Vermischtes - Der Duft der Frauen

Coco Chanel bringt ihr Parfüm "No 5" auf den Markt

"Ein Parfüm, völlig anders als alles Bisherige" wollte sie schaffen. "Ein Parfüm für Frauen, das nach Frauen riecht, den Gedanken an Frauen heraufbeschwört." Nur solch ein Duft würde zu ihrer Couture passen, diesen zeitlos eleganten Modellen, die schnörkellos, schlicht - und trotzdem avantgardistisch kleideten. Und so revolutionierte Coco Chanel nicht nur die Mode des frühen 20. Jahrhunderts, sondern sorgte auch beim Parfüm 1921 für eine Sensation: Chanel No 5, ihre erste Kreation, zählt heute zu den Klassikern - und ist auch noch 77 Jahre nach seiner Erfindung ein Bestseller.

Die kostbare Mischung stammt natürlich nicht aus Chanels Boutique. Die Designerin engagierte dafür Ernest Beaux, Besitzer eines Labors in Grasse und einer der ersten Parfümhersteller, der einen Riecher für die Bedeutung synthetischer Düfte hatte. Bisher hatte es jedoch noch niemand gewagt, von den typischen Blumenaromen abzuweichen.

Immer nur den Duft einer einzigen Blume, die auch noch möglichst einfach zu erkennen war, wünschten sich die Damen auf ihrer Haut. Nur Coco Chanel war bereit, alle bisher bekannten Rezepturen über den Haufen zu werfen: "Ich will keine Ahnung von Rosen, von Maiglöckchen", erklärte sie Supernase Beaux, "ich will eine Komposition." Und überzeugte den Parfümeur mit einem recht simplen Argument: "Es ist paradox. Ein natürlicher Blumenduft riecht künstlich an einer Frau. Vielleicht muß ein natürliches Parfüm künstlich geschaffen werden."

So mischte Beaux zehn Versionen und verwendete dabei nicht nur natürliche Riechstoffe, sondern nutzte auch die gerade erst entdeckten Aldehyde, synthetische Verbindungen, um eine klare Frische hineinzubringen, die im Gegensatz zu den herkömmlichen blumig-schwülstigen Düften stand.

Beaux numerierte seine Proben von 1 bis 5 und von 20 bis 24. Mademoiselle Chanel schnupperte an einer nach der anderen und entschied sich schließlich für die Nummer 5, vielleicht auch weil es sich um ihre Glückszahl handelte und sie das Parfüm zusammen mit ihrer neuen Kollektion am 5. Mai vorstellen wollte. Zum puristischen Namen "No 5" wählte sie als Flakon ein klares eckiges Design mit einem Verschluß, geschliffen wie ein Smaragd.

Wie ein "Bukett aus abstrakten Blumen" strömte daraus das betörende Aroma. Aus rund 80 Ingredienzen setzt sich die Mixtur zusammen, von der Ylang-Ylang-Pflanze der Komoren über Jasmin, Mairosen und Neroli aus Grasse bis hin zu Sandelholz und Bourbon-Vetiver. Auch der erste Test verlief vielversprechend: Chanel lud Beaux und einige Freunde in ein exquisites Restaurant ein. Immer wieder versprühte Coco etwas von dem Duft. "Die Wirkung war erstaunlich", beschrieb Beaux später: "Immer wenn eine Frau an unserem Tisch vorbeiging, blieb sie stehen und schnupperte."

No 5 machte Weltkarriere - und machte in einem berühmten Fall gar die Mode von Chanel überflüssig: Marilyn Monroe zog es vor, nur mit einem Hauch No 5 bekleidet ins Bett zu gehen.

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