Teures Abenteuer: Bosch verkündet Ende seiner Solarsparte

Stuttgart/Arnstadt · Düstere Aussichten für 3000 Bosch-Mitarbeiter: Der Technologieriese wirft beim Geschäft mit der Sonnenenergie das Handtuch. Das kurze Abenteuer Solartechnik erwies sich als Milliardengrab.

 Bosch hatte kürzlich angekündigt, in diesem Jahr über die Zukunft seiner Solarsparte mit 3200 Beschäftigten entscheiden zu wollen. Foto: Martin Schutt

Bosch hatte kürzlich angekündigt, in diesem Jahr über die Zukunft seiner Solarsparte mit 3200 Beschäftigten entscheiden zu wollen. Foto: Martin Schutt

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"Aufgrund der veränderten Marktbedingungen haben wir keine Chance auf eine dauerhafte Verbesserung gesehen", sagte Konzernchef Volkmar Denner am Freitag in Stuttgart. "Den massiven Preisdruck in einem immer schwieriger werdenden Markt konnten wir nicht auffangen." Von der Entscheidung sind den Angaben zufolge insgesamt rund 3000 Beschäftigte betroffen.

Die Fertigung von kristallinen Solarzellen am Hauptsitz in thüringischen Arnstadt soll Anfang 2014 eingestellt und sämtliche Entwicklung- und Vertriebsaktivitäten beendet werden. Das Werk in Frankreich will Bosch verkaufen, ebenso wie die Anteile an der Tochter Aleo Solar. Den Solar-Standort in Erfurt hatte Bosch bereits Ende 2012 geschlossen. Einzig das Werk in Brandenburg an der Havel soll zunächst weitergeführt werden. Über dessen Zukunft werde später entschieden, hieß es.

"Wir sind uns bewusst, dass den Mitarbeitern nun eine schwierige Zeit bevorsteht", sagte Denner. Wie es konkret für die Beschäftigten weitergehe, sei noch nicht klar. Sofern es möglich sei, wollte Bosch ihnen aber Arbeitsplätze an anderen Standorten suchen.

Nach vorläufigen Zahlen hatte die Sparte allein 2012 die Konzern-Bilanz um gut eine Milliarde gedrückt. Neben einem operativen Verlust von etwa 450 Millionen Euro brachte die Solartochter abermals ungeplante Sonderabschreibungen von rund 600 Millionen Euro.

"Derartige Verluste sind langfristig für Bosch nicht tragbar", sagte Denner. Über die Jahre habe sich ein Verlust von insgesamt fast zweieinhalb Milliarden Euro angehäuft. Die Kosten für den Ausstieg noch nicht eingerechnet.

Arbeitnehmervertreter kritisierten die Entscheidung. Das Geschäftsfeld Solar werfe zwar momentan keine Gewinne ab, Innovationen erforderten aber einen längeren Atem, erklärte IG-Metall-Chef Berthold Huber. "Wer jetzt aufgibt, verabschiedet sich auf Dauer von einer Zukunftstechnologie und schadet damit dem Industrie- und Hochtechnologiestandort Deutschland."

Der Bosch-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Alfred Löckle forderte eine Perspektive für die Mitarbeiter: "Die Aktivitäten müssen aus Sicht der Arbeitnehmer mindestens bis zu einer erfolgreichen Investorensuche für diesen Geschäftsbereich fortgeführt werden", erklärte er. "Zudem brauchen wir eine langfristige Sicherung der Beschäftigung und der haustariflichen Regelungen."

Nach Ansicht von Experten hat Bosch als weltgrößter Autozulieferer mit der Sonnenenergie schlicht aufs falsche Pferd gesetzt. "Autos sind hochkomplexe Ingenieursprodukte, deren Bau hochspezielle Material-, Maschinenbau- und Elektronikkenntnisse erfordert", sagte Solarexperte Wolfgang Hummel vom Zentrum für Solarmarktforschung in Berlin. Solarzellen hingegen seien mittlerweile Massenware. Bosch habe mit dem Photovoltaik-Bereich ein Geschäftsfeld betreten, auf dem der Konzern seine Stärken nicht ausspielen konnte.

Nach einem ruinösen Preiswettbewerb durch Billigkonkurrenz aus China steht die gesamte Solarbranche derzeit enorm unter Druck - seit Ende 2011 häufen sich in Deutschland die Pleiten. Als Auslöser gelten neben dem Preisverfall auch sinkende Subventionen für die Branche.

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