Angebliche Vergewaltigung in Berlin Russland erhebt Vorwürfe

Berlin · Seit Tagen gibt es wilde Spekulationen über eine vermeintliche schwere Misshandlung eines Mädchens aus einer russlanddeutschen Familie in Berlin. Obwohl die Polizei mehrfach Zweifel geäußert hat, schaltet sich nun sogar Moskau ein.

Die russische Regierung hat mit Vorwürfen auf Gerüchte über eine angebliche Entführung und Vergewaltigung einer 13-jährigen Russlanddeutschen in Berlin reagiert.

Außenminister Sergej Lawrow kritisierte, die Nachricht über das Verschwinden des Mädchens sei "aus irgendwelchen Gründen" sehr lange verheimlicht worden. Lawrow forderte eine lückenlose Aufklärung über das Schicksal von "unserem Mädchen Lisa". Die Berliner Polizei hat Zweifel am geschilderten Tathergang geäußert.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei junge Männer türkischer Herkunft, die in Berlin leben sollen. Es geht um den Vorwurf des sexuellen Kindesmissbrauchs. Es gebe den Verdacht, dass es bereits vor dem Verschwinden des Mädchens einvernehmliche Sexualkontakte zu den Männern gab, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner.

Die 13-Jährige gilt noch als Kind. Daher würden sich Männer mit sexuellen Kontakten zu ihr strafbar machen - unabhängig ob das Geschehen mit Einwilligung der Minderjährigen erfolgte.

Steltner sagte aber über die Zeit des Verschwindens: "Was in der fraglichen Zeit passiert ist, konnten wir bislang aber nicht klären." Das Mädchen habe widersprüchliche Angaben gemacht. Für die Polizei ist aber klar, dass es weder eine Entführung noch eine Vergewaltigung gab. Diese erste Version ihrer Geschichte, gekidnappt worden zu sein, ist nach Einschätzung der Polizei nicht glaubwürdig.

Die Schülerin aus Marzahn-Hellersdorf war laut Polizei am 11. Januar als vermisst gemeldet worden und tauchte erst nach 30 Stunden wieder auf. Später kursierte im Internet das Gerücht von der Vergewaltigung durch eine Gruppe südländisch aussehender Männer.

Auch der russische Außenminister Lawrow stieß mit seinen Bemerkungen in diese Richtung vor. "Ich denke, dass hier die Wahrheit und die Gerechtigkeit siegen sollen. Ich hoffe, dass diese Migrationsprobleme nicht zum Versuch führen, die Wirklichkeit aus irgendwelchen innenpolitischen Gründen politisch korrekt zu übermalen, das wäre falsch." Weiter meinte er: "Es ist klar, dass das Mädchen sicher nicht freiwillig für 30 Stunden verschwand." Damit zog er die eindeutigen Angaben der Berliner Kriminalpolizei in Zweifel.

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