Dernau Viel Beifall und Atmosphäre beim vierten Verzällches-Owend

DERNAU · Dernau war einst das kinderreichste Dorf im Lande, und die Ahr aufgrund des Abwassers aus den Haushalten äußerst nährstoffreich und folglich reich an Algen und Fischen.

 Franz Kreuzberg warb beim Dernau Mundartabend auch für mehr Unterstützer.

Franz Kreuzberg warb beim Dernau Mundartabend auch für mehr Unterstützer.

Foto: Martin Gausmann

. Den Kindern diente sie als Schwimmbad. Wenn es auch gefährlich war, sich ins Wasser zu begeben. Nicht wegen der Bakterien oder gar der "Münne, Barrewe, Ösche, Baachfrelle, Lakse" und anderer Fischarten, die sich dort tummelten. Gefährlich waren die vielen Glasscherben im Flussbett, die man sich leicht in die Füße treten konnte. Denn in der kinderreichen, ansonsten aber armen Zeit gab's keine Badeschuhe. Die Kahnpartien mit der Zinkbütt auf der Ahr hatten es übrigens auch in sich.

Mit viel Spaß und Witz trug Franz Kreuzberg beim vierten Dernauer Verzällches-Owend im wiederum voll besetzten Gemeindesaal Kindheitserinnerungen vor. Und hatte die Lacher auf seiner Seite. Nicht nur ältere Dernauer waren der Einladung von Ingrid Näkel-Surges und Manfred Wolff gefolgt, sich über die "gute alte Zeit" zu amüsierten. Auf der Bühne und im Saal hatten sich Angehörige aller Generationen versammelt. Mit seinen 90 Jahren war Walter Kreuzberg der älteste unter den Vortragenden. Seine Geschichte vom "Flüsche" (Fluse) auf der Jacke beim Kirchgang amüsierte alle Generationen, war aufgrund des ungefilterten Platts stellenweise hauptsächlich von Eingeweihten zu verstehen.

Jüngste Vortragende waren Weinkönigin Nora Heimermann und ihre Prinzessinnen Larissa Schäfer und Jennifer Schäfer. Für den Abend hatten sie die von den Alten überlieferte Dorfsprache gut geübt und trugen mit viel Charme und offensichtlicher Freude vor, wie das so früher war mit Ihresgleichen, also den Weinmajestäten. Etwa, als es eine Königin mit acht Prinzessinnen gab, die Krone aus Pappe gebastelt werden musste, für prunkvolle Kleider erst recht kein Geld da war, aber jede Menge Gäste "aus dem Kohlepott anjekarrt" wurden.

"Wenn sich de Famillje trifft, kommt von allem nur das Beste auf den Tisch", besang Franz Trarbach die alten Zeiten, und wer konnte, sang den Refrain mit. So wurden die Dernauer an dem Abend wieder zu einer großen Familie.

"Was besonderen Spaß macht, sind die Abende, an denen wir uns treffen, um alles vorzubereiten", warb Franz Kreuzberg zum Mitmachen bei einem zeitlich begrenzten Einsatz. "Dann is der Käs für a Johr verjesse."

"Dialekt macht schlau" hatten die Initiatoren als Motto über den Abend gestellt. Als Beleg führte Ingrid Näkel-Surges Erkenntnisse von Sprachwissenschaftlern und Hirnforschern an, dass Kinder, die neben dem Hochdeutschen auch Platt quasi als zweite Muttersprache lernten, später besser abstrakt denken und Sprachen lernen könnten. Darum appelliert sie an die jungen Mütter, ihren Kindern diese Gelegenheit nicht zu verwehren.

So konnte an dem Abend die jüngere Generation ihre Sprachkenntnisse auffrischen. Das Programm bestritten Dieter Koll, Karl Kreuzberg, Marlies Vilz, Walter Kreuzberg, Franz Trarbach, Walter Trarbach, die Weinmajestäten, Irmgard Berzen, Kurt Josten, Hildegard Wolff, Herbert Engel und Peter Koll. Und da alle Vorträge mitgeschnitten worden sind, gehen die Geschichten von einst nicht verloren.

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