Tradition zum Karfreitag Was die Menschen zum Tanzverbot sagen

RHEIN-SIEG-KREIS · Karfreitag ist ein "stiller Feiertag". Wie in den meisten Bundesländern gilt auch in Nordrhein-Westfalen das Tanzverbot: Öffentlicher Tanz sowie musikalische und andere unterhaltende Aufführungen sind nicht gestattet.

Erlaubt sind nur Veranstaltungen, die den Feiertag würdigen oder besonderer kultureller Natur sind. Überkommene Regelung oder zeitgemäßes Gesetz? Der General-Anzeiger hat Menschen aus Alfter und Bornheim nach ihrer Meinung gefragt.

"Ich finde das Tanzverbot gut", sagt Nadia Hohmann, Inhaberin des Gasthauses "Zur Krone" in Alfter. "Man sollte alte Werte und Traditionen nicht über den Haufen schmeißen." Ihr Lokal bleibt am Karfreitag immer geschlossen, auch wenn der normale Schankbetrieb erlaubt wäre. Stattdessen nimmt die 32-Jährige am Kreuzweg der Gemeinde teil oder unternimmt "etwas Ruhiges" mit ihrer Familie. Das kann zum Beispiel ein Ausflug an den Rhein sein. "Tanzen kann man ja an allen Tagen", findet sie.

Der gleichen Meinung ist Sophia Völling aus Roisdorf. Der Karfreitag ist für sie ein Tag zum Innehalten. "Da kam man sich mal hinsetzen und in sich reinhören", sagt die 62-jährige kaufmännische Angestellte. Den Feiertag begeht sie zusammen mit ihrer Familie, backt, bereitet die Ostertage vor und macht bei gutem Wetter einen Spaziergang.

Jonathan Breuer, 15-jähriger Schüler aus Sechtem, sieht das ganz ähnlich. Die Tradition des "stillen Freitags" sollte man beibehalten, meint er. Breuer: "Es ist gut, wenn es einen ruhigen Tag gibt, wo man sich entspannen kann." Ganz anderer Meinung ist Bettina Weidner aus Oedekoven: "Für mich macht das Tanzverbot keinen Sinn."

Die 34-jährige Mutter zweier Kinder ist in Thüringen aufgewachsen und war in ihrer Kindheit kirchlich engagiert. "Das war eine andere Zeit durch die politischen Umstände. Heute bin ich nicht mehr religiös." Deshalb hat sie keinen Bezug mehr zu dem Feiertag, sagt die Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache, die sich zur Erzieherin weiterbildet. "Jeder sollte doch selbst entscheiden, wie er den Feiertag gestaltet."

Der Rheinbacher Wirt Albert Berg plädiert dafür, das Verbot fallen zu lassen: "Ich bin praktizierender Katholik und froh über die Existenz der Kirche und des Papstes, aber das Feierverbot passt meines Erachtens nicht mehr in unsere Zeit. Es wird doch mittlerweile alles lockerer. Der Feiertag als solcher soll zwar bestehen bleiben, aber es sollte den Menschen schon selbst überlassen sein, wie sie ihn gestalten." Daher öffnet er sein Lokal "Zur Alten Post" wie immer und lässt auch Musik laufen. "Die Resonanz am Karfreitag ist jedes Jahr unterschiedlich."

Manuela Erkens ist der Meinung, dass jeder für sich selbst entscheiden müsse und dürfe, wie er den Karfreitag begehe. Die 45-jährige Hauswirtschafterin aus Rheinbach beobachtet eine Aufweichung der strengen Auslegung des Feierverbotes insbesondere bei der Jugend und findet das in Ordnung: "Die Tradition lockert sich von selbst. Insofern braucht man das Feierverbot mit Rücksicht auf die Gläubigen nicht offiziell ganz aufzuheben."

Und was sagen Sie zum Tanzverbot an Karfreitag? Diskutieren Sie mit!

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