Kitas in NRW Geburtenplus und Flüchtlingskinder

Düsseldorf · Nordrhein-Westfalen stockt die Anzahl der Plätze in Kindertagesstätten auf. Die Politik hofft, so die Rote Laterne der Bundesländer bei der Betreung von unter Dreijährigen abgeben zu können.

Der Ausbau der Kitaplätze in NRW hat sich deutlich beschleunigt: Zum neuen Kindergartenjahr 2016/17 wurden 18.500 zusätzliche Betreuungsplätze gemeldet. Damit verfügt NRW über 638.000 Betreuungsplätze in Kitas und bei Tagesmüttern für unter und über dreijährige Kinder. Familienministerin Christina Kampmann (SPD) erwartet, dass NRW mit einer Versorgungsquote von 37,1 Prozent bei den unter Dreijährigen die Rote Laterne der Länder endlich abgeben kann.

Für Ein- bis Zweijährige steigt die Versorgungsquote in NRW geringfügig auf 55,2 Prozent. Damit erfüllt NRW den geltenden Rechtsanspruch. Die Eltern von Ein- und Zweijährigen haben ein Recht auf einen Krippenplatz. Vor dem ersten Geburtstag haben Kinder keinen einklagbaren Rechtsanspruch.

Der Zuwachs bei den Plätzen für unter Dreijährige beläuft sich nach den Angaben auf 7232, bei den über Dreijährigen auf 11.271. Hintergrund für die Entwicklung sei eine höhere Inanspruchnahme der Kindertagesbetreuung – durch mehr Geburten und die Flüchtlingskinder, sagte Kampmann.

Neben 3000 Flüchtlingskindern unter drei Jahren werden auch mehr als 7000 Flüchtlingskinder über drei Jahren in Kitas oder von Tagesmüttern betreut. Insgesamt liegt die Versorgungsquote der über Dreijährigen in NRW bei über 90 Prozent – im letzten Jahr vor Schuleintritt gehen fast 100 Prozent der Kinder in die Kita. Die Grünen-Abgeordnete Andrea Asch erinnerte aber daran, dass der Bedarf der Eltern in Ballungszentren nicht gedeckt sei.

Kampmann kündigte für die Wahlperiode ab 2017 ein neues Kitagesetz an, in dem auch der Ausbau der Randstundenbetreuung geplant ist. Für Berufstätige im Schichtdienst reichten Kernzeiten von 8 bis 16 Uhr oft nicht aus.

Nach dem Wegfall des Betreuungsgeldes will NRW die frei werdenden Bundesmittel von 431 Millionen Euro für frühkindliche Bildung einsetzen. Neben zusätzlich 331 Millionen Euro für den laufenden Betrieb der Kitas sollen weitere 100 Millionen Euro für Investitionen in Ü3-Plätze fließen. Ab August 2016 erhalten alle Träger der landesweit 9549 Kindergärten in NRW zusätzlich mindestens 100 bis 400 Euro Zuschlag pro Kind.

Vor dem nordrhein-westfälischen Landtag demonstrierten gestern 200 Mitarbeiter von Kitaträgern für eine bessere Finanzierung der Kindergärten. Mit Plakaten wie „Qualität hat ihren Preis“ und „Trägervielfalt erhalten“ warnten die Teilnehmer vor drohenden Kitaschließungen freier Träger. Bernhard Tenhumberg (CDU) kritisierte, dass das Land vor allem aus dem Betreuungsgeld frei werdende Mittel umverteile. Kampmann will die jährliche Erhöhung der Kindpauschalen ab 2016 bis zum Kitajahr 2018/19 auf drei Prozent verdoppeln.

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