„Radikalenerlass“ vor fast 50 Jahren Bonnerin kämpft für Rehabilitierung von „Radikalen“

Bonn · Vor fast 50 Jahren bedeutete der „Radikalenerlass“ das Berufsverbot für Lehrer, aber auch Postboten und Lokführer. Betroffen war auch die Bonnerin Irmgard Cipa.

 Irmgard Cipa demonstrierte gegen ihr Berufsverbot. Ein Foto dazu erschien in einem Buch.

Irmgard Cipa demonstrierte gegen ihr Berufsverbot. Ein Foto dazu erschien in einem Buch.

Foto: Meike Böschemeyer

Irmgard Cipa hat zwei prall gefüllte Aktenordner vom Keller auf den Schreibtisch hochgeholt. „Bis heute habe ich es nicht ertragen, diese Papiere noch einmal zu lesen“, sagt sie leise. Dass sie ab 1976 unter den 1972 von Bundeskanzler Willy Brandt und den Ministerpräsidenten verabschiedeten „Radikalenerlass“ fiel, dass sie also fünf Jahre lang unter dem Verdacht der Verfassungsfeindlichkeit stand und nicht als Lehrerin arbeiten durfte, das tue immer noch weh. Pause. Und dann sagt die ehemalige Konrektorin: „Das Unrecht des Berufsverbots habe ich bis heute nicht verwunden.“ Die heute 74-Jährige zieht ein Blatt einer Bürgerinitiative der 1970er Jahren mit ihrem Foto aus dem Ordner. Eine junge Frau mit blondem Pagenschnitt lächelt den Betrachter an. Auf ihrem Namen prangt der Stempel „Nicht eingestellt“. War diese junge Frau eine „Verfassungsfeindin“?