Nachruf Erinnerungen an Kanzleramtschefsekretärin Marianne Duden

Bonn · Diskret und offen zugleich: Marianne Duden gehörte zu den Menschen, die unsere Welt zusammenhalten. Gerade weil sie als Chefsekretärinnen nicht in den Schlagzeilen stehen. Aber zuverlässig denen helfen, die Schlagzeilen machen.

 Am Arbeitsplatz: Marianne Duden.

Am Arbeitsplatz: Marianne Duden.

Foto: Sven Simon

Sie und ihre männlichen Kollegen in den "Vorzimmern der Macht" stehen zwar nicht als Bundesorgan im Grundgesetz; sie machen jedoch aus der Verfassung die Verfassungswirklichkeit: Von Konrad Adenauers "Frau Dr. Anneliese Poppinga" über Helmut Kohls Juliane Weber bis zu Helmut Schmidts und Gerhards Schröders Lilo Schmarsow und Marianne Duden.

Das spürt man im Mitgefühl nach dem Tod dieser tapfer die Krankheit ertragenden Frau. Marianne Duden lebte vom 30. September 1946 bis zum 2. Juli 2013. Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder, dem Marianne Duden auch nach dem Ende seiner Kanzlerschaft zur Seite stand, nannte sie gemeinsam mit seiner Frau Doris eine "treue Weggefährtin", "stets loyal", er sprach von "Einsatzfreude, Geduld und großer Herzenswärme". Eigenschaften, die ihm selbst nicht alle unbedingt zugeschrieben werden.

Marianne Dudens Loyalität, Diskretion, Distanz und Resolutheit in der Arbeit für die sozialdemokratischen Bundeskanzler Schmidt und Schröder widersprachen nicht ihrer herzlichen Offenheit im Privaten, unabhängig von parteipolitischen Konstellationen. Sie ging mit dem früheren Pressesprecher der CDU, Jürgen Merschmeier, zum Bundespresseball. Sie war gern gesehener Gast der großen Party des FDP-"Urgesteins" Detlef Kleinert zu seinem 80. Geburtstag in Hannover. Sie half, als 1993 die provisorische Ladenzeile der Buchhandlung beim Abgeordnetenhochhaus in der Gronau, dem "Langen Eugen", unterzugehen drohte. Sie widersprach insofern ihrem Namen, dass sie zwar wie jeder Duden alles wusste, aber längst nicht alles sagte...

Marianne Antwerpen schrieb über sie am 24. Oktober 1998 im General-Anzeiger: "Die treue Seele von Helmut Schmidt wird die neue Juliane Weber im Kanzleramt... Vor 16 Jahren war Juliane Weber die neue Marianne Duden. So wiederholt sich die Geschichte gelegentlich doch. Gerüchten zufolge sollen die Damen eine Fortsetzung dieser vorteilhaften Rotation verabredet haben." Daraus kann nun nichts mehr werden...

Die Arbeitsatmosphäre mit Marianne Duden beschrieb der ehemalige Regierungssprecher Bela Anda im General-Anzeiger zehn Jahre nach jenem Zivilisationsschock der westlichen Welt, dem 11. September 2001: "Im Vorzimmer von Gerhard Schröder grüßt knapp Marianne Duden, die Chefsekretärin. Als frühere Sekretärin Helmut Schmidts hat sie den Nervenkrieg um die Befreiung der Lufthansamaschine "Landshut" in Mogadischu und die Schleyer-Entführung erlebt. Sie ist äußerlich gefasst, doch in ihrem Blick sehe ich den Schrecken..."

Der Tod von Marianne Duden bewegt nicht nur ihre Tochter Yvonne, der die alleinerziehende Frau eine gute Mutter und Freundin war. Das zeigt auch der Nachruf, den ihr am Samstag ehemalige Kolleginnen und Kollegen der Kanzlerbüros im GA widmeten.

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