Der Osterspaziergang nach Goethe Die Geschichte eines demokratischen Frühlingsrituals

Bonn · Seit vor 214 Jahren Goethes „Faust I“ erschien, können wir eine Ostertradition ganz eigener Art pflegen: den Osterspaziergang. Geadelt mit dem Lorbeer der Hochkultur, ist er zugleich sympathisch unaufwendig.

 Emilie Moghtader (links) und Annabelle Flower beim Spaziergang durch die Kirschblüte in Harrogate.

Emilie Moghtader (links) und Annabelle Flower beim Spaziergang durch die Kirschblüte in Harrogate.

Foto: picture alliance/dpa/PA Wire/Danny Lawson

Friede, Sträuße, Eiersuchen: Zu jedem hohen Feiertag gehören spezielle Rituale. Natürlich der Jahreszeit angepasst. Wenn zu Ostern die Glitzer­sterne und Schwibbögen längst wieder im Schrank schlummern, wenn ringsumher alles grünt und blüht, hört mancher gern Gustav Mahlers 2. Sinfonie in c-moll mit ihrem bombastischen Schlusschor: „Auferstehn, ja auferstehn wirst du, mein Staub, nach kurzer Ruh! Unsterblich Leben wird, der dich rief, dir geben.“ Mancher hört Richard Wagners „Parsifal“ mit seinem Karfreitagszauber: „Wie dünkt mich doch die Aue heut so schön! So mild und zart die Halme, Blüten und Blumen.“