Wolfgang Ischinger Ex-Botschafter leitet seit 2008 die Münchner Sicherheitskonferenz

MÜNCHEN · Der Mann ist bestens vernetzt. Weltweit. Wenn Wolfgang Ischinger heute die 49. Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) eröffnet, führt der ehemalige Diplomat bereits zum fünften Mal den Vorsitz des wohl renommiertesten informellen Treffens der Außen- und Sicherheitspolitik.

 Breites Themenspektrum: Wolfgang Ischinger.

Breites Themenspektrum: Wolfgang Ischinger.

Foto: ap

Jedes Jahr am ersten Februarwochenende ist München dabei "Gastgeber für die Welt", wie die Sicherheitskonferenz sich selbst bewirbt.

In diesem Jahr tummeln sich 400 Gäste aus 90 Staaten im streng abgeschirmten Tagungshotel "Bayerischer Hof" am Promenadenplatz, darunter "ein Dutzend Staats- und Regierungschefs", etwa 50 Außen- und Verteidigungsminister, fünf EU-Kommissare, 50 Bundestagsabgeordnete sowie 60 Vorstandsvorsitzende großer Konzerne. Hinzu kommen noch 700 akkreditierte Medienvertreter. Prominentester Gast: US-Vize-Präsident Joe Biden, der auf seinem Weg nach München heute noch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin einen Zwischenstopp einlegt.

Ischinger hat die Münchner Sicherheitskonferenz, seit er von seinem Vorgänger Horst Teltschik 2008 den Vorsitz übernahm, ausgebaut und thematisch erweitert. Längst diskutieren die Teilnehmer nicht mehr nur über klassische Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, sondern rücken auch Themen wie die Euro-Krise, die Rohstoffsicherheit oder den Krieg im weltweiten Netz sowie Angriffe auf sensible Infrastrukturen in den Blickpunkt.

Ischinger pflegt die Münchner Sicherheitskonferenz wie eine Marke, die er in kleinerem Rahmen auch in anderen Städten tagen lässt. Im vergangenen Jahr veranstaltete er gemeinsam mit der Deutschen Telekom einen Kongress in Bonn über Sicherheit im Cyber-Raum. In diesem Jahr (Ende April) will er mit dem Titel "Münchner Sicherheitskonferenz" nach Berlin gehen.

Diese 49. Auflage der 1963 vom ersten Vorsitzenden Ewald von Kleist noch als Wehrkundetagung gegründeten Konferenz stellt unter anderem die aktuellen Krisen in Mali, Syrien und Afghanistan sowie den Streit über das iranische Atomprogramm in den Mittelpunkt.

Auch die transatlantische Zusammenarbeit, die Zukunft der Euro-Zone, die Energiepolitik und die Cyber-Sicherheit sollen Thema der Tagung sein, die von Gegendemonstrationen in der Münchner Innenstadt geprägt sein wird. Rüstungsgegner sehen in der Konferenz "so eine Art Jahreshauptversammlung der Rüstungsindustrie", so Ischinger. Der Organisator der Proteste, Claus Schreer, nennt den Konferenzchef einen "Wolf im Schafspelz". Ischinger kontert: "Wenn ich ein Wolf im Schafspelz bin, dann sind Sie, Herr Schreer, ein Schaf!"

Dabei war es für den 66 Jahre alten Juristen lange Dienstpflicht, gerade die leisen Töne zu pflegen. In seiner langen Karriere im Auswärtigen Amt war Ischinger unter anderem Leiter der Politischen Abteilung und später Botschafter in Washington und in London. Seit 2008 leitet er nicht nur die Sicherheitskonferenz, sondern ist auch Generalbevollmächtigter für Regierungsbeziehungen des Allianz-Konzerns.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort