Rufer in der Wüste Türkische Wissenschaftler warnten vor Erdbeben

Istanbul · Während das Ausmaß der Katastrophe in seiner Gesamtheit noch nicht greifbar ist, mischt sich in der Türkei zur Trauer über die Opfer des Erdbebens auch Wut auf die Behörden und die Regierung. Wissenschaftler, die oft gewarnt hatten, erheben nun Vorwürfe.

 Menschen tragen im syrischen Harem die Leiche einer Frau, die nach dem verheerenden Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes geborgen wurde.

Menschen tragen im syrischen Harem die Leiche einer Frau, die nach dem verheerenden Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes geborgen wurde.

Foto: dpa/Anas Alkharboutli

Leichen auf den Straßen, Hilfeschreie aus Trümmerbergen, Obdachlose im Schnee: In Teilen des Erdbebengebietes im Südosten der Türkei bietet sich nach der Katastrophe ein apokalyptisches Bild. Viele Opfer des Unglücks warteten am Dienstag noch darauf, aus zerstörten Häusern befreit zu werden, Lokalpolitiker riefen verzweifelt nach Hilfe. „Wir brauchen Bergungsteams“, forderte Lütfü Savas, Bürgermeister von Antakya, der Hauptstadt der Provinz Hatay an der syrischen Grenze. Außerdem drohe vielen Menschen der Tod durch Unterkühlung, mahnte Savas im Fernsehen. So weit hätte es nicht kommen müssen, sagen türkische Erdbebenforscher. Sie warnten seit Jahren vor einem schweren Erdbeben in Region, wurden aber ignoriert. Jetzt wächst die Kritik an der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan.