeden Cent zweimal umdrehen müssen, ehe sie ihn ausgeben, aus bekannten Gründen in den kommenden Monaten zunehmen wird. Daher hoffen wir mehr denn je erneut auf die Spendenbereitschaft unserer Leserinnen und Leser. Die vergangenen 70 Jahre haben doch sehr eindrucksvoll bewiesen, dass „wir in der Not zusamme stonn“, wie man hier bei uns im Rheinland sagt.

Apropos Region: Die Spenden gehen nahezu ausschließlich an bedürftige Seniorinnen und Senioren aus der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrgebiet. In puncto „Alter“ machen wir allerdings aus nachvollziehbaren Gründen zum Beispiel bei den Hochwasser-Geschädigten eine Ausnahme. Bisweilen unterstützen wir auch lobenswerte Institutionen wie die bereits erwähnten Tafeln oder die Caritas, mit denen wir in puncto „Hilfe für Bedürftige“ quasi verwandt sind. Dies deckt sich im übrigen mit unserer Satzung, in der es heißt: „Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar mildtätige Zwecke. Der Zweck ist die Unterstützung bedürftiger Bevölkerungskreise. Hierzu zählt im Einzelfall auch die Unterstützung von Institutionen der Wohlfahrtspflege.“

Seit 2007 verleiht der Verein an verdienstvolle Unterstützer unserer Aktion jährlich einen „Ehrenpreis“- eine Glasskulptur mit unserem Logo. In diesem Jahr erhält ihn der bekannte Psychiater und Theologe Dr. Manfred Lütz.

Zu den bisherigen Ehrenpreisträgern gehören Konrad Beikircher, das Schauspieler-Ehepaar Eva Scheurer und Rudolf Kowalski, die Deutsche Post AG, das Corps Honoree der Bonner Stadtsoldaten oder Contra-Kreis-Chef Horst Johanning. Dass die Eintrittsgelder von Benefizveranstaltungen in unsere Kasse fließen, versteht sich von selbst.

Abschließend noch ein Zitat unseres diesjährigen Preisträgers Manfred Lütz: „Das Weihnachtslicht ist ein Ausdruck von echter Nächstenliebe, denn Menschen aus der Region helfen anderen aus der Region, die es nicht so gut im Leben haben. Man müsste das Weihnachtslicht erfinden, wenn es es nicht schon gäbe.“, betont der Psychiater, Psychotherapeut und Buchautor.

Bernd Leyendecker

Vorsitzender

Verein Weihnachtslicht            

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