Die Meister des "Bilderbackens"

Der Kunsthistoriker Gerald Volker Grimm von der Uni Bonn findet Indizien, dass es bewegliche Lettern schon vor Gutenberg gab.

 Aus Ton "gebackene" Heiligenbilder, gefunden in Aachen: Die Buchstaben auf ihnen sind identisch.

Aus Ton "gebackene" Heiligenbilder, gefunden in Aachen: Die Buchstaben auf ihnen sind identisch.

Foto: Gerald Volker Grimm/Uni Bonn

Bonn. (piw) Der Kunsthistoriker Gerald Volker Grimm von der Universität Bonn hat Hinweise entdeckt, dass schon vor Johannes Gutenberg mit einzelnen Buchstaben gedruckt wurde - in Reliefs aus Ton.

"Bilderbäcker" waren im Spätmittelalter bekannt für ihre Skulpturen und Reliefe. "Backen" bedeutete damals "im Ofen fest machen" und galt daher auch für Keramik, erklärt Grimm, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung für Kunsthistorik der Uni. Er untersucht er diese kleinen Meisterwerke des Bilddrucks aus dem 15. Jahrhundert.

Die "Bilderbäcker" stellten "Modeln" (Hohlformen) her, in die der Ton wie bei einer Backform gedrückt und anschließend gebrannt wurde. Zahlreiche Scherben von aus Ton "gebackenen" Heiligenbildern fanden Archäologen bei Ausgrabungen in der Nähe des Aachener Doms.

Grimm analysierte an ihnen die Schriftzüge: Die Lettern sind identisch. "In jedem Bild gleicht zum Beispiel ein A exakt dem anderen", sagt der Kunsthistoriker. "Das beweist, dass die Beschriftungen mittels beweglicher Lettern in die Model gepresst wurden."

Gutenberg soll um 1450 mit dem Drucken begonnen haben. Die Tonfragmente mit den Buchstaben wurden jedoch Jahre vorher hergestellt. "Damit verdichten sich die Indizien, dass Gutenberg nicht wie allgemein angenommen den Gebrauch der beweglichen Lettern erfand", sagt Grimm. "Eher könnte er die neue Technik von den Bilderbäckern übernommen haben."

Einige der Fundstücke sind in der Doppelausstellung "Ungeliebte Kinder der Kunstgeschichte - Kleine Meisterwerke des Bilddrucks" noch bis kommenden Sonntag, 16. Oktober, im Haus Löwenstein und im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen, Markt 39-41, zu sehen.

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