Treffen in Lausanne Russland weckt Hoffnung auf neue Waffenruhe in Syrien

Genf/Moskau · Die neuen Syrien-Gespräche sind ein Versuch, die Lage nicht noch weiter eskalieren zu lassen. Die UN hoffen auf eine kurze Feuerpause im umkämpften Aleppo. Besteht auch die Chance auf ein Vier-Augen-Gespräch der Außenminister von USA und Russland?

 US-Außenminister John Kerry (L) und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow.

US-Außenminister John Kerry (L) und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow.

Foto: Martial Trezzini/Archiv

Vor der mit Spannung erwarteten Syrien-Konferenz in der Schweiz hat Russland Hoffnungen auf eine neue Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland geweckt. Bei dem Treffen solle es um Chancen für eine Feuerpause gehen, kündigte die russische Außenministeriums-Sprecherin, Maria Sacharowa, an.

Chefdiplomat Sergej Lawrow sagte, Russland unterstütze einen UN-Vorschlag, Terroristen den Abzug aus der umkämpften Großstadt Aleppo zu ermöglichen. US-Außenminister John Kerry will über die Lage in Syrien auch mit seinen EU-Kollegen am Sonntag in London beraten, wie der britische Außenminister Boris Johnson mitteilte.

Die USA hatten am 3. Oktober die direkten Gespräche mit Russland über eine Feuerpause in Syrien abgebrochen. Beide Seiten machten sich daraufhin gegenseitig für das Scheitern verantwortlich. Moskau und Washington hatten die neue Konferenz am Mittwoch angekündigt.

Bei den Gesprächen an diesem Samstag in Lausanne sei auch ein Zweiertreffen von Lawrow und Kerry nicht ausgeschlossen, sagte Sacharowa. Bilaterale Gespräche seien nicht nur möglich, sondern auch ein integraler Bestandteil solcher Verhandlungen. Der Sprecher des US-Außenministeriums, John Kirby, machte indes klar, dass keine direkten Gespräche geplant seien.

Auch die UN geben die Hoffnung auf eine Feuerpause in Aleppo nicht auf, um Verletzte in Sicherheit bringen zu können. "Wir arbeiten an einem entsprechenden Plan und wollen das in allernächster Zeit möglich machen", sagte der stellvertretende UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Ramzy Ezzeldin Ramzy. Nach Bombardements seien Krankenhäuser in der Stadt kaum mehr in der Lage, Notfälle zu behandeln. Hunderte Menschen, darunter viele Kinder, seien in kritischem Zustand.

Bei jüngsten Gefechten in Aleppo wurden Aktivisten zufolge mindestens vier Kinder getötet. Rebellen hatten demnach den von der syrischen Armee kontrollierten Westteil der Stadt angegriffen. Dabei sei eine Granate in der Nähe einer Schule eingeschlagen, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die syrische Luftwaffe setzte mit russischer Unterstützung ihre Angriffe auf Rebellen fort. Der Beobachtungsstelle zufolge kamen dabei sieben Menschen ums Leben. Seit dem Scheitern der Waffenruhe im September wurden 630 Menschen getötet, darunter auch 123 Kinder.

Als mögliche Teilnehmer der geplanten Konferenz in der Schweiz sind neben den USA und Russland auch die Türkei, Saudi-Arabien, Katar und der Iran im Gespräch. "Wir wollen ein Treffen mit Ländern, die direkten Einfluss haben auf das Geschehen - entweder, weil sie vor Ort sind, oder durch Finanzierung oder Waffenlieferungen", betonte Lawrow. Die Teilnehmerliste stand noch nicht abschließend fest.

Lawrow sagte in einem Interview des US-TV-Senders CNN, der Vorschlag des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura, Anhängern der radikalen Al-Nusra-Front den Abzug aus Aleppo zu ermöglichen, verdiene eine Chance. "Al-Nusra versucht, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu benutzen (...). Al-Nusra kann nicht toleriert werden", sagte er. Sollte die Gruppe abziehen, hofft die UN auf ein Nachlassen der Kämpfe und eine deutliche Verbesserung der humanitären Situation.

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