Katastrophenschutz im Kreis Ahrweiler Gemeinsam gegen Unwetterfolgen an Rhein und Ahr

Kreis Ahrweiler · Feuerwehren aus dem gesamten Kreis Ahrweiler erproben neues Konzept. Jede Kommune stellt dabei Einsatzkräfte.

Ein Großaufgebot der Feuerwehr mit mehr als 150 Einsatzkräften und drei Dutzend Fahrzeugen sorgte am Samstag für Aufsehen in der Grafschaft. Es war eine großangelegte Stabsübung, an der sämtliche Feuerwehren im Kreis Ahrweiler beteiligt waren. Das neue Einsatzkonzept „Überörtliches Unwetter“, das seit 1. Januar in Kraft ist, wurde damit auf seine Tauglichkeit getestet – und für gut befunden. Allerdings räumte der Grafschafter Wehrleiter, Achim Klein, ein, das Ganze habe doch länger gedauert als geplant, was aber eine wichtige Erkenntnis sei. Dennoch werde man an dem Konzept nicht rütteln, denn schneller gehe es nun mal nicht.

Ausgehend von den Starkregenereignissen der vergangenen Jahre, vor allem den großen Unwettern Anfang Juni 2016 im Kreis Ahrweiler, hatten Kreisfeuerwehrinspekteur Michael Zimmermann und seine beiden Stellvertreter, Frank Linnarz und Marcus Mandt, ein Konzept erarbeitet, wie sich die Kommunen im Kreis bei solchen Ereignissen künftig gegenseitig helfen könnten. Dies vor allem, wenn die örtlichen Kräfte nicht mehr ausreichen oder nach längerem Einsatz entlastet werden müssen. Wichtig war dabei aber auch, koordiniert vorzugehen, ohne sich gegenseitig Kräfte „wegzunehmen“, so Zimmermann. Nicht zuletzt sollten die unterstützenden Kommunen trotz der Entsendung einer Einsatzeinheit weiter in der Lage sein, eigene Einsätze abzuarbeiten und somit den Grundschutz in den entsendenden Gemeinden nicht gefährden.

Nach dem neuen Konzept stellt jede Kommune im Kreis einen Zug zusammen, der speziell für den Einsatz bei einem überörtlichen Unwetter ausgerüstet ist. Dabei handelt es sich jeweils um ein Kontingent von rund 20 Einsatzkräften mit drei bis vier Fahrzeugen. Hinzu kommen nach Bedarf auch Feuerwehrboote. Dazu gehört die Ausrüstung, wie sie bei Unwettern gefragt ist: Pumpen, Stromerzeuger oder Kettensägen. Dieses Konzept wurde nun im Rahmen der Übung praktisch erprobt. Auch sollte die Zusammenarbeit zwischen einer betroffenen Kommunen, der Technischen Einsatzleitung des Kreises, sowie den anrückenden Einheiten vertieft werden.

Landrat Pföhler zeigt sich beeindruckt

Angenommen wurde ein Starkregen im Bereich der Gemeinde Grafschaft, wie er sich im Juni 2016 ereignet hatte. Man habe das damalige Geschehen noch einmal anhand der tatsächlichen Einsatzlage nachgestellt, erläuterte Klein. Nachdem die Grafschafter Feuerwehr bereits mit allen Kräften im Einsatz war und auch schon durch den Gemeinde-Bauhof sowie die beiden THW-Ortsverbände aus Ahrweiler und Sinzig unterstützt wurde, forderte er über die bereits verständigte Technische Einsatzleitung (TEL), die im Lagezentrum im Kreishaus ihren Sitz hatte, Verstärkung aus den anderen Kommunen des Landkreises Ahrweiler an.

Die TEL alarmierte sofort die kommunalen Unwettereinheiten sowie die Freiwillige Feuerwehr Waldorf, die für die Sonderaufgabe des Aufbaus und Betriebes eines Bereitstellungsraumes ausgerüstet ist. Der Bereitstellungsraum wurde am Feuerwehrhaus Gelsdorf eingerichtet. Dort sammelten sich die nach und nach eintreffenden Unwettereinheiten aus dem ganzen Kreis und warteten auf ihre weiteren Einsatzbefehle. Dabei sei besonderer Wert darauf gelegt worden, dass die Einsatzkräfte ruhig bleiben und den „Kleinkram“ hintanstellen, damit die Kräfte für die wirklich wichtigen Arbeiten verfügbar sind.

Landrat Jürgen Pföhler hatte sich das Geschehen vor Ort angeschaut und zeigte sich beeindruckt von der Leistungsfähigkeit der Feuerwehren. In seiner Ansprache nach Abschluss der Übung sagte er, die verheerenden Schäden der Starkregen- und Hochwasserereignisse aus dem Jahr 2016 seien immer noch präsent. Die Geschehnisse hätten gezeigt, wie schnell der Kreis durch extreme Naturgewalten von einem Moment auf den anderen stark geschädigt werden könne. „Insbesondere solche Starkregen- und Unwetterlagen erfordern schnelles Handeln, deshalb wurde eigens ein Einsatzkonzept Überörtliches Unwetter für den Kreis Ahrweiler entwickelt.“ Die speziellen Melde- und Abstimmungswege seien geübt und die Einrichtung eines Bereitstellungsraumes erprobt worden.

„Auch der neue Hochwasserschutzanhänger, der nach den Starkregenereignissen 2016 angeschafft wurde, war heute mit im Einsatz“, so Pföhler. Der Kreis Ahrweiler sei sich seiner Verantwortung für den Brand- und Katastrophenschutz bewusst und habe in den vergangenen Jahren viele neue Fahrzeuge und Geräte für die Einheiten im Kreis beschafft und damit für eine entsprechende Ausstattung gesorgt. „Insgesamt haben wir seit 2009 rund 3,8 Millionen Euro investiert, darüber hinaus über den kreiseigenen Fünf-Jahres-Präventionsplan für den überörtlichen Katastrophenschutz weitere 250 000 Euro für Gerät und Material zur Verfügung gestellt. „Das ist gut angelegtes Geld für die Sicherheit der Bürger“, so Jürgen Pföhler.

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