Trockene Böden erholen sich Wie sich der warme Winter auf die Natur in der Region auswirkt

Bonn · Besonders der Februar war in diesem Winter ungewöhnlich warm und nass. Insgesamt war es sogar der zweitmildeste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Den Böden hat das geholfen, für den Obstanbau birgt es Risiken.

 Krokusse im Godesberger Kurpark. Die milden Winter der vergangenen Jahre bringen mit sich, dass die Pflänzchen immer früher blühen.

Krokusse im Godesberger Kurpark. Die milden Winter der vergangenen Jahre bringen mit sich, dass die Pflänzchen immer früher blühen.

Foto: Axel Vogel

Der diesjährige Winter in Bonn und der Region hat sich nicht nur ungewöhnlich warm angefühlt, auch die Werte belegen: Der Winter 2019/2020 war der zweitmildeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Wintermonate Dezember bis Februar haben einen Mittelwert von 6 Grad erreicht, sagt Thomas Kesseler-Lauterkorn, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. Wärmer war es nur im Winter 2006/2007.

Der Februar beispielsweise erreichte an der Messstation am Flughafen Köln/Bonn eine Durchschnittstemperatur von rund sieben Grad. Der Wert liegt ganze vier Grad über dem langjährigen Durchschnitt für den Februar. Auch Dezember und Januar lagen jeweils rund zwei Grad über dem Mittel der vergangenen 30 Jahre. Der Dezember erreichte in Bonn einen Mittelwert von 5,3 Grad, der Januar von 5,6 Grad.

Februar war warm, nass und stürmisch

Besonders fiel in diesem Winter aber der Februar aus der Reihe: Der Monat war nicht nur ungewöhnlich warm, sondern auch sehr nass und stürmisch. „Eine solche Kombination im Februar gab es zuletzt 1990“, weiß Kesseler-Lauterkorn. Auch Maria Hafenrichter, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst, bestätigt, dass der Februar „viel, viel zu nass“ war. In NRW sei stellenweise die zwei- bis dreifache Mengen dessen gefallen, was für diesen Monat üblich ist.

Für die Böden hätte das Wetter im Februar nicht besser sein können, sagt Andreas Marx vom Mitteldeutschen Klimabüro am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Kein Frost und große Niederschlagsmengen seien die idealen Bedingungen für den Boden, um die Trockenheit der vergangenen zwei Jahre nach und nach wieder auszugleichen. Besonders 2018 und 2019 war der Boden in Deutschland stark ausgetrocknet, teils herrschte eine „außergewöhnliche Dürre“. Noch bis heute ist die Lage in den östlichen Teilen des Landes kritisch. In den tieferen Schichten ist der Boden stellenweise immer noch extrem trocken.

„In Bonn entspannt sich die Lage gerade wieder“, sagt Marx. „Das Wasser sickert langsam nach unten durch.“ Regne es in den nächsten Wochen normal weiter, könne sich die Lage wieder normalisieren - zumindest in NRW.

Risiko für die Obstbauern

Aktuell habe das vergleichsweise warme Wetter noch keine besonders großen Auswirkungen auf die Landwirtschaft, versichert Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW. Dennoch wirken sich die milden Temperaturen auf die Natur aus: Viele Pflanzen blühen früher. Beispielsweise für die Obstbauern der Region kann das dramatische Folgen haben. „Die Blüte hat sich über die vergangenen Jahre hinweg schon deutlich nach vorne verschoben“, sagt Obstbauer Matthias Cremerius, der in Meckenheim unter anderem Äpfel und Birnen anbaut. „Mittlerweile blühen die Apfelbäume normalerweise ab Mitte April“. Wegen des warmen Wetters könnte es aber sein, dass sie in diesem Jahr schon Ende März oder Anfang April blühen werden. Gebe es dann noch einmal Frost, sei die gesamte Ernte in Gefahr. „Das treibt uns aktuell schon die Sorgenfalten auf die Stirn“, sagt der Landwirt.

Auf andere Pflanzen hat sich das warme Wetter bereits jetzt ausgewirkt. Einige Pflanzen seien in diesem Jahr „zwei bis drei Wochen früher dran“, schätzt Cornelia Löhne, wissenschaftliche Leiterin der Botanischen Gärten der Universität Bonn. Ungewöhnlich früh hätten beispielsweise Osterglocken, Krokusse und Mandelbäume geblüht. Ausschlaggebend dafür seien die Temperaturen und die Sonnenscheindauer pro Tag.

Ob wir wollen oder nicht: An die milden Winter müssen wir uns vermutlich gewöhnen. „Das wird sich in Zukunft häufen“, ist sich Meteorologe Kesseler-Lauterkorn sicher. Eine der Folgen: „Die Jahreszeiten werden sich langsam verschieben.“

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