Forum Internationale Wissenschaft Erstes Kolloquium für Herbst geplant

Bonn · "Was tun sie hier eigentlich?" Eine so einfache und doch zugleich so schwierige Frage. Denn auch wenn die Arbeitsbereiche des gerade ein halbes Jahr alten Forums Internationale Wissenschaft (FIW) an der Universität Bonn klar benannt werden können, sind die dafür verwendeten Begriffe recht abstrakt. Die Einrichtung hat sich die Untersuchung der Strukturen demokratischer Gesellschaften, nationaler und globaler Wissenschaftsentwicklung sowie von Entwicklungsprozessen in transnationaler Perspektive auf die Fahnen geschrieben. So ist das noch keine zufriedenstellende Antwort.

 Forumsdirektor Professor Rudolf Stichweh.

Forumsdirektor Professor Rudolf Stichweh.

Foto: Kölsch

Professor Rudolf Stichweh, der Direktor des Forums und Inhaber der neu geschaffenen Dahrendorf-Stiftungsprofessur des Landes Nordrhein-Westfalen, hat eine bessere: "Wir versuchen, die Welt ein Stück besser zu verstehen - und das teils sehr konkret, etwa in Steuerfragen -, um aus diesem Verständnis Ratschläge geben zu können, wie Demokratie und der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft besser funktionieren können. Auch wenn die nicht immer jemand hören will."

Stichweh sitzt in seinem Büro in der ehemaligen Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz im Bundesviertel und berichtet vom bisher Erreichten. Im November 2012 war das Forum offiziell eröffnet worden, obwohl außer dem renommierten Soziologen, der früher an der Universität Luzern tätig war, noch keine Personalie geklärt war. "So langsam kommen wir in Gang", sagt Stichweh nun. Drei Mitarbeiterinnen hat er in seinem Bereich, der Demokratieforschung, inzwischen eingestellt, jede mit einem anderen regionalen Schwerpunkt. Nun wollen er und sein Team die politischen und gesellschaftlichen Systeme der verschiedenen Staaten miteinander vergleichen und dabei auch unbequeme Fragen stellen. "Ist die Demokratie noch in der Lage, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme zu lösen?", fragt Stichweh. "Oder können wir vielleicht sogar etwas aus dem chinesischen System lernen?"

Auch in einen der anderen Fachbereiche ist Bewegung geraten. David Kaldewey, ein Promovend der Universität Bielefeld, sei derzeit mit dem Aufbau der Wissenschaftsforschung beschäftigt; außerdem stehe man kurz davor, bei einer Stiftung einen Förderantrag zu stellen - wenn alles gut geht, sei man im Herbst arbeitsfähig, verkündet Stichweh stolz. Die Ziele des Fachbereichs kann er ebenfalls konkretisieren: "Uns geht es um den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft bei Themen wie Aids oder dem Klimawandel". Nun fehlt es lediglich der Entwicklungsforschung an einem Profil. "Da sind noch konzeptionelle Fragen offen - nicht zuletzt, ob der Begriff “Entwicklung„ überhaupt so glücklich gewählt ist", sagt Stichweh, der sich darüber regelmäßig mit Rektor Jürgen Fohrmann austauscht.

Neben diesen Forschungsbereichen will das FIW auch als Netzwerkofferte an wissenschaftliche und politische Organisationen verstanden werden. "Wir bieten an, zu beraten, lassen uns aber auch gerne selber beraten", sagt Stichweh und lächelt. Kommunikation sei schließlich das A und O. Mit der hervorragend vernetzten Musikwissenschaftlerin Professor Bettina Schlüter habe man dabei jemanden gewinnen können, der die notwendigen Impulse setzen kann. Ob das alles ausreicht, wird sich zeigen. Für Herbst ist ein erstes Kolloquium geplant, in dem Stichweh und sein Team sich präsentieren und zum Teil auch positionieren werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort