Ein Jahr der Extreme So war das Wetter 2021 in Bonn

Bonn · Fast alle Monate des Jahres waren zu warm - viel zu oft hat es in Strömen geregnet. Wir blicken auf Niederschlagsrekorde und das wärmste Silvester seit Beginn der Datenerfassung in Bonn.

 2021 ein gewohntes Bild: Regen in Bonn.

2021 ein gewohntes Bild: Regen in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein wei­te­res zu war­mes, zu nasses Jahr – dies ist kurz die Witterungs-Cha­rak­te­ris­tik des ge­ra­de ab­ge­lau­fe­nen Jah­res 2021. Im Jah­res­durch­schnitt wur­den 10,9 Grad Cel­si­us ge­mes­sen, das sind 0,6 Grad Cel­si­us mehr als im lang­jäh­ri­gen Mit­tel. Da­mit war das Jahr 2021 wieder etwas normaler. Das kühls­te Jahr der letz­ten 127 Jah­re war das Jahr 1940 mit 8,3 Grad Cel­si­us. In den letz­ten 30 Jah­ren gab es nur drei Jah­re – zu­letzt 1996 – mit ei­ner ne­ga­ti­ven Ab­wei­chung, da­ge­gen aber über 20 Jah­re mit ei­ner Jah­res­tem­pe­ra­tur von elf Grad Cel­si­us und mehr. Spitzenreiter aber bleibt das Jahr 2020 mit 13,0 Grad Celsius.

Fast al­le Mo­na­te des Jah­res wa­ren wär­mer als nor­mal, nur der April und Mai schafften nicht ihr Soll. Der wärmste Monat war diesmal der Juni, der mit 20,3 Grad Celsius der drittwärmste Juni in 127 Jahren war. Der hei­ßes­te Tag des Jah­res war der 17. Juni, wo nach­mit­tags die Bon­ner bei 34,8 Grad Cel­si­us schwit­zen muss­ten. Eher un­ge­wöhn­lich war die Wärmewelle an den letzten beiden Dezembertagen, die neue Höchstwerte für diese Tage bescherten. Am 10. Februar wur­de mit mi­nus 9,8 Grad Cel­si­us die tiefs­te Tem­pe­ra­tur des gan­zen Jah­res ge­mes­sen. Im Vor­jahr wur­den fol­gen­de Ex­trem­wer­te ge­mes­sen: Höchs­te Tem­pe­ra­tur: 38,5 Grad Cel­si­us (8. August) und tiefs­te ge­mes­se­ne Tem­pe­ra­tur mi­nus 4,4 Grad Cel­si­us am 30. November. Die Ex­trem­tem­pe­ra­tu­ren der letz­ten 127 Jah­re wur­den am 25. Ju­li 2019 mit 41,9 Grad Cel­si­us und am 27. Ja­nu­ar 1942 mit mi­nus 23,8 Grad Cel­si­us re­gis­triert.

Nur an fünf Tagen war es wärmer als 30 Grad

Nur an fünf Ta­gen (2020: 26) klet­ter­te die Queck­sil­ber­säu­le über die 30-Grad-Cel­si­us-Mar­ke (alle im Juni), 64 (75) Som­mer­ta­ge mit mehr als 25 Grad Cel­si­us im Schat­ten konn­ten no­tiert wer­den. Auf der an­de­ren Sei­te gab es 36 (17) Frost­ta­ge (Mi­ni­mum un­ter null Grad Cel­si­us). 2021 gab es drei Eis­tage (Ma­xi­mum un­ter null Grad Cel­si­us), 2020 gab es keinen. Zu­letzt hat es im Früh­ling 2021 am 13. April ge­fro­ren, der ers­te Frost im zwei­ten Halb­jahr wur­de am 11. No­vem­ber ge­mes­sen. Da­mit be­trug die frost­freie Pe­ri­ode 230 (Vor­jahr: 241) Ta­ge. Die Eis­hei­li­gen im Mai kön­nen die Bon­ner seit Jahr­zehn­ten ge­trost igno­rie­ren; den letz­ten Frost in ei­nem Mai-Mo­nat gab es 1953. Som­mer­ta­ge mit mehr als 25 Grad Cel­si­us wur­den zwi­schen dem 30. März und 14. Sep­tem­ber be­ob­ach­tet. Da­mit be­trug die Som­mer­pe­ri­ode 168 Ta­ge, genauso lange wie 2020.

Die Son­ne schien ins­ge­samt 1.684 (2020: 2.013) Stun­den, 329 Stun­den weniger als im Vor­jahr. Das ist Platz 13 in 53 Be­ob­ach­tungs­jah­ren. Da­mit über­traf die Son­ne um 180 Stun­den ihr lang­jäh­ri­ges Soll. Nur die Mo­na­te Januar, Mai und Juli schaff­ten das Mo­nats­soll nicht. Der trübs­te Mo­nat des Jah­res war dies­mal der Januar, der gera­de 43 Pro­zent sei­nes Solls schaff­te – ein neuer Negativ-Rekord für Januar. Am längs­ten schien die Son­ne mit 248 Stun­den im Juni.

Regenrekord am 14.Juli

2021 war ein zu nasses Jahr: An 182 (Vor­jahr 169) Ta­gen fie­len ins­ge­samt 833 Li­ter pro Qua­drat­me­ter (600 Li­ter pro Qua­drat­me­ter) Nie­der­schlä­ge, 29 Pro­zent über dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel. Dies ist Platz 14 in der 174-jäh­ri­gen Re­gen-Chro­nik der Stadt. Nur die Monate Februar, April und alle drei Herbstmonate waren zu trocken. Das Unwetter am 14. Juli bescherte Bonn neue Rekorde: 139 Liter pro Quadratmeter Tagesmenge und 222 Liter im Monat Juli. Beides sind neue Rekorde für Bonn. Es gab 20 Starkregentage 2021, vier mehr als 2020. Die hohen Niederschläge im Juli bewirkten auch einen neuen Monatsrekord beim Rheinpegel. Mit 7,71 Metern wurde im Juli ein noch nie so hoher Pegelstand seit 1901 erreicht.

2021 wur­den 37 (14) Sturm­ta­ge re­gis­triert, am 4. Mai wur­de mit 79 Kilometern pro Stunde die stärks­te Wind­bö des ganzen Jahres ge­mes­sen. Das Jahr 2021 konnte mit sei­nen Wer­ten ge­gen­über den Vor­jahren etwas das Regendefizit der Vorjahre ausgleichen und war kühler als die Vorjahre, dennoch reiht es sich in die Be­ob­ach­tun­gen der letz­ten Jah­re ein: Die zu war­men Jah­re häu­fen sich, sie sind häu­fig auch zu feucht (au­ßer den letz­ten drei Jah­ren) und son­nen­reich. Zu guter Letzt hat auch 2021 Bonn eine Reihe Rekorde beschert.

Seit 1895 ha­ben sich die Jah­res­tem­pe­ra­tu­ren um 2,0 Grad Cel­si­us im Mit­tel er­höht, auch die Jah­res­nie­der­schlä­ge lie­gen heu­te um rund 150 Li­ter pro Qua­drat­me­ter hö­her. Kurz: Auch in Bonn ist der Kli­ma­wan­del an­ge­kom­men.

Klaus Ko­sack war vie­le Jah­re Chef­sta­tis­ti­ker der Stadt Bonn.

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