Kommentar zu den Protesten in Russland Zarendämmerung

Meinung | Moskau · Bei neuen beispiellosen Massenprotesten fordern Demonstranten die Freilassung von Alexej Nawalny. Und Wladimir Putin? Zeigt erstmals Schwäche. Das ist verblüffend. Wenn nicht alles täuscht, hat die Zarendämmerung begonnen, kommentiert unser Autor.

 Eine von zahlreichen Festnahmen: Polizisten nehmen in Moskau einen Demonstranten fest.

Eine von zahlreichen Festnahmen: Polizisten nehmen in Moskau einen Demonstranten fest.

Foto: dpa/Alexander Zemlianichenko

Es ist verblüffend, aber wahr: Wladimir Putin zeigt Schwäche. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass der russische Präsident vor Kraft kaum laufen konnte. Nach der Krim-Annexion 2014, dem Eintritt in den Syrien-Krieg 2015, dem Brexit-Referendum und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten 2016 wirkte der Westen plötzlich heillos unterlegen. Trotz aller wirtschaftlichen und militärischen Überlegenheit. Putin trumpfte damals groß auf. Und erst ein halbes Jahr ist es her, dass sich der Kremlchef per Verfassungsänderung die Möglichkeit sicherte, bis 2036 weiterzuregieren.