Geplante Fusion T-Mobile: US-Arbeitnehmer fürchten um Jobs

Bonn · Die geplante Fusion von T-Mobile US und Sprint stößt in den USA auf Widerstand. Arbeitnehmervertreter sind in Sorge und schreiben einen Brief an Telekom-Chef Timotheus Höttges.

 T-Mobile-Geschäft in Evanston, Illinois: Auch dieser Bundesstaat hat sich der Kartellrechtsklage gegen die Fusion angeschlossen.

T-Mobile-Geschäft in Evanston, Illinois: Auch dieser Bundesstaat hat sich der Kartellrechtsklage gegen die Fusion angeschlossen.

Foto: picture alliance / dpa

„Mit der Grußformel „Welcome to Seattle“ (Willkommen in Seattle) beginnt ein Brief von T-Mobile-US-Arbeitnehmern an den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges. Der 20-köpfige Aufsichtsrat der Deutschen Telekom hat sich in dieser Woche zu einer Sitzung in der Zentrale der Tochtergesellschaft T-Mobile US in Seattle getroffen.

Die Gruppe von T-Mobile-US-Mitarbeitern, die bei T-Mobile Workers United (TU) organisiert sind, schreiben in dem Brief, dass sie über die Auswirkungen der geplanten Fusion von T-Mobile und Sprint besorgt sind. Insbesondere geht es dabei um die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Löhne, Provisionen und Arbeitnehmerrechte. „Wir bitten Sie, nachprüfbar zu versichern, dass die neue T-Mobile die Mitarbeiter mit direktem Kundenkontakt, die T-Mobile so erfolgreich gemacht haben, nicht ausrangiert“, heißt es in dem Brief. Zu einem angestrebten Treffen mit Höttges kam es nicht. Die Gewerkschafter überreichten den Brief Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat, die ihn an Höttges weiterreichen wollen. „Herr Höttges wird ihn sicherlich zur Kenntnis nehmen“, sagte ein Telekom-Sprecher am Donnerstag.

T-Mobile US will für 26 Milliarden Dollar den kleineren Rivalen Sprint übernehmen. Nachdem die US-Behörden nach monatelanger Prüfung unter Auflagen grünes Licht für die Fusion gegeben haben, liegt noch eine Kartellrechtsklage von 16 Bundesstaaten und des District Columbia gegen die Fusion auf dem Tisch. Diese Woche hat sich der Bundesstaat Illinois der Klage angeschlossen.

Erste Verhandlung im Dezember

Die Kläger befürchten Nachteile für den Wettbewerb und höhere Preise für Endverbraucher. Eine erste Verhandlung ist für den 9. Dezember angesetzt. T-Mobile US will die Übernahme wegen rechtlicher Risiken nicht abschließen, bis über die Klage entschieden ist. Sollte es zu einer außergerichtlichen Einigung kommen, die Höttges bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen Anfang August nicht ausschloss, könnte es auch schneller gehen. Die Telekom hält 63 Prozent an T-Mobile US.

Derweil kämpfen Arbeitnehmervertreter weiter gegen die Fusion: Die T-Mobile Workers United ist eine Organisation der Communications Workers of America (CWA) und wird von Mitglieder der deutschen Gewerkschaft Verdi unterstützt. Sie besteht nach eigenen Angaben aus Hunderten von Callcenter-Vertretern, Einzelhandelsmitarbeitern und Technikern. Für die Telekom gilt die CWA nur als eine von vielen unterschiedlichen Interessengruppen, da sie nur in wenigen Unternehmenseinheiten als Interessenvertretung gewählt sei.

Ein Gutachten im Auftrag der CWA spricht von einem Verlust von 30 000 Arbeitsplätzen durch den geplante Zusammenschluss von T-Mobile und Sprint, da Geschäfte und Niederlassungen geschlossen würden. Der angekündigte Verkauf der Sprint-Tochter Boost, eine Auflage der Behörden für die Genehmigung, werde diese Arbeitsplätze nicht retten.Während T-Mobile US zwar gegenüber den Behörden Zusagen gegeben habe, Arbeitsplätze für die derzeitigen Mitarbeiter von T-Mobile und Sprint zu erhalten, arbeiteten drei Viertel der Mitarbeiter, die Dienstleistungen des Unternehmens verkaufen, für Vertragshändler, so die Gewerkschaft. Sie fielen nicht unter die Zusage von T-Mobile US gegenüber den Behörden, Arbeitsplätze zu schaffen. Es seien insgesamt 88 000 Arbeitnehmer betroffen.

Auch wenn es nur zu einem Treffen mit Arbeitnehmervertretern aus dem Telekom-Aufsichtsrat kam, zeigten sich T-Mobile-Workers-United-Organisatoren anschließend zufrieden: „Zum ersten Mal seit Beginn dieses Fusionsprozesses hatte ich das Gefühl, dass jemand, der mit dem Unternehmen verbunden ist, wirklich zuhört und unsere Bedenken ernst nimmt“, sagte Mike Godshall, der in einem Call-Center in Wichita im US-Bundesstaat Kansas arbeitet.

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