Rollmops & Co. im Mythen-Check Was wirklich gegen den Kater an Karneval hilft

Bonn · Der Schädel brummt, man fühlt sich matt, der Gaumen brennt vor Trockenheit. Was dagegen hilft? Rollmops, Konterbier, viel Wasser trinken? Wir verraten ein paar erfolgversprechende Maßnahmen.

Jecken und ihr Karneval. Man kann es drehen und wenden, wie man will – es wird getrunken. Daher sollte man zumindest wissen, was wirklich gegen den Kater am nächsten Tag hilft. Biologieprofessor Bernhard Lieb und Molekularbiologe Patrick Schmitt von der Uni Mainz haben ein paar Katerweisheiten genau unter die Lupe genommen:

Was hilft wirklich?

Das Rezept der Weltgesundheitsorganisation

Um das Flüssigkeitsdefizit im Körper auszugleichen, muss der Elektrolythaushalt wieder in Schwung gebracht werden. Schmitt empfiehlt ein Rezept der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Man mische vier Teelöffel Haushaltszucker, dreiviertel Teelöffel Salz, eine Tasse Orangensaft sowie ein Liter Wasser und trinke pro Kilogramm Körpergewicht zehn bis 15 Mililiter (0,01 Liter) dieser Lösung innerhalb von 24 Stunden. Bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm käme man so auf 0,7 bis 1,05 Liter.

Sport und Bewegung

Klingt sinnvoll und ist es auch! Lieb bestätigt das: „Eine Studie im Auftrag des British Journal of Sports Medicine konnte zeigen, dass Sport und Bewegung die Nachwirkungen des Alkohols reduzieren können. Wichtig ist jedoch, dass regelmäßig Sport getrieben wird.“ Am besten an der frischen Luft.

Ausreichend Wasser trinken

Der Evergreen wird oft falsch interpretiert. Die goldene Faustregel: „Je niedriger unser Wasseranteil im Körper zum Zeitpunkt des Alkoholgenusses ist, desto stärker werden wir die Folgen des Flüssigkeitsverlustes am nächsten Morgen spüren.“ Heißt also im Klartext: Unbedingt ausreichend Wasser trinken, bevor man sich am Alkohol bedient. Als Präventivmaßnahme nicht zu unterschätzen.

Auf Fusel verzichten

Ebenfalls eine wirkungsvolle Präventivmaßnahme. „Alkoholische Getränke enthalten eine Vielzahl unterschiedlicher Substanzen, die den Kater am nächsten Morgen durchaus negativ beeinflussen können“, erklärt Lieb. Als Faustregel könne man sich merken: Je weniger Begleitstoffe ein alkoholisches Getränk enthält, desto geringer ist die Gefahr, dass der Kater verstärkt wird. Das gelte übrigens nicht nur für Getränke. Bitterstoffe in der Grapefruit etwa können den Alkoholabbau in der Leber negativ beeinträchtigen und den Kater am nächsten Morgen erheblich verschlimmern.

Was ist nur ein Mythos?

Vor dem Schlafengehen viel Wasser trinken

Hilft nicht wirklich. Wenn überhaupt, sollte man den eigenen Körper laut Schmitt schon vor dem Alkoholkonsum mit ausreichend Flüssigkeit versorgen (siehe oben).

Das Konterbier

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Das Konterbier lindert vielleicht kurzfrisitig das Katergefühl, hat aber keinen nachhaltigen Effekt.

Eine Kopfschmerz-Tablette einwerfen

Ist nicht wirklich zu empfehlen. „Schmerzmittel im Zusammenhang mit einem Kater einzunehmen ist wenig sinnvoll und birgt sogar gesundheitliche Gefahren“, sagt Schmitt. Medikamente sollten generell niemals in Kombination mit Alkohol eingenommen werden. Die Leber wird es danken.

Rollmops essen

Wahrscheinlich der Kater-Tipp schlechthin. Schmitt hält davon aber wenig: „Auf salzige Speisen wie zum Beispiel den altbekannten Rollmops zurückzugreifen, ist aus wissenschaftlicher Sicht nichts abzugewinnen. Derartige Empfehlungen basieren auf einer inzwischen widerlegten Binsenweisheit, der Verzehr salzhaltiger Speisen verstärke den Durst und helfe somit indirekt das durch den Alkohol entstandene Flüssigkeitsdefizit wieder auszugleichen.“ In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall: Salziges Essen führe insgesamt zu einer geringeren Flüssigkeitsaufnahme und sei deshalb sogar kontraproduktiv.

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