Bis zu 230.000 bunte Eier aus Mendig Wie die Eier bunt werden

KREIS AHRWEILER · Ein Osterfest ohne die traditionellen bunten Eier ist nicht vorstellbar. Zahlreiche Höfe im Landkreis schicken ihre Eier zu Geflügelbauer Guido Andres in den Feldern bei Mendig, um sie dort färben zu lassen - eine Reise mit vier Stationen.

 Bis zu 230.000 Eier werden im Betrieb von Geflügelbauer Guido Andres täglich gefärbt.

Bis zu 230.000 Eier werden im Betrieb von Geflügelbauer Guido Andres täglich gefärbt.

Foto: dpa

Erste Station ist ein dunkler Lagerraum, überwiegend in grau gehalten - passend zu den Eier-Kartons. Eier soweit das Auge reicht, abertausende Eier. "Wenn die Produktion gut läuft, schaffen wir hier täglich 230.000 Eier", so Andres. An manchen Paletten klebt ein Etikett: "Erst in ein paar Tagen färben." Ein wirklich frisches Ei kann nämlich noch nicht gekocht werden, sonst würde es sich nicht mehr pellen lassen. "Das Eiweiß hätte dann eher die Konsistenz von Kaviar", klärt Andres auf.

In die dunkle Kühle des Lagerraums dringt durch einen hell erleuchteten Durchgang ein saugend-schmatzendes Geräusch hinein, begleitet von einem konstanten Zischen. Hinter dem Durchgang befindet sich die eigentliche Färberei. Doch wer sich jetzt kilometerweite Farbstraßen vorstellt, wo hinter dicken Wänden geheimnisvolle Sachen mit den Eiern geschehen, der irrt.

Zum einen ist Guido Andres wichtig, dass seine Produktion überschaubar bleibt - er garantiert, dass jeder Hof genau die Eier wiederbekommt, die er geliefert hat - und zum anderen erlaubt es die Bauweise der Maschinen, dass möglichst viele Eier auf kleinstem Raum bearbeitet werden können. Wie eine Schlange windet sich die Maschine durch den Raum.

An Station Nummer zwei finden die Eier ihren Weg in die Dunkelheit einer riesigen matt-silber glänzenden Maschine, von der das schon zuvor vernommene Zischen herrührt. Vorher werden sie mit Hilfe eines Saugarmes in entsprechende Behältnisse gelegt. In kurzen Abständen zueinander ploppen die Eier auf die Transportfläche und machen sich auf eine schwül-hitzige Reise. Die Maschine schwitzt. In ihr werden die Eier 15 Minuten lang über heißem Wasserdampf gesiedet. "Das ist schonender für das Ei, als es zu kochen, und außerdem lässt es das Eigelb auch nicht grau anlaufen", erklärt Andres. Diese Vorgänge geschehen in der Dunkelheit der Maschine. Nach außen dringt nur das Zischen des Dampfes und eine gewisse Schwüle, die den Schweiß auf die Stirne lockt.

Die Eier erblicken wieder das Tageslicht: Station Nummer drei. Nun sind die Eier befreit von den Transportbehältnissen, aber Ruhe wird ihnen keine gegönnt. Auf einem Fließband geht es in Richtung des eigentlichen Färbeortes. Der Weg ist bewusst etwas länger gewählt, damit die Eier genügend Zeit haben, um zu trocknen. Auf einem trockenen Ei hält die Farbe besser.

Vor dem Fließband stehen sechs farbverschmierte Gießkannen auf dem Boden - es riecht leicht nach Alkohol. Von Zeit zu Zeit müssen die Lebensmittelfarben nachgefüllt werden, mit denen die folgenden Moosgummibänder geölt werden. Auf diesen tanzen nun die Eier hin und her - mit entsprechenden Begrenzungen natürlich, damit kaum Ausschuss entsteht - und werden so gelb, grün, rot, blau, lila oder orange. Bis Ostern wird Andres mehrere tausend Liter Farbe verbraucht haben. Die Eier haben nun eine Kerntemperatur von mehr als 75 Grad. "Von außen sind die jetzt 90 Grad heiß. Die Verpacker könnten die jetzt überhaupt nicht anfassen", führt Andres zum nächsten Schritt aus.

Die Eier müssen nämlich, nachdem sie bisher horizontal gereist sind, nun auch vertikal reisen. In einem Paternoster fahren die kleinen Köstlichkeiten mehrere Mal rauf und runter, bevor sie schließlich bei angenehmen 60 Grad von den sechs fleißigen Händen bei der Verpackung angefasst werden können.

An der vierten Station haben die Eier schließlich das Ziel ihrer Reise erreicht. Bei aller Erleichterung durch Maschinen wird die Sortierung auf dem Geflügelhof Andres noch von Hand vorgenommen. Gute Eier wandern in die Gebinde, fehlerhafte Vertreter müssen erneut über das Färbband. Am Ende schließt sich der Kreis: Still und auf Paletten verpackt, erwarten die Eier im dunklen Lager ihren Abtransport in die heimischen Höfe und Supermärkte und von dort auf dem Oster-Frühstückstisch.

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