Franz-Peter Tebartz-van Elst Wenn die Domglocken 13 schlagen - Demonstrationen in Limburg

LIMBURG · Um zwölf Uhr schlagen die Glocken des Limburger Doms 13 Mal. Eine Manipulation mit Symbolcharakter, so wie es die Gegner von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geplant hatten. Die Aussage: Es ist nicht fünf vor zwölf, eigentlich ist es schon zu spät, aber immerhin handeln wir jetzt. Denn jahrelang hatte niemand genau hingesehen - oder hinsehen können -, wie der Bischof das Diözesanzentrum immer aufwändiger sanieren und neugestalten ließ.

Bevor die Domglocken 13 schlagen, haben sich rund 200 Gläubige im Dom zum sonntäglichen Hochamt versammelt. Dort sei die Situation um Tebartz-van Elst kein Thema gewesen, berichtet der Limburger Mario Ilfisberger. Erst nach dem Schlussgebet geht die Diskussion um den Bischof auf dem Domplatz wieder los.

Befürworter des Bischofs findet man auch unter den Kirchgängern kaum. Nur eine Mitschuld gibt manch einer dem Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls, der die Baukosten kontrollieren sollte. Ilfisberger spricht von "einer schwierigen Situation. Das Vertrauen in den Bischof ist mittlerweile zerstört." Dabei basiert gerade das Amt des Oberhirten auf Vertrauen.

"Auch wenn es Tebartz-van Elst von Beginn an schwer hatte, Vertrauen war anfangs da. Das ist wohl auch der Grund, wieso so lange niemand kritischer nachgefragt hat", erklärt Ilfisberger die Entwicklung im Bistum seit der Amtsübernahme Tebartz-van Elsts im Jahr 2008.

Erst Anfang der Woche bestätigte das Bistum den gewaltigen Kostensprung von einst geplanten fünf auf über 30 Millionen Euro für den Bistumssitz. Seitdem ist in Limburg die Hölle los - so mag es jedenfalls manchem Katholiken vorkommen. "Jetzt müssen wir handeln, um unseren Glauben und unser Bistum zu schützen", fordert der Frankfurter Theologe Patrick Dehm.

2011 hatte ihm der Bischof als Leiter einer katholischen Einrichtung fristlos gekündigt. Nun gehört er zu den Organisatoren einer "Demonstration des Glaubens", zu der Mitglieder des Bistums für 11.55 Uhr auf den Domplatz eingeladen haben. Rund 150 sind dem Ruf gefolgt, ihr Anliegen an den Bischof wird schnell deutlich: "Er soll so schnell wie möglich beim Papst seinen Rücktritt anbieten", formuliert es eine Gläubige am offenen Mikrofon unter dem Applaus der Umstehenden.

Die Frage sei nicht, ob Tebartz-van Elst zurücktrete, sondern nur wann - behauptet jedenfalls Dehm. Doch was kommt dann? Diese Frage beschäftigt viele Gläubige auf dem Platz zwischen Kathedrale und Diözesanzentrum. "Es braucht in jedem Fall einen Neuanfang", sagt Domschweizer Bernhard Wagner, ein Angestellter des Bischofs. "Aber wer will sich das hier schon antun? Wer will nach der Geschichte dort drüben einziehen?", fragt Wagner und zeigt auf den Bischofssitz.

Nun, ein Nachfolger wird wohl zu finden sein, sollte Tebartz-van Elst tatsächlich sein Rücktrittsgesuch einreichen und Papst Franziskus diesem zustimmen. "Dann werden wir nicht warten, bis die Dom-Uhr 13 Mal schlägt. Wir wollen mitsprechen. Der ganze Verwaltungsapparat muss reformiert werden", fordert Dehm.

Die Vision: Weniger Prunk und Verschlossenheit, wie es die sanierten Mauern rund um das Diözesanzentrum vermitteln, dafür mehr Transparenz und Offenheit. Auch hierfür ruhen die Hoffnungen auf dem Papst. "Der hat bislang viel von dem gepredigt, was wir für unser Bistum erhoffen", so Dehm.

Geld für Gemächer und Garten - der Limburger Bischofssitz

Hier ein paar Millionen Euro, dort ein bisschen mehr und da ein klein wenig edler. Einzelheiten zur Inneneinrichtung hat der Sprecher des bischöflichen Vermögensverwaltungsrats, Jochen Riebel, bestätigt.

  • Allein die Wohnung von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst schlägt demnach mit mehr als 2,9 Millionen Euro zu Buche. Darin befinden sich auch ein 63 Quadratmeter großes Wohnzimmer und eine frei stehende Badewanne, die nach Medienangaben bis zu 15.000 Euro kosten soll. Die Schreinerarbeiten für die Wohnung, darunter auch Einbauschränke, wurden mit 350.000 Euro berechnet. Für Kunstwerke wurden 450.000 Euro ausgegeben.
  • Die Fenster der Privatkapelle lassen sich nach Angaben des Architekten des Baus automatisch abdunkeln und kosteten 100.000 Euro.
  • Der "Mariengarten" wurde laut "Bild"-Zeitung für 783.000 Euro neu angelegt. Die Gestaltung des von weißen Säulen dominierten Lichthofs hat weitere 2,3 Millionen verschlungen (Quelle: "Bild"-Zeitung).
  • Rund 100.000 Euro soll zudem nach Angaben mehrerer Medien der Umbau der Kapelle für einen Adventskranz gekostet haben. Der zunächst frei stehende geschmiedete Kranz sollte nach Wunsch des Bischofs hängen - auch wenn dafür das fertige Dach für einen Seilzug aufgerissen werden musste.
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