Ärger mit Verspätungen Krach zwischen Lufthansa und den Flughafenchefs

Düsseldorf/Berlin · Vor dem Luftverkehrsgipfel am Freitag gibt es dicke Luft: Lufthansa-Chef Carsten Spohr will die Kapazitäten von den vier wichtigesten deutschen Airports einschränken. Was dahinter steckt.

 Streiks, Flugausfälle und Verspätungen sind für Reisende ein Ärgernis. FOTO: DPA

Streiks, Flugausfälle und Verspätungen sind für Reisende ein Ärgernis. FOTO: DPA

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Der für Freitag geplante Luftverkehrsgipfel in Hamburg droht in einem großen Krach zwischen den vier wichtigsten deutschen Flughäfen und der Lufthansa zu enden. Denn nachdem Lufthansa-Chef Carsten Spohr mehrfach öffentlich gefordert hatte, man solle die Kapazitäten an diesen vier Airports begrenzen, um weiteres Verspätungschaos zu vermeiden, schlagen die Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf und Berlin-Tegel zurück: Sie fordern in einem Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), dass auf dem Luftfahrtgipfel ausdrücklich festgelegt wird, dass die Bundesregierung sich „weiterhin dafür einsetzt, dass eine bedarfsgerechte Erweiterung der Flughafenkapazitäten erfolgt.“

Es habe zu „Verärgerung“ bei ihnen geführt, dass Lufthansa Anträge bei der Politik stellen wolle, dass an ihren vier Flughäfen die Zahl der erlaubten Starts- und Landungen heruntergenommen werde. Der Brief liegt unserer Redaktion vor. Die Forderungen von Lufthansa hätten eine hohe „Brisanz für die deutschen Flughafenstandorte“, heißt es.

Konkret fordern die Airport-Chefs, dass für das Treffen in Hamburg ein für sie äußerst sensibler Punkt aus den Vorlagen gestrichen wird. Danach solle die Bundesregierung am Ende der nächsten Saison überprüfen, ob bei „Flughäfen mit zentraler Slot-Koordination“ (dies sind die genannten vier Flughäfen) „die Koordinierungs-Eckwerte Einfluss auf die jeweilige Verspätungssituation haben“. Eine solche Prüfung lehnen beispielsweise Thomas Schnalke als Leiter des Flughafens Düsseldorf oder Stefan Schulte als Chef des Flughafens Fraport ab.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat dagegen schon mehrfach erklärt, dass er gerade in diesen zwei Flughäfen viele Verspätungen darauf zurückführt, dass zu viele Jets ankommen. Spohr lobte die NRW-Landesregierung ausdrücklich dafür, dass der Airport Düsseldorf nun frühestens 2022 die Genehmigung für höhere Kapazitäten erhalten soll.

Der Streit zeigt, wie sehr Lufthansa und die Flughäfen eine völlig verschiedene Sicht auf das Verspätungschaos des Sommers 2018 haben. Für die Flughafenleiter wie insbesondere Schnalke aus Düsseldorf sind es vorrangig Engpässe bei der Flugsicherung und die Übernahme großer Teile von Air Berlin durch Eurowings, die dazu führten, dass 2018 so viele Flüge in Deutschland so spät wie nie ankamen.

Gegenüber unserer Redaktion hat Schnalke darauf hingewiesen, Lufthansa und Eurowings hätten in Düsseldorf nur rund 50 Prozent Marktanteil, doch 60 Prozent der Absagen von Flügen. Schnalke erklärte: „Ich sehe die Hauptprobleme unserer Branche ganz klar in der Luft und nicht bei den Flughäfen.“

Lufthansa dagegen geht davon aus, die Probleme mit der Flugsicherung in Deutschland und Europa seien in den kommenden Jahren sowieso nicht zu lösen – denn eine Pensionierungswelle bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) wird dafür sorgen, dass die Knappheit an Fluglotsen in den Jahren 2019 und 2020 noch weiter zunimmt. Zweitens sind für den deutschen Marktführer niedrigere Kapazitäten im Heimatmarkt gut. „Das bedeutet vorrangig, dass Aufsteiger wie Ryanair weniger Flugrechte erhalten“, sagt der Branchenexperte Gerald Wissels, „wogegen Lufthansa zumindest in Frankfurt, München und Düsseldorf ein so starkes Übergewicht hat, dass eine Verknappung des Angebots ihnen erst einmal stabile Ticketpreise beschert.“

Die Logik der Airports ist umgekehrt: Jeder zusätzliche Flug bringt weitere Einnahmen und zieht weitere Passagiere an – da ist eine künstliche Verknappung geschäftsschädigend.

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