Migrationsbericht Weniger Flüchtlinge, mehr ausländische Studenten

Berlin · Wie viele ausländische Studenten sitzen in deutschen Hörsälen? Wie viele Menschen haben einen Migrationshintergrund? Und woher kommen die meisten Zuwanderer? Der neue Migrationsbericht bietet Antworten.

 Horst Seehofer stellt den Migrationsbericht der Bundesregierung vor.

Horst Seehofer stellt den Migrationsbericht der Bundesregierung vor.

Foto: Kay Nietfeld

Selbstzufriedenheit statt starker Sprüche: Als Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin die Asylzahlen für das Jahr 2018 und den neuesten Migrationsbericht präsentiert, wirkt er aufgeräumt. Wenn da nur nicht die Italiener wären.

Schon im September hat Seehofer verkündet, die Vereinbarung mit Rom zur Rücknahme von Flüchtlingen von der deutschen Grenze stehe - vier Monate später ist das Papier immer noch nicht unterschrieben. Das habe wohl "innenpolitische Gründe" in Italien, merkt der Minister verschnupft an und wechselt zu erfreulicheren Themen.

Der Spagat zwischen "Humanität gegenüber Schutzbedürftigen und Steuerung der Zuwanderung" sei doch "auf bemerkenswert gute Weise" geschafft, lobt Seehofer nicht zuletzt sich selbst und den von ihm installierten neuen Chef des Flüchtlingsamtes Bamf, Hans-Eckhard Sommer. Gemeinsam geben sie einen Überblick zur Migration nach Deutschland:

ASYL FÜR SÄUGLINGE: Fast jeder fünfte Asylbewerber wurde schon in Deutschland geboren. Denn rund 19,9 Prozent aller Asylerstanträge wurden laut Bundesinnenministerium 2018 für Kinder gestellt, die hierzulande geboren wurden und noch kein Jahr alt sind.

HERKUNFT: Rund zwei Drittel der Menschen, die 2017 nach Deutschland zuwanderten, kommen aus einem anderen europäischen Staat, der Türkei oder Russland. Die größte Gruppe stellen die knapp 220.000 Zuzügler aus Rumänien mit 14,2 Prozent, vor Menschen aus Polen mit 9,8 Prozent. Flüchtlinge aus Syrien folgten erst auf Platz sechs hinter Menschen aus Bulgarien, Italien und Kroatien.

MIGRATIONSHINTERGRUND: Fast jeder Vierte in Deutschland hatte bei der Geburt entweder nicht die deutsche Staatsangehörigkeit oder hat mindestens ein Elternteil, auf das dies zutrifft. Unter dem Strich dürften es noch etwas mehr sein, weil die Statistik nur Menschen in Privathaushalten abdeckt. Etwa 1,6 Prozent der Bevölkerung lebt laut Bamf etwa in Flüchtlingsunterkünften. Ein knappes Drittel der Menschen mit Migrationshintergrund ist übrigens schon in Deutschland geboren worden.

STUDENTEN: In deutschen Hörsälen kommt mehr als jeder zehnte Studierende aus dem Ausland. 2017 schrieben sich 104.940 Studierende neu an Hochschulen hierzulande ein, die ihren Schulabschluss im Ausland gemacht haben. Seit 2006 ist ihre Zahl jedes Jahr gewachsen, von 2016 auf 2017 um 3,6 Prozent. Mehr als jeder Zehnte kommt aus China. Auch manche, die nach Deutschland geflohen sind, schaffen es an die Uni: Das Bürgerkriegsland Syrien landete mit einem Anteil von 4,2 Prozent auf Platz sechs der häufigsten Herkunftsländer der Neu-Studenten mit ausländischem Schulabschluss - von 2016 auf 2017 verdoppelte sich ihre Zahl beinahe.

SICHERHEIT: Wer ist eigentlich alles nach Deutschland gekommen in den letzten Jahren? "Echte Papiere werden nur von einem kleineren Teil mitgebracht", sagt Bamf-Chef Sommer. In der Regel legten jene Dokumente vor, die auf eine Anerkennung als Asylbewerber hoffen können, vor allem Syrer. Ob eine Fluchtgeschichte plausibel ist, prüfe seine Behörde mit technischen Untersuchungen von Fotos und dem Abgleich von Fingerabdrücken. Eine halbe Abteilung widme sich inzwischen dem Thema Sicherheit und stehe in engem Kontakt mit der Bundespolizei sowie den Inlands- und Auslandsgeheimdiensten. "Wir verstehen uns längst (...) als Sicherheitsbehörde", meint Sommer.

ASYLVERFAHREN: Beim Bamf sind aktuell rund 58 000 Verfahren anhängig. Bei elf Prozent dieser Verfahren dauert die Bearbeitung schon länger als ein Jahr an. Wer 2018 einen Antrag stellte, wartete im Durchschnitt drei Monate auf seinen Asylbescheid. Bei den Asylbewerbern, die in den sogenannten Ankerzentren untergebracht wurden, dauerte die Bearbeitung der Anträge laut Sommer zwischen 1,1 und 2 Monaten. In diesen Zentren sollen neben dem Bamf auch alle für das Asylverfahren wichtigen Behörden vertreten sein - das soll sowohl die Verfahren als auch eine mögliche Abschiebung beschleunigen.

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