Kommentar zum Fall Wirecard Lehren ziehen

Meinung · Der Strafprozess um Wirecard hat begonnen. Es ist die Geschichte einer gewollten Vertuschung in Milliardenhöhe. Die angemessene Aufarbeitung des Versagens aller Kontrollinstanzen darf nicht aus dem Blick geraten, kommentiert unser Autor.

 Der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun sitzt zum Prozessauftakt auf der Anklagebank im Gerichtssaal.

Der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun sitzt zum Prozessauftakt auf der Anklagebank im Gerichtssaal.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Der Wirecard-Prozess verhandelt den größten Betrugsskandal der Wirtschaftsgeschichte dieses Landes. Es ist die Geschichte einer gewollten Vertuschung in Milliardenhöhe, so viel steht fest. Aus diesem Grund ist der ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek flüchtig. Aussagen des in Dubai ansässigen Wirecard-Vertreters, der Zahlen gefälscht und diese dann an den Chefbuchhalter in München gemeldet hat, untermauern dies. Dass auf diese Weise am Ende fast zwei Milliarden Euro an Luftbuchungen zustande kamen, spricht für ein „bandemäßiges“, jedenfalls ein sauber geplantes Vorgehen. Natürlich gilt auch für Markus Braun die Unschuldsvermutung, bis die Richter ihr Urteil sprechen. Doch er müsste praktisch unzurechnungsfähig sein, wenn er von dem Zwei-Milliarden-Loch in der Bilanz seines Konzerns keinen Schimmer hatte. Zumal seit 2016 bereits Leerverkäufer auf Unregelmäßigkeiten hingewiesen hatten. Spätestens da musste jeder auch noch so unfähige Chef genauer hinschauen.