Glosse Mein ganz privates Dschungelcamp

Sollte sich in den nächsten Tagen mal wieder jemand beim Zugucken oder auch – wie vermutlich die meisten – nur Lesen über die Kakerlakenkost in Coolangatta ekeln, sei ihm mal ein Blick auf die eigene Matratze empfohlen.

 Die gemeine Hausstaubmilbe auf ihrem (vergrößerten) Streifzug ü+ber die Betten.

Die gemeine Hausstaubmilbe auf ihrem (vergrößerten) Streifzug ü+ber die Betten.

Foto: Fotolia

Und zwar mit Speziallupe. Dort sind Tierchen zu entdecken, mit denen die die gegrillte, blanchierte oder sonstwie zubereitete Insektenwelt des RTL-Dschungelcamps nicht im entferntesten mithalten kann. Die Maden im TV-Salat sind zumindest zählbar. Miniaturmonster wie die Staubmilbe dagegen (siehe Foto – und siehe vor allem die zwei fiesen Hauer!) teilen sich zu Millionen mit uns das Zuhause. Forscher fanden jetzt heraus, dass im Schnitt in einem Haushalt 100 verschiedene Arten von Krabbeltieren unterwegs sind.

Nun fand die Untersuchung in den USA statt – doch man kann den Amis ja vieles unterstellen, aber eine spezifisch nationale Unsauberkeit wohl eher nicht. Heißt: Was in den 50 untersuchten US-Häusern kreucht und fleucht, das fühlt sich auch in Deutschland pudel-, oder vielmehr: milbenwohl.

Gefunden wurden: Haubennetzspinnen, Termiten, Bücherläuse, Tausendfüßler, Silberfischchen... ja, und zu sechs Prozent auch die Deutsche Schabe, Blattella germanica. So ist das in der globalisierten Welt: Alles und alle kommen überall hin. Die Wissenschaftler drücken es so aus: „Unsere Häuser“, sagt Matt Bertone von der North Carolina University, „bieten viel mehr Biodiversität, als die meisten Leute denken.“ Und was bedeutet das in Bezug aufs Dschungelcamp? Kakerlaken zu essen wird völlig überschätzt – jeden Tag mit Millionen Milben zu schlafen, das ist die wahre Prüfung des Lebens.

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