Kulturtipp Klaus Weises „Sommerleithe“ ist schonungslos

Bonn · Der ehemalige Bonner Generalintendant Klaus Weise erinnert sich an die 1950er und 1960er Jahre. Sein autobiografisches Buch „Sommerleithe“ ist sprachmächtig und schonungslos.

 Buchcover von Klaus Weises „Sommerleithe“.

Buchcover von Klaus Weises „Sommerleithe“.

Foto: Elsinor

So fängt man Leser ein. „Es begann mit einem Spaß. In einem weit zurückliegenden Damals.“ Der nächste Satz beginnt nach einem Absatz: „Das Licht wurde ausgeknipst, zwei kräftige Männerhände packten mich, hoben mich nach oben unter die Decke, als wäre ich leicht wie eine Feder, und ich, reflexartig den Schwung ausnutzend, streckte meine Arme aus, umfasste einen schwarzen Räucherspieß, hielt mich fest – und hing im Himmel. In einem Himmel aus Schinken, Wurst und Speck.“ Das Kind, das da aus Jux hoch oben zu den Würsten in der elterlichen Metzgerei gehängt wird, kommt auf naheliegende Gedanken: „Ich war allein. Verlassen. Eingesperrt. Wo war meine Mutter?“