Von Feuerwehr bis Friedhof Zusammenarbeit der Kommunen am Rhein hat sich bewährt

SINZIG · Interkommunale Zusammenarbeit heißt die Zauberformel in Zeiten leerer Kassen. Das haben die drei Kommunen der Rhein-Meile erkannt. Sie setzen auf Synergieeffekte, denn gemeinsam können Aufgaben besser gestemmt werden. Das findet auch für seine Kollegen Herbert Georgi aus Remagen und Bernd Weidenbach aus Bad Breisig Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger, wenn er den Begriff Rhein-Meile definiert.

 Für die Übung an Sankt Peter in Sinzig rückte die gemeinsam angeschaffte Drehleiter aus Remagen an.

Für die Übung an Sankt Peter in Sinzig rückte die gemeinsam angeschaffte Drehleiter aus Remagen an.

Foto: Martin Gausmann

"Der Sinn der Gründung war es, die vorhandenen Angebote und Vorzüge der drei Städte Sinzig, Remagen und Bad Breisig gebündelt zu präsentieren. Außerdem sollte die ohnehin schon gute Zusammenarbeit der Kommunen und ihrer Gewerbevereine ausgebaut werden", sagt der 59-Jährige, der seit 2002 im Amt ist.

Für eine Zwischenbilanz teilt er die Aktivitäten zur Rhein-Meile auf in die "öffentliche Zusammenarbeit" und die "Ergebnisse in den Rathäusern". Positiv bewertet Kroeger in Sachen öffentlicher Kooperation vor allem die seit vielen Jahren praktizierten gemeinsamen Messeauftritte bei der Ahrtal-Schau in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Gleiches gelte für die gemeinsamen Informationsstände bei großen Veranstaltungen des Rhein-Ahr-Campus in Remagen.

"Für jeden Besucher erlebbar wird die Kooperation bei den großen Veranstaltungen in den Rhein-Städten. So zum Beispiel bei den Weihnachtsmärkten", sagt Kroeger. Dann verbinde mit dem Rhein-Meile-Shuttle ein kostenloser Zubringerbus die drei Kommunen. Kroeger: "So wurde aus der früheren Konkurrenzsituation bei den Weihnachtsmärkten eine Erfolgsstory."

Gleiches gelte für den gemeinsamen Schwimmbad-Pass. Dieser bietet Vorteile bei abwechselnden Besuchen von Freibad Remagen, Römer-Thermen oder Thermal-Freibad Bad Bodendorf. Was konnte sich in der Vergangenheit auch sehen lassen? Da nennt der Stadtchef als Beispiele den Rhein-Meile-Tag bei der Bundesgartenschau in Koblenz und auch den gemeinsamen Auftritt der Schulkinder beim Festzug des Rheinland-Pfalz-Tages in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Viel Potenzial böten außerdem die Aktionen Rhein-Meile-Wandertag oder das Festival Rhein-Meile open air.

Auch in den Rathäusern wurden die Köpfe zusammengesteckt, Gemeinsamkeiten entdeckt und umgesetzt. So gibt es eine Bürgerinformationsbroschüre für die komplette Rhein-Meile. Sie enthält neben einem Branchenteil der Gewerbevereine und Ärzte die Verwaltungsgliederungen mit Ansprechpartnern, Telefondurchwahl und Mailadressen. "Die Broschüre bekommt bei der Anmeldung im Rathaus jeder Neubürger, damit er sofort einen Überblick hat", sagt Kroeger.

Bemerkbar macht sich die Kooperation für die Bürger vor allem dann, wenn schnelle Hilfe gefragt ist. Denn wenn in der Rhein-Meile die Drehleiter der Feuerwehr ausrückt, dann ist das ein sichtbares Zeichen für den Erfolg des interkommunalen Denkens. 570 000 Euro hat das in Remagen auch wegen der Nähe zum dortigen Krankenhaus stationierte Einsatzfahrzeug gekostet. "Geld, das für eine einzelne Stadt nur sehr schwer aufzubringen wäre", so Kroeger, der auch auch ein weiteres Beispiel anführt: "Wenn auf dem Remagener Friedhof gebaggert wird, dann kommt das schwere Gerät aus Sinzig." 90 000 Euro hat der Bagger gekostet, der im Sinziger Bauhof stationiert ist. Gegenseitiges Ausleihen auch von teuren Prüfgeräten gehört mittlerweile ebenso zum Standard.

Und wer in Bad Breisig den Wasserhahn aufdreht, der bekommt sein Wasser aus Sinzig. Zusätzlich werden weit mehr als eine Million Kubikmeter Wasser jährlich nach Remagen geliefert. Bei Abwasser läuft das ganze dann anderes herum. Das Abwasserwerk Untere Ahr schluckt nicht nur das Spülwasser der Rhein-Meile, sondern auch gleich das der Kreisstadt und zwei weiterer Kommunen.

Ein Blick in die Zukunft: Nach viel Vorarbeit, die zum größten Teil im Rathaus der Grafschaft geleistet wurde, ist auch die Kooperation beim Strom besiegelt. In Zusammenarbeit mit der Energieversorgung Mittelrhein ist für 2014 die Übernahme des Stromnetzes und eigener Vertrieb für die Rhein-Meile, die Gemeinde Grafschaft und Teile des Brohltals avisiert.

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