ANZEIGE Interview Kathrin Heckmann „Zwei Kilo machen viel aus“

Ob in Wanderschuhen oder auf dem Fahrradsattel: Aktivurlaub boomt. Wer dann noch unterwegs sein Zelt aufschlägt, kommt der Natur so richtig nahe. Doch wie geht man solche Draußen-Trips an?

                                 Ist am liebsten zu Fuß unterwegs: „Fräulein Draußen“ Kathrin Heckmann auf dem Spitzenwanderweg in Bayern.

Ist am liebsten zu Fuß unterwegs: „Fräulein Draußen“ Kathrin Heckmann auf dem Spitzenwanderweg in Bayern.

Foto: dpa-tmn/Erika Dürr

Eine Tageswanderung? Kein Problem. Eine ausgedehnte Radtour? Schon zigmal gemacht. Aber wie sieht es mit mehrtägigen Touren zu Fuß oder im Sattel aus, auf denen man mitten in der Natur sein Lager aufschlägt und draußen übernachtet?

In diesem Jahr voller Reisebeschränkungen bietet es sich an, das eigene Land ausgiebig zu erkunden – ob als Wanderin oder als Radwanderer. Auch in Deutschland ist echter Outdoor-Urlaub möglich. Im Interview mit dpa-Autorin Bernadette Olderdissen gibt die Autorin Kathrin Heckmann vom Blog „Fräulein Draußen“ Tipps zur Vorbereitung solcher Touren – und verrät, welche Anfängerfehler man vermeiden sollte.

Warum sind Wandern oder Radfahren für dich die besten Reisearten?

Kathrin Heckmann: Beim Wandern mag ich besonders, dass man langsam unterwegs ist und die kleinen Dinge am Wegesrand wahrnimmt. Das ist echte Entschleunigung. Radfahren ist eine Mischung aus Naturnähe und Flexibilität. Man kann mehr Kilometer zurücklegen, kommt aber trotzdem an Orte, die mit dem Auto nicht zu erreichen sind.

Was für Kleidung trägst du und was hast du ständig dabei?

Heckmann: Standardmäßig habe ich ein Set Kleidung für tagsüber dabei, das man notfalls abends durchwaschen kann, und eins für den Abend. Eine Regenjacke gehört auch immer dazu. Ich bin für ein leichtes Material mit 2,5-lagiger Membran, denn in sehr robusten Jacken schwitzt man oft. Generell gilt das Zwiebelschichten-Prinzip: mehrere dünnere Schichten statt wenige dicke.

Welche Grundausstattung hast du immer dabei?

Heckmann: Ganz wichtig sind ein Schlafsack und eine Isomatte. Prinzipiell geht es oft auch ohne Zelt. Ein Biwaksack zum Schutz vor Kälte und Nässe, ein Tarp – das ist eine Zeltplane, die man über den Schlafsack spannen kann – oder eine Hängematte sind leichte Alternativen. Viel braucht man nicht, nur ein paar Klamotten und, wenn man kochen will, einen Gaskocher und Topf. Ansonsten nehme ich meist Nüsse, getrocknetes Obst und Schokoriegel für die Laune mit. Beim Kochen empfehlen sich Dinge, die sich mit heißem Wasser aufgießen lassen, wie Instantkartoffelbrei, Instantnudeln oder Couscous. Und man sollte immer an den Müll denken, den man wieder mitnehmen muss.

Und welchen unnötigen Ballast schleppen Anfänger gerne mit?

Heckmann: Am Anfang schleppen viele meistens zu viel mit. Zwei Kilo mehr auf dem Rücken machen bei einer langen Strecke viel aus. Je weniger man schleppt, desto mehr Spaß hat man. Ich hatte erst zu viel Kleidung dabei, sogar Teller und Besteck, jetzt esse ich mit einem Löffel aus dem Topf. Auch ein Kopfkissen braucht man nicht, man kann einfach Klamotten in einen Packsack stopfen. Ein minimalistischer Ansatz ist gefragt. Ich lege jedes Mal eine Excel-Tabelle an und trage dort auch kleine Gewichtsmengen ein.

Gibt es sonst etwas, das Anfänger falsch machen?

Heckmann: Tatsächlich ist das größte Problem für die meisten, dass sie zu viel mitschleppen. Außerdem sind die Wanderschuhe ein wichtiger Punkt. Oft heißt es: Je robuster, desto besser. Feste Wanderstiefel machen allerdings nur im alpinen Bereich Sinn. Für andere Touren empfehle ich leichtere, flexiblere Wanderschuhe. Immerhin hebt man das Gewicht des Schuhs mit jedem Schritt hoch.

Ist es denn überhaupt erlaubt, wild zu zelten?

Heckmann: Wildzelten ist in den deutschsprachigen Ländern in den meisten Fällen verboten, aber es gibt auch Unterschiede je nach Bundesland und Region – und legale Alternativen: An Fernwanderwegen gibt es immer mehr Trekkingplätze für Wanderer, zum Beispiel im Schwarzwald, Saarland oder in der Eifel. Allerdings muss man sich dort vorher anmelden. Und in Brandenburg, wo Wasserwandern per Boot angesagt ist, gibt es viele Lagerplätze am Ufer. Außerdem findet man auch sehr naturnahe Campingplätze, wo ein bisschen Wildnis-Feeling aufkommt. Wichtig ist, sich an die Regeln zu halten und bei Privatgrundstücken beim Landbesitzer nachzufragen, ob man dort eine Nacht zelten darf.

Welche Routen empfiehlst du in Deutschland?

Heckmann: Generell empfehle ich Anfängern, sich die sogenannten Premiumwanderwege mit Siegel des Deutschen Wanderinstituts anzusehen, das sind alles gute und durchgehend markierte Wege. Apps helfen dabei, auch Wander- und Radwege vor der Haustür zu entdecken, inklusive GPS-Daten. Bei Radwegen sind Flussradwege ideal für Anfänger, weil die oft nicht viele Höhenmeter enthalten. Ich selbst möchte gerne den Oder-Neiße-Radweg fahren. Zu meinen Lieblingswanderregionen gehört Brandenburg, da bin ich letztes Jahr die Uckermärker Landrunde gegangen. Dort ist es schön leer und in vielen Ecken wild. Auch der Westweg im Schwarzwald steht noch auf meiner Wunschliste und der Heidschnuckenweg in der Lüneburger Heide.

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