Der letzte Alte geht von Bord

Nach fast 50 Jahren Kommunalpolitik stellt sich Hans Lennarz nicht mehr zur Wahl

Der letzte Alte geht von Bord
Foto: Max Malsch

Schwarzrheindorf. Er ist ein Urgestein der Kommunalpolitik, fast 50 Jahre im Dauereinsatz für Beuel. Er ist das letzte Ratsmitglied der ehemaligen Stadt Beuel, das heute noch als Mandatsträger aktiv ist. Hans Lennarz wird nicht müde, wenn es darum geht, für die Belange Beuels einzutreten - und das noch als 74-Jähriger.

Dennoch hat er den Entschluss gefasst, bei den Kommunalwahlen am 30. August nicht mehr anzutreten. "Irgendwann muss Schluss sein. Die 50 Jahre Kommunalpolitik voll zu machen ist zwar reizvoll, aber noch eine ganze Legislaturperiode ist mir zu lang", erklärt der gebürtige Geislarer.

Blickt er zurück, so stellt er fest: "Früher war politisches Arbeiten einfacher. Wir haben viele Themen in Gesprächen regeln können, bevor sie zu einem Problem werden konnten." Rheinischer Klüngel? "Nein, das nicht. Heutzutage gibt es aber so viele Vorschriften, Verordnungen, Gesetze und Satzungen, an die man sich halten muss, weshalb die Spielräume enger geworden sind", sagt Lennarz. Und dennoch macht ihm Kommunalpolitik Spaß - früher wie heute.

An die Anfänge seiner politischen Laufbahn erinnert sich Lennarz gerne zurück: "Eines Abends standen drei Herren vor meiner Tür und fragten, ob ich Zeit für ein Gespräch hätte." Als die CDU-Politiker Hans Steger, Erwin Kranz und Hubert Jansen das Haus verließen, hatte der damalige Geislarer Pfarrjugendführer Hans Lennarz der Aufstellung zur Kommunalwahl zugestimmt.

Am 19. März 1961 wurde er in den Rat der Stadt Beuel gewählt - mit 25 Jahren. Damals war er schon fast drei Jahre verheiratet, und Ehefrau Margret konnte nicht ahnen, dass ihr Mann von nun an fast fünf Jahrzehnte als ehrenamtlicher Politiker unterwegs sein würde.

Das Jahr 1969 hat Lennarz geprägt. Damals kämpfte Beuel um seine Selbstständigkeit. Die Landesregierung wollte im Zuge der Kommunalen Neugliederung die Stadt Beuel eingemeinden - nach Bonn. Die Beueler wollten sich aber mit den Gemeinden Oberkassel, Holzlar und Stieldorf verbünden.

"Wir sind damals bis vor das Oberverwaltungsgericht gezogen, um unseren Willen zu erreichen. Als die Klage zugelassen wurde, fuhr ein Autokorso durch Beuel, die Menschen waren trunken vor Freude", erinnert sich Lennarz. Doch dann der Rückschlag.

Die Richter entschieden gegen den Zusammenschluss der rechtsrheinischen Kommunen. "Die Enttäuschung war groß. In Beuel herrschte Weltuntergangsstimmung. Man fürchtete um Traditionen und um das Geld in der Stadtkasse. Beuel war damals schuldenfrei", so Lennarz.

Die Trauer wich dem Stolz: Beuels damaliger Bürgermeister Hans Steger ging als Stellvertreter von Oberbürgermeister Peter Kraemer nach Bonn und war fortan Gesamt-Bonner mit Beueler Seele. Lennarz blieb in Beuel, wurde Mitglied im Bezirksausschuss und saß ab 1975 in der Bezirksvertretung. "Frag´ den Lennarz, der weiß das". Der Satz ist heute ein geflügeltes Wort. Die Nachfolge-Generationen fragen ihn gerne um Rat.

"Die Eingemeindung hat auch viele Vorteile gebracht. Bis 1969 gab es in Beuel kaum Kanäle. Mit Kultur und Verkehr hatten wir nicht viel zu tun. Das waren Themen, die der damalige Landkreis Bonn behandelt hatte." Von 1969 bis heute hat sich Beuel zu einem florierenden Stadtbezirk entwickelt. "Wir haben viel bewegt. Den Bau des Hochwasserschutzes, des Brückenforums und die Neugestaltung des Konrad-Adenauer-Platzes", sagt der dreifache Vater, achtfache Großvater und zweifache Ur-Großvater.

Sein schönstes Erlebnis als Politiker war de 25-Jahr-Feier der Städtepartnerschaft in Mirecourt. "Damals sind wir mit 550 Karnevalisten in die Vogesen gefahren und haben den ersten Karnevalszug Mirecourts veranstaltet." Und das unschönste Erlebnis? Das gab es nicht: "Ich habe Glück gehabt und bin von Katastrophen jeglicher Art verschont geblieben."

Gibt es jemanden, dem Hans Lennarz noch etwas sagen will oder muss? "Ja. Ich muss mich bei meiner Frau entschuldigen, dass ich so oft nicht zu Hause war. Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft. Danke Margret."

Beuel ohne Hans Lennarz? Nein, das wird auch in Zukunft nicht so sein. Er bleibt Leiter des Heimatmuseums, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Beuel-Mirecourt und Mitglied im Elferrat der Schwarz-Gelbe-Jonge.

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