30 Jahre Stasi-Unterlagengesetz Das dunkle Archiv

Berlin · Vor 30 Jahren beschloss der Bundestag das Stasi-Unterlagengesetz und öffnete damit ein dunkles Kapitel zur Aufarbeitung deutsch-deutscher Geschichte. Eine Rückblick mit Joachim Gauck und Ex-Bürgerrechtler Werner Schulz in der ehemaligen Stasi-Zentrale

 Ex-Bürgerrechtler Werner Schulz im einstigen Magazinraum der ehemaligen Stasi-Zentrale

Ex-Bürgerrechtler Werner Schulz im einstigen Magazinraum der ehemaligen Stasi-Zentrale

Foto: Holger Möhle

Es ist dunkel, es ist diesig. Und historisch unheimlich. Werner Schulz war fast 32 Jahre nicht mehr in diesem Haus, in diesem Bau, in dieser Einrichtung, die heute eine andere ist als damals. Heute erinnert sie als Museum und „Campus für Demokratie“ an den Schrecken von einst. Als am 15. Januar 1990 eine aufgebrachte Menschenmenge die Stasi-Zentrale in der Normannenstraße in Berlin-Lichtenberg stürmte, war auch Schulz beim Marsch in die Herzkammer der DDR-Geheimpolizei dabei. Schulz, ehemaliger Bürgerrechtler und über 15 Jahre Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, sollte als Mitglied des damaligen Runden Tisches mäßigend auf die Menschen einwirken, die ihrer Wut und ihrer Empörung über den DDR-Überwachungsapparat freien Lauf ließen. Jetzt ist Schulz wieder an jenem Ort, von wo aus die Stasi konspirative Maßnahmen auch gegen den „Friedenkreis Pankow“, in dem sich der frühere Bürgerrechtler engagierte, steuerte. Unter dem Operativen Vorgang „Virus“ unterwanderte die Stasi die Friedensaktivisten mit Inoffiziellen Mitarbeitern, wie Schulz später nach Lektüre seiner Stasi-Unterlagen herausfand. Schon merkwürdig, sagt Schulz, „damals ein Virus und heute wieder“.