Preisentwicklung Wohnraum bleibt in Bonn teuer

Allenfalls eine Delle erwarten Marktbeobachter bei Immobilien im Raum Bonn. Die hohe Nachfrage sorge für hohe Preise, deshalb erwarten die Experten auch keine Immobilienblase

 Die Südstadt ist eine der begehrtesten Wohnlagen in Bonn. Hier spiegeln sich Häuserfassaden im Poppelsdorfer Weiher.

Die Südstadt ist eine der begehrtesten Wohnlagen in Bonn. Hier spiegeln sich Häuserfassaden im Poppelsdorfer Weiher.

Foto: Sascha Stienen

An den Preisen wird sich nicht viel ändern, ein Preisverfall ist nicht in Sicht“, sagt Christian Dorn (PSD Bank West) im Rahmen der virtuellen GA-Expertenrunde. „Dies wäre nur absehbar, wenn die Zinsen steigen.“ Die schon vor der Krise festzustellenden Mechanismen bleiben nach Beobachtung des Finanzexperten intakt: „In die Märkte fließt viel Kapital. Verunsicherte Anleger verkaufen Wertpapiere und suchen Immobilien. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen.“

Steigende Zinsen könnten daran etwas ändern, doch das erwartet Dorn nicht: „Durch die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank dürfte es auf absehbare Zeit nicht günstiger werden, in die eigenen vier Wände zu kommen. Kapitalanleger werden die höheren Preise auch weiterhin stützen.“ Daher bleibe das Preisniveau in den deutschen Großstädten stabil. „Eine Blase ist nach wie vor unwahrscheinlich. Das liegt auch daran, dass, von zunehmenden Ausnahmen abgesehen, seit der Finanzkrise 2007 Darlehen restriktiver vergeben werden.“

Die Immobilienspezialisten sehen das ähnlich: „Was die Preise für Wohnraum angeht, ist der Markt unverändert. In den Großstädten herrscht Wohnungsmangel. Im Moment ist die Nachfrage vielleicht nicht ganz so lebendig. Aber dass eine Immobilienblase platzen könnte – sehe ich nicht – schon weil es keine Blase gibt“, sagt Markus Gelderblom (Haus & Grund Bonn/Rhein-Sieg).

Jan-Peter Sattler-Riegel (Immobilienkontor Peter Sattler) weist allerdings mit Blick auf die langfristige Marktentwicklung auf ein paar Unwägbarkeiten hin: „Es ist noch nicht klar, wie viele Selbstständige und Unternehmer insolvent werden, ob Menschen aufgrund von Arbeitslosigkeit Kredite nicht mehr bedienen können und ob dadurch vermehrt Objekte auf den Markt kommen. Das Angebot könnte somit zunehmen.“

Aber auch Jan-Peter Sattler-Riegel betont: „In Bonn steht dem eine so exorbitant hohe Nachfrage gegenüber, dass die Preise nicht drastisch fallen dürften. Allenfalls dürfte es eine kleine, kurzfristige Delle geben. Ein viel wichtigerer Einflussfaktor für die Preise ist die Geldpolitik, die weiterhin niedrige Zinsen zur Folge hat.“

Nina Reiter-Mönke (Bernd Reiter Gruppe) ist ebenfalls überzeugt: „Was die Preise für Wohnraum angeht, ist der Markt unverändert. In den Großstädten herrscht Wohnungsmangel. Im Moment ist die Nachfrage vielleicht nicht ganz so lebendig. Aber dass eine Immobilienblase platzen könnte – wenn es diese überhaupt im Großraum Köln und Bonn gibt – sehe ich nicht.“

„Wir haben seit zehn Jahren steigende Preise und viel zu wenig Wohnraum, der Markt ist ja nahezu ausgetrocknet“, ergänzt Markus Gelderblom. „Die Frage wird sein, wieviel Kaufkraft uns in den nächsten Monaten aufgrund der wirtschaftlichen Lage verloren geht und ob das einen Einfluss auf die Immobilienpreise haben könnte.“ Von fallenden Kauf- oder Mietpreisen sei der Markt weit entfernt. Roland Kampmeyer (Kampmeyer Immobilien) sagt: „Ich glaube, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten eine Seitwärtsbewegung haben werden und dann weiter steigende Preise aufgrund der Entwicklung in der Region.“ Ursächlich seien die Stärke der Metropolregion Rheinland, der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises.

Die Immobilienexperten bestätigen die Einschätzung aus der Praxis. „Jedoch ist es aktuell unmöglich vorherzusehen, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Nachfrage und Preisentwicklung im Wohnungsmarkt haben wird“, sagt Martin Venjakob (Bonava Deutschland). Für alle Player gilt, die Entwicklung genau zu beobachten und zu analysieren. „Gerade in den unteren und mittleren Preissegmenten sehen wir auf dem Wohnungsmarkt eine so hohe Nachfrage, dass wir nicht damit rechnen, dass die Preise sinken.“

„Unsere Preise werden wir nicht reduzieren“, sagt auch Nina Reiter-Mönke. „Das wäre bei den hohen Baukosten auch gar nicht realisierbar. Wir bieten aber auch kein Luxuswohnen in der Kölner Innenstadt an, sondern fokussieren uns auf bezahlbaren Wohnraum in weniger beachteten, aber aufstrebenden Randlagen mit guter ÖPNV-Anbindung und in guter Qualität.“ Beim Neubauprojekt Rheintal Quartier in Wesseling (450 Wohneinheiten in 25 Baukörpern) seien die Ein-Zimmer-Apartments so stark nachgefragt, dass die Preise sogar um drei bis vier Prozent angehoben würden. „Da jeder Mensch das Grundbedürfnis Wohnen erfüllen muss, wird die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum weiterhin stark bleiben. Daran wird auch die Coronakrise nichts ändern.“

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