Wetter-Bilanz in Bonn Der Sommer 2021 schlägt alle Niederschlagsrekorde

Bonn · Seit 1848 hat es im Juli in Bonn nie so viel geregnet wie in diesem Jahr. Viele Menschen bekamen das mit dem folgenreichen Unwetter am 14. Juli katastrophal zu spüren. Die Jahreszeit war damit zu nass, aber nicht zu kühl.

 Eine Straßenlaterne zwischen Kaiserstraße und Adenauderalle trotzt dem Juniregen.

Eine Straßenlaterne zwischen Kaiserstraße und Adenauderalle trotzt dem Juniregen.

Foto: Meike Böschemeyer

Beim folgenreichen Unwetter vom 14. Juli kamen 130,6 Liter Regen pro Quadratmeter herunter – ein neuer Tagesrekord in 173 Jahren. Entsprechend stellte der Juli eine neue Monatshöchstmarke an Niederschlägen seit Januar 1848 auf: Zusammen fielen 232 Liter Regen pro Quadratmeter.

Das Temperaturmittel in Bonn lag in diesem Sommer bei 19,3 Grad Celsius, im Jahr davor waren es 20,5 Grad. Die Jahreszeit war diesmal gegenüber dem langjährigen Mittel um 1,4 Grad Celsius zu warm und schaffte damit den 17. Platz unter allen Sommern seit 1895. Nur zwei Sommer in den vergangenen 20 Jahren, 2000 und 2004, lagen unter dem langjährigen Mittel. Der wärmste Sommer ist nach wie vor der von 1947, gefolgt von dem 2018. Der kühlste Sommer liegt bereits 65 Jahre zurück (1956).

Die höchste Temperatur dieses Sommers – und damit auch des ganzen Jahres – wurde am 17. Juni mit 34,8 Grad registriert. Damit gab es in diesem Jahr noch keinen sehr heißen Tag mit über 35 Grad. Der kühlste Tag des Sommers war der 13. Juni mit frischen 9,6 Grad Celsius. Das war auch der einzige Tag unter der Zehn-Grad-Marke im Sommer. Insgesamt wurden vier (2020: 24) heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius gemessen. Es gab 39 Sommertage (2020: 53, über 25 Grad).

2020 wurden maximal 38,5 Grad am 8. August und minimal 8,8 Grad Celsius am 8. Juni gemessen. Zudem mussten die Bonner in zwei Tropennächten bei mehr als 20 Grad auch nachts schwitzen. Der wärmste Sommermonat war der Juni, gefolgt vom Juli und August, wobei die beiden Letzteren keinen Tropentag aufwiesen. So etwas gab es zuletzt im Bonner Sommer 1965.

Viele haben es gemerkt: Alle drei Monate waren zu nass. Insgesamt fielen 396 Liter Regen je Quadratmeter, das sind für einen Sommer 184 Liter zu viel und ist Platz drei in der 174-jährigen Bonner Regengeschichte. Dagegen blieb der Sommer 2020 mit 175 Litern unter dem Sommer-Soll von 215 Litern. Zum Vergleich: Im feuchtesten Bonner Sommer 2007 fielen 434 Liter, 38 Liter mehr als in diesem Jahr. Der trockenste liegt schon 38 Jahre zurück (67 Liter pro Quadratmeter).

Das zur Jahreszeit übliche Soll an Sonnenschein von 578 Stunden wurde in Bonn diesmal um 14 Stunden unterschritten (minus 2,5 Prozent). Insgesamt schien die Sonne 564 Stunden, am längsten im Juni mit 248 Stunden. Damit schaffte der Sommer nur den Platz 36 in 53 Jahren, wobei der trübste Monat der August war. Da gab es nur 146 Stunden Sonne – weniger als in allen Monaten seit März zusammen. Nach den sonnenreichen letzten drei Jahren war der Sommer 2021 also ein gefühlter Rückschritt.

Die drei Sommer 2018 bis 2020 werden wohl als heiß und trocken in die Bonner Geschichtsbücher eingehen – mit sichtbaren Spuren in der Vegetation wie etwa verdorrte Bäume und braune Blätter. Dagegen war der Sommer 2021 nicht zu kühl, sondern nur zu nass.

Klaus Kosack ist der ehemalige Chefstatistiker der Stadt Bonn.

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